Kommunikationsexperte zur FCB-PK: "Schadet mehr als es nützt"
Nach großem Rundumschlag
19.10.2018 | 23:17 Uhr
Die Pressekonferenz des FC Bayern München hat für viel Wirbel gesorgt. Ein Medienexperte analysiert für Sky Sport den Auftritt der Bayern-Bosse.
Die Führungsetage des FC Bayern München mit Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic holte auf der kurzfristig einberufen Pressekonferenz zum Rundumschlag aus.
Das Echo ließ nicht lange auf sich warten: "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Führung dieses Weltklubs FC Bayern sich zu einer solchen Aktion würde hinreißen lassen. Eine Aktion, die dem Verein mehr schadet als nützt", so der Kommunikationsexperte Michael Cramer im exklusiven Interview mit Sky Sport.
"Wo ist die Gelassenheit geblieben?"
Nicht nur die die anwesende Presse zeigte sich überrascht über das Verhalten des Bayern-Trios. "Man fragt sich, was ist los beim FC Bayern? Wo ist die Gelassenheit geblieben? Wo ist die Souveränität geblieben?", so Cramer weiter.
Gerade eine Aussage der Münchener irritiert den ehemaliger Programmchef von N24. "Da wird zu Beginn der Pressekonferenz das Grundgesetzt Artikel 1 „die Würde des Menschen ist unantastbar zitiert. Wahrlich der wichtigste Artikel unserer Verfassung, unseres Grundgesetzes. Und dann war der konkreteste Vorwurf der, dass Bayern-Spieler in den Medien als Altherren-Fußballer bezeichnet wurden. Da stimmt einfach die Verhältnismäßigkeit nicht. Und das spürt jeder", so Cramer.
Und weiter: "Ich kann Dinge kritisieren, dann muss ich mich aber selber anders verhalten. Ich kann nicht kritisieren, dass die Medien respektlos und im Ton falsch mit mir umgehen, und mich dann selbst im Ton vergreifen. Wenn dann heute beispielweise kommt, zehn Minuten nachdem die Würde des Menschen zitiert wurde, erklärt Uli Hoeneß, dass der Spieler Bernat da einen 'scheiß zusammen gespielt' hätte. Dann passt das einfach nicht zusammen. Ich kann nicht Dinge kritisieren, die ich besser selber nicht mache. Dann wird das Ganze unglaubwürdig und ich messe mit zweierlei Maß. Ich kann nicht moralisch Maßstäbe an andere anlegen, die ich selber nicht bereit bin zu erfüllen. Und all das wurde heute Nachmittag mehr als deutlich."
Presse wird noch kritischer hinschauen
Die Bayern haben sich mit diesen Aussagen keinen Gefallen getan. Die Pressevertreter werden jetzt noch viel genauer auf den Rekordmeister schauen.
"Zu meiner journalistischen Zeit hätte ich mich jetzt an der Ehre gepackt gefühlt. Jetzt wollen wir doch mal ganz besonders kritisch hinschauen, und zwar nicht unfair. Sondern welcher Journalist will sich jetzt nach dieser Attacke dem Verdacht aussetzen nun weniger kritisch mit dem FC Bayern umzugehen. Das hat auch was mit Berufsauffassung und auch mit Berufsehre zu tun. Journalisten machen ihren Job, das hat man zu akzeptieren. Anders funktioniert es nicht, es ist ein hohes Gut in unserer Zeit", so Krisenmanager Michael Cramer.
Zum Abschluss nennt er noch einen weiteren Kritikpunkt an die Führungsetage des FC Bayern. "Unsere Demokratie ist durchaus gefährdet, spätestens durch Begriffe wie Lügenpresse und dergleichen. Und dann haben Menschen, die der Art in der Öffentlichkeit stehen und einen Status genießen wie es die Bayernführung tut, eine besondere Verantwortung. Auch unter dem Aspekt fand ich diesen Auftritt heute mehr als unglücklich.", so Cramer.