Kommentar zur USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft

Auf Nagelsmann warten Brandherde

Sky Reporter Florian Plettenberg (r.) blickt auf die ersten zwei Länderspiele vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Image: Sky Reporter Florian Plettenberg (r.) blickt auf die ersten zwei Länderspiele vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann.  © Imago

Aus Sicht von Julian Nagelsmann war die zehntägige USA-Reise mit einem überzeugenden Sieg gegen die USA (3:1) und einem schwachen Remis gegen Mexiko (2:2) positiv. Kann man so sehen, aber es bleiben trotzdem Zweifel. Ein Kommentar von Sky Reporter Florian Plettenberg.

Ohne Frage hat der neue Bundestrainer mit seinem Trainerteam um Ex-Nationalstürmer Sandro Wagner für einen Aufschwung gesorgt. Innerhalb der Mannschaft, in Fußball-Deutschland. Man freut sich endlich auf die Heim-EM. Denn Nagelsmanns Wille, offensiv begeisternden Fußball spielen zu wollen und sein Ziel, die deutschen Mega-Talente Florian Wirtz und Jamal Musiala zusammen auf den Platz zu bringen, kommt an und ist richtig.

Jedoch hat es auch Nagelsmann noch nicht geschafft, ein Defensiv-Konzept auf den Platz zu bringen, welches für Stabilität sorgt. Getreu dem Motto: Vorne hui, hinten manchmal pfui. Wohlwissend, dass es sein erster DFB-Lehrgang war.

UEFA EURO 2024

  • Datum: 14. Juni - 14. Juli 2024
  • Ort: Deutschland (zehn Austragungsorte)
  • Eröffnungsspiel: München Fußball Arena (14. Juni)
  • Finale: Olympiastadion Berlin (14. Juli)
  • Teilnehmer: 24 Länder, Deutschland in Gruppe A
  • Spielmodus: Rundenturnier (6 Gruppen à 4 Teams), K.-o.-System
  • Austragungsorte: München, Berlin, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Leipzig, Köln, Frankfurt
  • Ticketverkauf: Ab 3. Oktober 2023

Nagelsmann hat Mut bewiesen

Robin Gosens funktioniert auf der linken Seite, ist aber im Spiel gegen den Ball noch immer kein klassischer Linksverteidiger. Die Leistungen von Antonio Rüdiger haben Höhen und Tiefen. Auf der rechten Seite überzeugten weder Jonathan Tah, noch Niklas Süle. Heimlicher Gewinner ist somit Mats Hummels, der gegen die Amerikaner solide spielte, gegen die Mexikaner überraschend jedoch gar nicht zum Einsatz kam, obwohl sich ein Innenverteidiger-Duo dringend hätte einspielen müssen.

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Mats Hummels stand nach zwei Jahren Abstinenz bei der Nationalmannschaft direkt in der Startelf im Spiel gegen die USA. Gegen Mexiko musste er jedoch 90 Minuten zusehen. Horst Heldt bemüht sich um einen Erklärungsansatz.

Was der Mannschaft gut tut, ist Nagelsmanns ausgerufener Konkurrenzkampf. Dieser wirkt authentisch, führt zu notwendigen Reibungen im Team. Der 36 Jahre alte Cheftrainer hat Mut bewiesen, indem er Leon Goretzka zweimal auf die Bank gesetzt, Kai Havertz aufgrund dessen Formschwäche gegen Mexiko gar nicht eingesetzt, Niklas Süle (gleiche Beratungsagentur wie Nagelsmann) öffentlich kritisierte, Manuel Neuer aus der Ferne vorerst entmachtet und ihm die Kapitänsbinde bis einschließlich der Heim-EM entzogen hat, um das Team um Ilkay Gündogan herum aufzubauen.

Nagelsmann steht vor schwierigen Entscheidungen

Noch fügten sich die gestandenen, aber teils rasierten langjährigen Nationalspieler in den letzten Tagen entlang der amerikanischen Ostküste in der neuen Hierarchie geräuschlos ein. Doch spätestens im November, beim nächsten DFB-Lehrgang wird Nagelsmann auch Brandherde moderieren müssen.

  • Bleibt Goretzka auf der Bank?
  • Ist Joshua Kimmich noch gesetzt?
  • Wird Neuer nominiert?
  • Bleibt Müller ein Teilzeit-Allrounder?
  • Akzeptiert Havertz seine Reservisten-Rolle?

Viele schwierige Entscheidungen und Fragen für den Ex-Bayern-Trainer, dem man in München vor allem am Ende seiner Amtszeit vereinsintern nicht zugesprochen hatte, ein guter Mediator zu sein. Im Gegenteil. Mehrfach wurde ihm vorgeworfen, sogar kritikresistent zu sein und Hilfestellungen der Bosse nicht annehmen zu wollen. Immerhin hat Nagelsmann beim DFB mit Sportdirektor Rudi Völler einen mächtigen Chefbeschützer an seiner Seite, der ihn bedingungslos unterstützt.

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Rudi Völler zieht nach der USA-Reise ein Fazit.

Das hätte Nagelsmann wissen müssen

Nagelsmann sollte seinen Weg als Bundestrainer kompromisslos weitergehen. Denn er weiß: Er hat viel zu verlieren nach seinem unrühmlichen Abgang in München. Jetzt zählt nur der DFB-Erfolg, der beste Mix, die besten elf bis 14 Nationalspieler. Was Nagelsmann auf dem Weg zum erträumten EM-Titel jedoch nicht helfen wird, sind Boulevardthemen, wie etwa sein unnötig auffälliges Holzfällerhemd. Er hätte wissen müssen, dass er damit erneut polarisiert. Zumal seine polarisierenden Style-Entscheidungen schon bei den Bayern beäugt und vom ein oder anderen Nationalspieler auch in den USA belächelt wurden ...

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