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Matthäus-Kolumne: Für diesen Fall sollte Löw Hummels anrufen

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Er macht sich keine Sorgen um das DFB-Team, sieht aber Verbesserungsbedarf in der Abwehr und denkt dabei auch an Mats Hummels.

Nach einem 2:2 gegen Argentinien und einem 3:0-Sieg in Estland, kann man zufrieden mit unserer Nationalmannschaft sein. Natürlich wäre ein Sieg gegen die Südamerikaner und ein souveräneres Spiel in Tallinn etwas besser gewesen, aber aktuell kann man nicht mehr erwarten.

Man darf bei diesen beiden Partien zwei Dinge nicht vergessen: Jogi Löw hat extrem viele Absagen bekommen und zum anderen muss man eine so frühe Rote Karte bei einem Spiel erstmal wegstecken und dann noch 3:0 gewinnen.

Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick
Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de.

Manche finden, der deutschen Nationalmannschaft fehle es in letzter Zeit etwas am Glanz vergangener Tage. Aber auch früher war nicht nur Glanz und Gloria, wenn man an das DFB-Team gedacht hat. Das hat immer auch mit den Ergebnissen und der Außendarstellung zu tun.

Müssen uns keine Sorgen machen

Beides war in den letzten Jahren alles andere als gut. Das Abschneiden bei der WM 2018 sowie die negativen Schlagzeilen um die DFB-Präsidenten Zwanziger und Grindel haben dafür gesorgt, dass unser Ruf gelitten hat. Es waren Personen an der Spitze, die lieber sich selbst dargestellt haben, als unseren Verband ordentlich zu repräsentieren. Negative Schlagzeilen statt positiver Ausstrahlung. Wenn dazu noch sportlich schlechte Leistungen kommen, leidet der gute Ruf enorm.

Aber auch früher war nicht jedes Spiel ein Fest und es gab immer mal wieder ein Turnier, bei dem wir uns blamiert haben.

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Ich finde aber, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Die handelnden Personen machen ihren Job gut und einem Umbruch muss man auch ein wenig Zeit geben. Aktuell haben Nationen wie Frankreich, England, Holland und Spanien die Nase vorn. Aber das wird sich auch wieder ändern.

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Überangebot im Mittelfeld

Sportlich sehe ich die aktuelle Mannschaft folgendermaßen: Im Tor haben wir mit Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen zweimal Weltklasse und überhaupt kein Problem. Mit Süle steht ein toller Innenverteidiger mit Führungsqualität in der Abwehr. Und ein Duo wie Hummels/Boateng zu ersetzen ist keine leichte Aufgabe. Beide waren 2014 ein großartiges Innenverteidiger-Paar.

Im Mittelfeld herrscht bei uns ein Überangebot mit klasse Spielern. Ich denke nur an Havertz, Gündogan, Brandt, Kroos. Allein mit Havertz, der auf jeder zentralen Position spielen kann, haben wir ein Juwel für viele Jahre. Ein hochintelligenter, wunderbarer und extrem junger Spieler. Er muss spielen dürfen und wird für Deutschland unzählige tolle Partien abliefern.

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  1. Serge Gnabry und Kai Havertz sind in Top-Form.
    Image: KAI HAVERTZ: Der Youngster traf gegen Argentinien und gab gegen Estland eine Torvorlage. Performte insgesamt ordentlich, muss sich aber noch erheblich steigern, um dauerhaft einen Platz in der Startelf zu erhalten. © DPA pa
  2. LUCA WALDSCHMIDT:
    Image: LUCA WALDSCHMIDT: Der Freiburger profitierte von den Ausfällen und absolvierte seine ersten beiden Länderspiele. Deutete sein Potenzial an, doch als alleinige Spitze im Zentrum fehlt es ihm noch an Qualität. © DPA pa
  3. Die deutsche Nationalmannschaft feiert in Estland wichtige drei Punkte.
    Image: ILKAY GÜNDOGAN: Sportlich hat er seine Chance genutzt und mit zwei Toren gegen Estland unter Beweis gestellt, dass er auch im DFB-Trikot eine wichtige Rolle spielen kann. Mit seinem Instagram-Like sorgte er allerdings für unnötig Wirbel. © DPA pa
  4. EMRE CAN:
    Image: EMRE CAN: Ob der Instagram-Ärger Einfluss auf seine Konzentration gehabt hat? Auf der für ihn ungewohnten Position in der Dreierkette kassierte der Juve-Profi gegen Estland den frühesten Platzverweis in der DFB-Historie. Fazit: Chance nicht genutzt. © DPA pa
  5. Julian Brandt
    Image: JULIAN BRANDT: Hatte gegen Argentinien und Estland die Gelegenheiten, von Beginn an sein Können zu zeigen - dies gelang ihm aber nicht. Der BVB-Profi agierte in beiden Partien oftmals zu schlampig und unpräzise, dazu strahlte er wenig Gefahr aus. © Imago
  6. ROBIN KOCH: Der Überraschungsneuling feierte gegen Argentinien sein Länderspiel-Debüt und wusste durchaus zu überzeugen. Löw bezichnete den Auftritt des Freiburgers als ''sehr stabil und ''selbstbewusst'', zudem lobte er Kochs ''gute Ausstrahlung''.
    Image: ROBIN KOCH: Der Überraschungsneuling feierte gegen Argentinien sein Länderspiel-Debüt und wusste durchaus zu überzeugen. Löw bezeichnete den Auftritt des Freiburgers als ''sehr stabil und ''selbstbewusst'', zudem lobte er Kochs ''gute Ausstrahlung''. © Getty
  7. SUAT SERDAR & NADIEM AMIRI: Die beiden Neulinge wurden in beiden Partien eingewechselt, bekamen aber zu wenig Einsatzminuten, um sich in den Fokus zu spielen. Müssen sich mit guten Leistungen bei ihren Vereinen für weitere Nominierungen empfehlen.
    Image: SUAT SERDAR & NADIEM AMIRI: Die beiden Neulinge wurden in beiden Partien eingewechselt, bekamen aber zu wenig Einsatzminuten, um sich in den Fokus zu spielen. Müssen sich mit guten Leistungen bei ihren Vereinen für weitere Nominierungen empfehlen.  © DPA pa
  8. Niklas Stark muss ohne DFB-Einsatz zurück nach Berlin.
    Image: NIKLAS STARK: Er bleibt der große Pechvogel in der Nationalmannschaft. Nach etlichen Berufungen ohne Einsatz verhinderten erst eine Magen-Darm-Grippe und anschließend eine Beinverletzung sein DFB-Debüt. Muss weiter auf seine Chance warten. © Getty
  9. JONATHAN TAH: Nach ein paar Autogrammen war für den Leverkusener schon wieder Schluss. Aufgrund eines grippalen Infekts konnte sich der Innenverteidiger, der zuletzt häufiger in der Kritik gestanden hatte, nicht nachhaltig empfehlen.
    Image: JONATHAN TAH: Nach ein paar Autogrammen war für den Leverkusener schon wieder Schluss. Aufgrund eines grippalen Infekts konnte sich der Innenverteidiger, der zuletzt häufiger in der Kritik gestanden hatte, nicht nachhaltig empfehlen.  © DPA pa

An Torgefahr mangelt es nicht

In der Offensive sind Gnabry, Reus, Sané und Werner wahnsinnig torgefährlich, schnell, flexibel und in einem guten Alter. So viel Qualität in der vordersten Reihe hat kaum ein anderes Land. Ja, der eine oder andere mag die typische deutsche Nummer 9 vermissen. Den Gerd Müller, Rudi Völler oder Miro Klose. Aber der Fußball und mit ihm die Anforderungen an einen Mittelstürmer haben sich verändert.

Wenn ich an das Tor von Gnabry gegen Argentinien denke, dann war das absolute Weltklasse. Wenn er auch nur eine Entscheidung anders getroffen hätte, dann fällt das Tor nicht. Also an Torgefahr mangelt es der deutschen Mannschaft wirklich nicht.

Bundesliga-Spielplan 2019/20 zum Durchklicken
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Verbesserungsbedarf in der Abwehr

Vielleicht brauchen wir noch eine Steigerung bei den Außenverteidigern. Aber Klostermann und Halstenberg sind auf einem wirklich guten Weg. Und man kann immer noch Kimmich hinten rechts spielen lassen. Viel bessere gibt es dort auf der Welt nicht.

Eine kleine Lücke besteht aktuell auf der Position neben Süle als zweiter Innenverteidiger. Es wird - Stand jetzt - auf Antonio Rüdiger oder Jonathan Tah hinauslaufen. Beide haben das Potenzial, die EM zu absolvieren.

Rüdiger muss aber noch konstanter werden und Tah weniger schwerfällig. Sie haben noch Luft nach oben. Tah hat bei der U21 bewiesen, was er kann, und muss das aber auch bei Löw öfter beweisen. Matthias Ginter wäre noch eine weitere Alternative.

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... "dann sollte Löw Hummels anrufen"

Und natürlich gibt es da immer noch einen Mats Hummels. Ich würde immer die Besten spielen lassen. Und wenn Mats mit dem BVB eine überragende Rückrunde spielt und der Bundestrainer vor der EM die gleiche Situation vorfindet wie aktuell, sollte er zum Hörer greifen und Hummels anrufen, nominieren und mitnehmen. Das würde wohl jeder deutsche Fußball-Fan verstehen und akzeptieren.

Dass er ihn jetzt noch nicht angerufen hat, finde ich völlig richtig. Aber für den Fall, dass im nächsten Frühjahr immer noch ein Top-Innenverteidiger benötigt wird, sollte es Mats sein.

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