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Matthäus: Kehl und Sammer sind Glücksgriffe für den BVB

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche befasst er sich mit den beiden Borussias.

Heute möchte ich über zwei überaus positive Beispiele aus der Bundesliga sprechen. Konkret: über die beiden Borussias. Über meinen Ex-Verein aus Gladbach sowie den BVB.

In Dortmund wächst gerade etwas richtig Tolles zusammen. Ein erfahrener Trainer, der vor allem eines tut: Er lässt die starken Spieler, die er hat, auf der für sie perfekten Position spielen. Marco Reus, der oftmals in der Offensive mal links, mal rechts, mal in der Mitte spielen musste, hat nun eine feste Position in der Zentrale.

Vor ihm spielt Paco Alcacer, der Tore aus allen Lagen schießt und auch noch Spiele entscheidet. Ein klasse Einkauf. Jeder Spieler hat seine Lieblingsposition. Und es ist eben etwas anderes, ob man mal mit dem Rücken zum Tor spielt oder mit dem Gesicht. Unter Favre weiß jetzt jeder Akteur ganz genau, was er zu tun hat und wo. Und noch einige Dinge haben sich im Vergleich zur unbefriedigenden letzten Saison geändert:

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Wandel bei Favre

Die von mir oft angesprochenen fehlenden Persönlichkeiten sind nun vor allem in der Zentrale vorhanden. Mit Witsel und Delaney ziehen zwei Top-Spieler die Fäden in der Mitte des Spielfeldes. Roman Bürki ist der Fels in der defensiven Brandung. Davon profitiert vor allem die extrem junge Abwehr.

In der vorderen Reihe sind die schnellen Spieler eine Augenweide. Sancho, Pulisic, Bruun Larsen, Reus. Vier Raketen, die alles annehmen und umsetzen, was ihnen der Trainer vorgibt. Ein Trainer, der im Übrigen früher dafür bekannt war, lieber 1:0 zu gewinnen als ein 4:3 zu zelebrieren. Das scheint sich geändert zu haben.

Favre kann sich heute auch über ein Tor-Spektakel freuen, ohne gleich die Krise zu bekommen, weil es viele Gegentore gab. Die Euphorie, die dieser Klub mit diesen Fans und diesem Stadion bei jedem Fußballfanatiker entfachen kann, hat offensichtlich auch Favre angesteckt. Und trotzdem will er natürlich jedes Spiel gewinnen. Ein wesentlicher Punkt für die neue BVB-Herrlichkeit scheint mir auf der Entscheidungs- und Beratungsebene zu liegen.

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Kehl und Sammer sind Glücksgriffe

Sebastian Kehl und Matthias Sammer sind zwei Glücksgriffe und befruchten Verein sowie Mannschaft mit ihrem Wissen, Instinkt und ihrer Erfahrung. Sie kennen diesen Verein und haben dort selbst große Erfolge gefeiert. Sie wissen, was dort gefragt ist und vor allem scheinen Michael Zorc und Aki Watzke wert auf die Meinung der beiden zu legen. Es war kein Aktionismus, Sammer und Kehl zu installieren. Dies würde nämlich das Gegenteil bewirken. Sie respektieren die zwei Neuen, nehmen sich Anregungen und Kritik zu Herzen und ernten zu einem überraschend frühen Zeitpunkt die Früchte in Form von Siegen und spektakulärem Fußball.

In der Champions League geht es nun gegen Atletico Madrid (Mi., ab 20:50 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport 2 HD und UHD) . Eine Mannschaft, die in den letzten sechs, sieben Jahren zu den erfolgreichsten in Europa gehörte. Brügge und Monaco waren bisher nicht das oberste Regal. Dortmund ist super in Form, zu Gast ist eine absolute Spitzenmannschaft. Darum tippe ich auf ein Unentschieden.

Die Borussia vom Niederrhein macht ebenso - aus unterschiedlichen Gründen - extrem viel Freude beim Zusehen. Es gibt Trainer, die ein ganz bestimmtes System bevorzugen und es gegen alle Widerstände durchziehen. Egal, ob sie die passenden Spieler dafür haben oder nicht. Das mag eine ganze Weile lang gut gehen, aber irgendwann - und das ist sicher - fällt es ihnen auf die Füße.

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Für Gladbach ist die Champions League drin

Die großartige Einkaufspolitik von Max Eberl in Zusammenarbeit mit Trainer Dieter Hecking, der sich ein kleines bisschen neu erfunden hat, führt zu dem spektakulären Fußball, den Borussia Mönchengladbach seit Wochen zelebriert. Das 4-3-3, das Hecking seiner Borussia nun auf den Leib geschnitten hat, passt nicht nur perfekt zu den Spielern, die er hat, sondern entspricht auch der Philosophie und ich möchte fast sagen, der Gladbach-DNA.

Ich fühle mich an meine Borussia von damals erinnert. Bei uns waren es links Kalle Del'Haye, rechts Ewald Lienen, Mittelstürmer Harald Nickel. Die beiden Achter waren Carsten Nielsen und Christian Kulik vor mir auf der Sechs. Ich war quasi der Strobl aus dem gestrigen Spiel gegen Mainz. Die 05er haben übrigens von Gladbach gestern genauso viele Tore eingeschenkt bekommen, wie in der ganzen bisherigen Saison zusammen. Das 3:0 in München und die tolle Form wurde somit eindrucksvoll bestätigt.

Plea, Hofmann, Stindl, Hazard, Ginter, Sommer - um nur ein paar Spieler zu nennen - glänzen seit Wochen. Ich will nicht übertreiben und davon sprechen, dass dieses Team zum Träumen einlädt. Aber wenn das so weitergeht und sie nicht vom Verletzungspech so gegeißelt werden wie im vergangenen Jahr, dann ist in jedem Fall die Champions League drin.

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Das ist Gladbachs Vorteil

Der große Vorteil von Mönchengladbach im Vergleich zur Konkurrenz ist, dass sie in keinem internationalen Wettbewerb spielen. Dieses Team hat in meinen Augen gezeigt, dass es sich vor den Bayern nicht verstecken muss und vor dem BVB auch nicht. Wenn alles so bleibt, die Mannschaft auf diesem spielerischen Niveau weitermacht und der ein oder andere Klub weiterhin schwächelt, dann spielen sie auch um die Meisterschaft mit.

Was beide Borussias gemeinsam haben, ist, dass Trainer und Entscheidungsträger mit einer Zunge sprechen, kritisch aber ehrlich miteinander umgehen und jedes Wort das nötige Gewicht hat. Dies würde dieser Tage so manch großem Vereine in Deutschland ebenfalls gut zu Gesicht stehen.

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