Matthäus: Mit Gnabry zu starten, wäre klüger gewesen

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche geht es um die Spannung in der Bundesliga und die Gründe für den schwachen Auftritt der Bayern in Nürnberg.

Immer wenn man denkt, spannender geht's nicht mehr, belehrt uns die Bundesliga eines Besseren. Woche für Woche ändern sich die Ausgangslagen und die Entscheidungen fallen wohl erst am letzten Spieltag.

Es ist erstaunlich, immer wieder zu sehen, welche Kräfte freigesetzt werden, wenn man an sich glaubt. Borussia Dortmund und der FC Bayern München haben gegen Schalke 04 und beim 1. FC Nürnberg unterirdischen Fußball gespielt. Aber die Ergebnisse kamen nur zu Stande, weil der Gegner große Moral gezeigt hat und mit der richtigen Einstellung in das Spiel gegangen ist.

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Lucien Favre und viele Fußball-Fans haben nach dem 2:4 gegen S04 den Titel aufgegeben. Nach dem 1:1 der Bayern, wird er diese Aussage heute wohl zurücknehmen. Die Bayern haben den großen Matchball in Nürnberg vergeben, denn mit einem Sieg wäre die Meisterschaft erledigt gewesen. Sie hatten ja sogar noch Glück, dass der Elfmeter an den Pfosten ging. Jetzt werden die Karten wieder einmal neu gemischt.

Leipzig das Zünglein an der Waage?

Denn, und das sage ich seit Wochen, das schwerste Spiel überhaupt - mit Blick auf das Restprogramm beider Kontrahenten - haben die Bayern auswärts in Leipzig. Das ist die stabilste Mannschaft der Rückrunde, auch wenn sie weniger Punkte als die Bayern geholt haben. Forsberg, Werner, Poulsen, Orban, Gulasci um nur einige zu nennen - sie alle spielen Woche für Woche einen richtig guten Fußball. Das macht einfach Spaß und hat Hand und Fuß.

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RB Leipzig ist nicht nur tabellarisch die dritte Kraft im deutschen Fußball. Mit ein bisschen mehr Glück, hätten sie in den direkten Duellen in München und gegen Dortmund gepunktet und aus dem Zwei- einen Dreikampf machen können. Da muss der FC Bayern erst einmal bestehen am 33. Spieltag.

Auch die Chancen im Pokal-Finale stehen für mich 50:50. Es wird psychologisch eine große Rolle spielen, ob die Bayern als Meister kommen und das Double vor Augen haben oder mit hängenden Köpfen, weil der BVB den Titel gewonnen hat.

Dortmund muss sich aufraffen

Dafür muss sich Dortmund jetzt aber aufraffen und erst einmal selbst in Bremen (ab 17:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) siegen. Da scheint ein bisschen die Luft raus zu sein, aber Trainer und Team sind charakterlich gefestigt genug. Den Borussen fehlt nun Marco Reus nach der Roten Karte, aber auch ohne ihn haben sie zum Beispiel in Leipzig gewonnen. Warum nicht auch die nächsten Spiele?

Es folgt die Partie gegen Düsseldorf sowie das Saison-Finale in Gladbach - und die sind ja gerade dabei einfach alles zu verspielen, was sie sich in der Hinrunde bravourös erarbeitet haben.

Kovac mit fragwürdigen Personalentscheidungen

Die Bayern haben nur noch ein vermeintlich "leichtes Spiel". Und das ist nächste Woche zu Hause gegen Hannover 96 (Sa., ab 15:10 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 2 HD). Am letzten Spieltag wird es gegen Eintracht Frankfurt, die um einen Champions League Platz kämpfen, mit Sicherheit nicht einfach.

In Nürnberg waren die Bayern nicht wieder zu erkennen. Dass Thomas Müller auf der rechten Außenbahn gespielt hat, war sicherlich kein Vorteil. Das ist einfach nicht seine Position. Das weiß auch Niko Kovac. Der Bayern-Trainer hat nun erklärt, dass Gnabry ihm signalisiert habe, er könne nicht über die volle Distanz spielen und er ihn deshalb erst später gebracht habe.

Im Nachhinein wäre es meiner Meinung nach klüger gewesen, mit der erfolgreichen Aufstellung der letzten Wochen zu beginnen und Gnabry nach einem guten Start eventuell auszuwechseln. Mit Arjen Robben oder Alphonso Davies wären die passenden Alternativen da gewesen. Auch wenn der junge Davies nun weiß, dass die Bundesliga etwas anderes ist, als die MLS.

Ich erwarte von Dortmund nun gerade ohne Reus eine Trotzreaktion und den wiedererlangten Glauben an eine Feier am Borsigplatz. Der FCB ist trotz des glücklichen Unentschiedens in Nürnberg weiter in der Pole Position.

Spannung pur in der Bundesliga

Wie bereits erwähnt, gibt es keine Tabellen-Region ohne Spannung. Am Wochenende heißt es: Leverkusen gegen Frankfurt (So., ab 17:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) und Gladbach empfängt Hoffenheim (Sa., ab 15:10 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 3 HD) - zwei direkte Duelle im Kampf um die internationalen Plätze.

Außerdem bekommt es Wolfsburg mit Nürnberg (Sa., ab 15:10 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 5 HD) zu tun. Die Wölfe träumen zurecht von Europa nach der klasse Leistung in Hoffenheim.

Weitere Spiele sind: Stuttgart in Berlin (Sa., ab 15:10 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 4 HD) und Schalke gegen Augsburg. Die Königsblauen sollten sich nicht auf dem Derbysieg ausruhen. Es sind nur sechs Punkte auf den VfB und die kommen am letzten Spieltag.

Unsere Liga ist so herrlich spannend wie lange nicht!

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