Löw startet Umbruch: "Bin bereit, das Risiko einzugehen"
Vor Länderspiel gegen Serbien
19.03.2019 | 22:33 Uhr
Bundestrainer Joachim Löw startet mit seinem neu formierten Team in das Länderspieljahr 2019 und in die Mission EM-Qualifikation. Mit seiner jungen Mannschaft geht der DFB-Coach auch "ein gewisses Risiko " ein.
Ihm sei völlig klar, "dass man als Nationaltrainer liefern muss und von der Art und Weise und den Ergebnissen abhängig ist", sagte Löw vor dem Länderspiel am Mittwoch (20:45 Uhr) in Wolfsburg gegen Serbien, und er ergänzte betont lässig: "Das weiß ich seit 14 Jahren, mit dem Druck kann ich sehr gut Leben. Mein Anspruch an mich selbst ist hoch."
Löw beginnt "neue Zeitrechnung"
Dass ihn TV-Experten wie Lothar Matthäus ("Den größten Eiertanz von allen hat er hingelegt") und Jürgen Klinsmann ("Wenn Ergebnisse nicht stimmen, musst du irgendwann gehen") öffentlich angezählt haben, nahm Löw nach außen emotionslos zur Kenntnis. Für den Umbruch, der in der Ausbootung der drei 2014-Weltmeister Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels gipfelte, sei er bewusst "ein gewisses Risiko eingegangen", gestand Löw: "Wir stehen vor neuen Herausforderungen, vor einer neuen Zeitrechnung."
Auch deshalb kommt dem Spiel gegen Serbien eine besondere Bedeutung zu. Im Testlauf für den immens wichtigen Auftakt in der EM-Qualifikation vier Tage später in Amsterdam gegen den Erzrivalen dürfte Löw auf große Experimente verzichten. "Alles ist ausgerichtet auf das Spiel gegen die Niederlande", betonte der Bundestrainer: "Die Serben haben eine ähnliche Spielweise, ähnliche Automatismen. Das kommt uns entgegen." Nicht zur Verfügung steht ihm der zuletzt erkältete Münchner Serge Gnabry.
Eines sei klar, betonte Löw: Man wolle sich in der EM-Qualifikation "nicht einfach so durchwurschteln", sondern "mehr Tempo, Dynamik und Zielstrebigkeit" zeigen - und das Team auf Sicht wieder zurück in die Weltspitze führen. Die Prämie für den EM-Titel 2020 soll laut Bild-Zeitung bei rund 300.000 Euro liegen, vorverhandelt von Kapitän Manuel Neuer.
Löw lässt Torhüter-Frage offen
Ob der Stammtorhüter oder sein Herausforderer Marc-Andre ter Stegen am Mittwoch das deutsche Tor hüten wird, ließ Löw offen. Nach seiner am Montag wegen einer Zahn-Operation verspäteten Ankunft wollte der Bundestrainer erst noch Gespräche mit den beiden sportlichen Rivalen führen.
Neuer patzte zuletzt im Champions-League-Rückspiel gegen den FC Liverpool, ter Stegen überragte im "Clasico" gegen Real Madrid. Auch Rekordnationalspieler Matthäus forderte mehr Einsatzzeiten für ter Stegen: "Wenn schon Leistungsprinzip, dann für alle."
Sane will vorangehen
Sportlich unumstritten ist dagegen Leroy Sane, der vor dem WM-Debakel von Löw zur Verwunderung vieler noch aussortiert worden war. "Im Moment bin ich absolut zufrieden mit ihm. Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten und bringt sie sehr zur Geltung", sagte Löw.
Sane selbst verspürt große Lust, "auf dem Platz noch mehr voranzugehen". Neben dem Platz gehörten dem schnellen Flügelspieler von Manchester City wegen seiner flauschig-bunten Lammfelljacke im Wert von 4500 Euro bereits die Schlagzeilen.
Solche Extravaganzen werden die Fans den Spielern eher durchgehen lassen, wenn die Ergebnisse wieder stimmen. Eine Blamage in den Niederlanden wie in der Nations League vor fünf Monaten (0:3) darf sich das neuformierte DFB-Team aber nicht leisten, eigentlich auch keine Niederlage gegen stark ersatzgeschwächte Serben um Frankfurts Stürmerstar Luka Jovic. Dafür ist die Aufbruchstimmung noch zu brüchig, sind Löws jüngste Maßnahmen zu umstritten. "Das ist ein Pulverfass", fasste Jürgen Klinsmann, Löws Vorgänger und Freund, die Lage treffend zusammen.
Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:
Neuer - Ginter, Süle, Rüdiger - Kehrer, Kimmich, Kroos, Schulz - Sane, Werner, Reus.