Kovac teilt gegen seine BVB-Stars aus: Das steckt hinter der Kritik
Niko Kovac war mächtig angefressen. Noch weit nach Schlusspfiff stand der BVB-Coach in den Katakomben des Estadi Olímpic und brodelte innerlich.
10.04.2025 | 11:02 Uhr
Erst unterhielt er sich lange mit seinem Kumpel und Trainerkollegen Hansi Flick, der ihn zuvor mit 0:4 geschlagen hatte, dann mit Kapitän Emre Can und anschließend mit Pressesprecher Sven Westerschulze. Kovac gestikulierte wild mit den Händen, der Blick war streng, die Enttäuschung saß tief. Kovac hatte offenbar Redebedarf.
Die 0:4-Packung im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona war für den ehrgeizigen und stolzen Fußball-Lehrer so einfach nicht akzeptabel.
"Nicht nur ich, sondern jeder Trainer bereitet das vorher gut vor, aber dann wird es aus welchen Gründen auch immer nicht umgesetzt", polterte der BVB-Coach und wirkte ratlos.
Kovac teilt gegen seine Stars aus!
Damit legt der Deutsch-Kroate eine bemerkenswerte Wandlung hin. Seit etwas mehr als zwei Monaten ist Kovac als Nachfolger von Nuri Sahin nun im Amt. Anfangs streichelte er seine verunsicherten Spieler noch. Öffentlich gab es stets Lob und Rückendeckung. Der formschwache Julian Brandt wurde sogar auf eine Stufe mit Florian Wirtz und Jamal Musiala gehoben. "Sie werden von mir nichts hören. Wir brauchen jetzt jeden Spieler", sagte Kovac zuletzt auf Sky Nachfrage angesprochen auf einen nötigen Sommerumbruch und von welchen Spielern man sich trennen müsse. Nun dreht sich aber offenbar der Wind.
Kovac, der die Mannschaft vor vier Wochen schon mit einer lautstarken Kabinen-Ansage wachrütteln wollte, stellte seine Spieler erstmals öffentlich an den Pranger. Der frühere Bayern-Coach merkt mehr und mehr, dass die wankelmütige Mannschaft offenbar eine deutlichere und härtere Ansage braucht und dürfte für sich bereits wichtige Erkenntnisse hinsichtlich des Sommers gesammelt haben. Gleich mehrere Stars bekamen ihr Fett weg.
Kritik an der Mannschaft
"Es war viel Stückwerk. Wir bestrafen uns selber", schimpfte Kovac. "Das letzte Tor war unser Einwurf, aus dem wir einen Konter kassieren. Eine Standardsituation und drei Konter sind definitiv zu viel und nicht gut."
Der frühere Bayern-Coach monierte darüber hinaus: "Wir haben schlecht verteidigt. Man kann Bälle verlieren, das gehört dazu, aber man muss dann richtige Entscheidungen treffen. Wir haben den Gegner dreimal zum Konter eingeladen. Das ist viel zu viel!"
Kritik an Guirassy
Ausgerechnet Serhou Guirassy, der von Kovac in den letzten Wochen als "Weltklassestürmer" geadelt wurde, ließ zwei dicke Chancen aus. "Serhou muss ihn nur mit der Innenseite treffen, aber trifft den Ball so gut wie gar nicht", kritisierte Kovac. "Das sind Kleinigkeiten, die auf dem Niveau dann entscheiden, ob du dabei oder nicht dabei bist."
Kritik an den Flügelstürmern
Kovac pickte zudem die Flügelstürmer Karim Adeyemi und Jamie Gittens raus, die in der Defensive kaum Unterstützung leisteten und nach Ballverlusten stehen blieben. "Man muss außen Zwei-gegen-zwei verteidigen", so Kovac. "Das ist nicht ganz einfach für die Außenstürmer immer mitzugehen, wenn die Außenverteidiger gehen, aber du musst auf dem Niveau mit nach hinten arbeiten. Wenn du das nicht machst, bestrafen dich die Zwei-gegen-eins-Situationen, die du hinten verteidigen musst."
Und weiter: "Ich glaube, dass der ein oder andere denkt, dass wenn ich mir einen Gang spare, kann ich den nach vorne nutzen. Wenn du den Ball nicht hast, kannst du aber kein Tor erzielen, du musst erst mal aktiv gegen den Ball verteidigen und das haben wir grade auf den Außenpositionen nicht gut gemacht und deswegen wurden wir immer wieder überlaufen."
Kritik an Adeyemi
Von Kovac gab es zudem eine versteckte Kritik an Adeyemi. "Wir gehen mit 0:1 in Rückstand durch eine Standardsituation, die so einfach nicht passieren darf. Das ist unnötig", schimpfte der Trainer. Hintergrund: Adeyemi foulte Jules Kounde, indem er dem Barca-Profi an den Haaren zog. Der daraus folgende Freistoß führte zum Tor.
Kritik gab es aber auch an Kovac selbst, der das zuletzt gut funktionierende System mit einer Fünferkette in Barcelona überraschend verändert hatte. "Das war kein Problem einer Vierer- oder Fünferkette", wehrte er sich.
Sportchef Sebastian Kehl sprang ihm zur Seite: "Ich glaube nicht, dass es an der Taktik lag."
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