Magic Marcus stärker denn je! Rashford lässt United träumen
07.08.2023 | 11:56 Uhr
United ist obenauf und spielt nach einer beachtlichen Serie sogar wieder eine Rolle im Titelrennen. Weil Coach ten Hag dem Team eine Spielidee verpasst hat und der wohl wichtigste Akteur nicht länger im Schatten von CR7 stehen muss. Marcus Rashford ist zurück - gefährlicher denn je.
Bereits drei Jahre ist es mittlerweile her. Damals, im Sommer 2020, staunten die Bewohner der Copson Street nicht schlecht, als sie die Außenfassade eines der wenigen hinterbliebenen Cafés des Bezirks begutachteten. Ihr Stadtteil Withington, ein Vorort im Süden von Manchester, ist heruntergekommen, ein Opfer des demographischen Wandels, und die vielen Straßenzügen mit ihren endlosen Reihenhäusern wirken nicht gerade so, als dass sie einmal im Zentrum der medialen Öffentlichkeit stehen könnten.
Doch in jenem besagten Sommer sollte sich das ändern. Der Straßenkünstler Akse P19 sprayte ein Wandgemälde von Marcus Rashford an die Fassade des Cafés: "Take pride in knowing that your struggle will play the biggest role in your purpose" oder zu Deutsch: "Sei stolz darauf zu wissen, dass deine Anstrengung die größte Rolle bei deinem Vorhaben spielen wird", heißt es dort unter dem Konterfei des Spielers von Manchester United. Rashford wuchs in eben jenem Stadtteil auf, er ist ein Sohn dieses Ortes und dessen Bewohner sind völlig zurecht mächtig stolz auf ihr heldenhaftes Wunderkind.
Denn abseits des Rasens setzt sich der 25-Jährige bereits seit Jahren vorbildlich für soziale Projekte ein. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie begann Rashford beispielsweise damit, sich intensiv für die Bekämpfung von Kinderarmut zu engagieren. Gleich zweimal gelang es mit Hilfe seiner Unterstützung, während des Ausnahme-Zustands Essensmarken für bedürftige Schulkinder einzuführen. Darüber hinaus setzt er sich für die Wohltätigkeitsorganisation "FareShare" ein und half ohnehin schon oft dabei, die Regierung zu einer besseren Sozialpolitik zu bewegen - das Mauerwerk eine Ehrung für sein unermüdliches Engagement.
Dass er weniger als ein Jahr später aufgrund seiner sportlichen Leistung nach seinem verschossenen Elfmeter im EM-Finale gegen Italien wiederum rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt war und das Fassadengemälde verunstaltet wurde, zeigt deutlich die Missstände der englischen Fußballwelt auf. Auf dem Rasen lief es für Rashford nach diesen Zwischenfällen wenig überraschend immer schlechter.
Der Stürmer, der einst im Februar 2016 sein Debüt für United gegen Arsenal mit einem Doppelpack gekrönt hatte und bereits als Youngster zum Stammspieler avanciert war, stürzte in eine heftige Formkrise. Dass die Red Devils dann auch noch den wohl weltweit meistgefeierten Medienstar des Fußballs, Cristiano Ronaldo, ins Old Trafford lotsten, trug nicht gerade dazu bei, dass sich Rashford rasch von seinem Tief erholen konnte.
Ronaldo hat dem englischen Nationalspieler mit Blick auf seine Entwicklung alles andere als gutgetan. Er stand im gigantischen Schatten des portugiesischen Superstars und hatte nicht nur auf dem Platz an Problemen zu nagen: "Ich hatte zeitweise mit eher mentalen Dingen zu kämpfen", offenbarte das United-Eigengewächs rückblickend. Doch diese Tage scheinen aus Sicht des 25-Jährigen endlich vorbei.
Sein neuer Trainer Erik ten Hag hat seinem Schützling zurück zu alter Stärke verholfen. Auch der Abgang von CR7 und die dadurch automatisch verbundene mediale Entlastung bei United scheint Rashford durchaus entgegengekommen zu sein. Der niederländische Coach hat den Red Devils eine gänzlich neue Spielidee injiziert. Rashford ist das Sinnbild dafür, dass diese Philosophie etwas mehr als fünf Monate nach Amtsantritt ten Hags bereits ersichtliche Früchte trägt.
United steht auf Rang drei der Premier League und hat mit acht Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Arsenal bei noch 15 ausstehenden Spielen durchaus alle Chancen, den Titelkampf in dieser Saison für sich zu entscheiden. Ein Grund für die großartige Ausgangsposition des in den vergangenen Jahren immer wieder kriselnden Klubs hört zweifelsohne auf den Namen Marcus Rashford.
Der physisch robuste Linksaußen und Mittelstürmer konnte in dieser Spielzeit wettbewerbsübergreifend bereits 22 Tore in 35 Spielen verbuchen. Eine großartige Ausbeute des Engländers, wenn man bedenkt, dass er in der abgelaufenen Saison (auch, weil er mit einer Schulterverletzung zu kämpfen hatte) gerade einmal auf insgesamt fünf kam.
Auch gegen Barca konnte er jüngst im Europa League-Spiel wieder einmal wichtig netzen. Selbst Xavi, Trainer der Katalanen, konnte nach der Partie keinen Hehl um seine Begeisterung über den neuerblühten Stürmer machen: "Rashford ist einer der gefährlichsten Spieler ganz Europas", lobte der 43-Jährige Barca-Coach.
Unter ten Hag ist Rashford gesetzt. Er gibt ihm das Vertrauen und dieser zahlt es dem Coach vollends zurück. Rashford trifft und trifft und trifft und hat im Offensiv-Gefüge Uniteds seinen Platz als temporeicher Vollstrecker gefunden. Mit Edeltechniker Bruno Fernandes, den Flügelflitzern Jadon Sancho und Antony sowie mit Uniteds jüngstem Neuzugang Wout Weghorst scheint er in den Offensiv-Reihen mustergültig zu harmonieren.
Ten Hag hat es geschafft, Ordnung in Uniteds Kader-Wirrwarr zu bringen. Die Hierarchien sind beglichen und niemand ist im Stile Ronaldos wütend oder angefressen, wenn er mal nicht von Anfang an auf dem Rasen steht, sondern andere wichtige Akteure den Vorzug erhalten. Das war mit Blick auf die vergangenen paar Monate nicht der Fall. "Es herrscht eine ganz andere Energie im Verein und auf dem Trainingsplatz", erkannte auch Rashford selbst zuletzt an.
Dazu kommt, dass Rashford endlich einmal länger am Stück verletzungsfrei ist - auch das hatte den 25-Jährigen in den vergangenen Jahren immer wieder aus der Bahn geworfen. Heute scheint das anders. Er wirkt fit, schnell, kraftvoll und konzentriert, und sein Selbstvertrauen wurde von ten Hag wieder gänzlich aufgebaut. Barca-Coach Xavi fand treffende Worte. Marcus Rashford gehört in seiner derzeitigen Form ohne Zweifel zu den gefährlichsten und besten Offensiv-Spielern Europas.
Der englische Nationalstürmer ist stärker denn je. Das beweist auch der Blick auf die Statistik: Schon jetzt hat der Offensiv-Mann wettbewerbsübergreifend mehr Tore in der laufenden Saison geschossen als seit seinem Debüt von 2016 in jeder einzelnen zuvor.
Dabei hat Rashford mit United noch genügend Spiele vor der Brust, um die persönliche Statistik weiter auszubauen und seine beste aller Saisons womöglich sogar auch noch mit einem Titel zu krönen. Manchester ist in noch keinem seiner Wettbewerbe ausgeschieden, im League Cup steht man sogar bereits im Finale.
Auch in der Liga könnte man am Sonntag (19.02., ab 15:00 LIVE auf Sky Sport Premier League) gegen Leicester City den nächsten Schritt machen und weiter an Arsenal und Stadtrivale City dranbleiben. Die Chancen auf einen krönenden Abschluss samt Trophäe stehen in dieser Spielzeit also alles andere als schlecht aus Sicht der Red Devils.
Denn Manchester United spielt eine hervorragende Saison. Vor allem dank eines heldenhaften Stürmers, der auf dem Rasen zurück zu seinen Fähigkeiten gefunden hat und deshalb nicht mehr länger nur neben dem Platz für große Lobeshymnen sorgt.
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