Lothar Matthäus Kolumne über Bayern und Tuchel nach der Niederlage in Bochum
Der FC Bayern braucht wieder Gesichter
19.02.2024 | 18:53 Uhr
Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne auf die Krise des FC Bayern. Die Unruhe im Verein färbt auf die Mannschaft ab, meint der Sky Experte. In der Führungsriege vermisst der ehemalige Bayern-Kapitän die sportliche Kompetenz.
Nach der Niederlage des FC Bayern in Bochum hat CEO Jan-Christian Dreesen erklärt, dass Thomas Tuchel am Samstag in Leipzig auf der Bank sitzen wird.
Ich finde, dass man klare Entscheidungen treffen muss. Wenn man zu Thomas Tuchel steht, dann sollte man seine Zukunft nicht vom nächsten Spiel gegen Leipzig abhängig machen, sondern sagen, dass man den Weg mit ihm bis zum Saisonende geht. Egal, was passiert.
Bayern fehlen Lockerheit und Leichtigkeit
Ich weiß nicht, wie Tuchel über die Situation denkt. Es könnte auch sein, dass er irgendwann sagt "das war's", wenn er merkt, dass er keinen Spaß mehr hat oder dass es nicht mehr als Einheit funktioniert. Auf dem Platz stimmt es schon seit längerer Zeit nicht mehr. Dominanz und Ballbesitz reichen nicht, es hapert an der Effektivität und der Chancenverwertung.
In Bochum hat man überlegen begonnen, und wenn Kane das 2:0 gemacht hätte, wäre der Spielverlauf vielleicht ganz anders gewesen. Harry Kane hätte zu Thomas Müller spielen müssen, aber er wollte es unbedingt selbst machen. An dieser Szene hat man auch den Druck gemerkt, der auf den Spielern lastet. Wenn Lockerheit und Leichtigkeit vorhanden sind, spielt Kane zu Müller und der Ball ist im Tor. Bayern gewinnt. Punkt. Aus.
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Unruhe im Verein färbt auf die Mannschaft ab
Auch am Disput zwischen Joshua Kimmich und Zsolt Löw nach dem Spiel kann man etwas erkennen: Die aktuelle Situation nagt an jedem im Verein. Zsolt Löw war mein Spieler in der ungarischen Nationalmannschaft. Er ist ein ruhiger, besonnener, intensiver und aktiver Trainer, mit dem man eigentlich gar nicht streiten kann.
Je mehr Unruhe im Umfeld eines Vereins herrscht, umso mehr färbt diese auf die Leistungen der Mannschaft ab. Ich bin davon überzeugt, dass sich viele Dinge im Kopf abspielen. Wenn du über Jahre erfolgreich warst und dann so eine Phase wie jetzt erlebst, kommst du da nur gemeinsam als Mannschaft raus.
Wir haben früher auch schlecht gespielt, aber es war immer noch jemand da, der uns aufgeweckt hat, auf den die Spieler gehört haben, zu dem man aufgeschaut hat.
In der Führung fehlt die sportliche Kompetenz
Wenn Franz Beckenbauer nach einem verlorenen Spiel eine Bankettrede gehalten hat, war es mucksmäuschenstill. Auch Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben die Spieler wachgerüttelt, aber wer macht das heute? Wo ist die sportliche Kompetenz in der aktuellen Chefetage?
In der Führungsriege sitzen sehr erfolgreiche Menschen aus dem Finanzwesen. Ich kenne sie alle und habe zu ihnen ein gutes Verhältnis. Sie sind zurecht dort, aber neben ihnen fehlt mir die sportliche Kompetenz. Wer von ihnen hat als Spieler Meisterschaften gewonnen?
Lahm, Schweinsteiger und Robben sind Gesichter des Vereins
Bei allem Respekt für die hervorragende Arbeit, die sie in ihren Bereichen leisten oder geleistet haben, aber es kommt keiner aus dem Fußball, beziehungsweise hat als Fußballer etwas Großes erreicht. Es ist niemand da, der Stallgeruch mitbringt.
Warum sind ehemalige Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Arjen Robben nicht eingebunden? In den vergangenen zehn Jahren wurden beim FC Bayern so viele Positionen für verdiente Spieler erfunden. Wenn ich will, gehe ich auf diese starken Persönlichkeiten des FC Bayern zu und finde eine Position für sie.
Wie in einer Fußballmannschaft braucht es auch in der Vereinsführung eine klare Aufgabenverteilung, klare Prozesse und ein klares Miteinander. Dann wird eine Entscheidung getroffen und der folgt man.
Eberl ist kein Heilsbringer
Rummenigge mit seiner Erfahrung und seinen Erfolgen, auch als Spieler, wäre ideal, aber er will nicht mehr. Ich glaube, dass Hoeneß nach wie vor gebraucht wird. Aber solange Uli nicht loslässt, kann sich kein anderer entwickeln. Vielleicht funktioniert es mit Max Eberl.
Mit Max kommt jemand, der als sportlich Verantwortlicher in der Bundesliga schon hervorragende Arbeit geleistet hat. Ich kenne ihn noch aus unserer gemeinsamen Zeit in München. Er hat eine Vergangenheit im Verein, aber er allein ist kein Heilsbringer und er ist auch kein Bayern-Gesicht.
Ein Thomas Müller ist intelligent, sprachgewandt, er hat viele Sympathien. Ich weiß, dass Thomas noch weiterspielen möchte, und ich will ihn gar nicht in so eine Position reden, aber Bayern München hat immer auch von der Geschichte gelebt und ich frage mich: Wo sind die Gesichter, die mit dem FC Bayern München diese wunderbare Geschichte geschrieben haben?
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