Matthäus über Sane-Aus: Etwas hat Löw überhaupt nicht gefallen
Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"
05.06.2018 | 12:16 Uhr
Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal beurteilt der Rekordnationalspieler die Kader-Entscheidungen von Bundestrainer Jogi Löw.
Jogi Löw hat seinen endgültigen WM Kader nominiert. Er lässt Nils Petersen, Jonathan Tah, Bernd Leno und Leroy Sane zu Hause.
Dass der Bundestrainer den Flügelstürmer von Manchester City aus dem Kader gestrichen hat, kann nicht nur leistungsbedingt sein. Man weiß ja, dass für Löw auch andere Dinge wichtig sind.
Nichtberücksichtigung eine Riesen-Überraschung
Auftreten, das Verhalten in der Gruppe, Disziplin und auch eine gewisse Demut vor der Nationalmannschaft und den Kollegen. Dass er einen Spieler nicht berücksichtigt, der für viele als Stammspieler galt, ist eine Riesen-Überraschung.
Er wurde zum besten jungen Spieler der Saison in England gewählt. Sane hat in der abgelaufenen Saison in 49 Pflichtspielen für City 14 Tore geschossen und 19 vorbereitet.
Sane hat dieses gewisse Etwas
In der Nationalmannschaft waren seine Leistungen ordentlich. Er hat dieses gewisse Etwas. Seine Dribblings, die Art wie er spielt, seine Geschwindigkeit, die Überraschungsmomente.
Er kann Dinge, die nur wenige in der Nationalmannschaft können. Auch wenn er sich offensichtlich nichts hat zu Schulden kommen lassen, muss es etwas geben, das Joachim Löw überhaupt nicht gefallen hat.
Löw wird seine Gründe gehabt haben
Mit Müller, Brandt, Draxler und Reus hat Löw vier Spieler, die auf dem Flügel einsetzbar sind. Er wird seine Gründe gehabt haben, vielleicht nicht nur taktische.
Auch die Entscheidung für Kevin Trapp und gegen Bernd Leno ist für mich überraschend. Im Gegensatz zur Personalie Sane kann ich diese Entscheidung aber total nachvollziehen.
Trapp hat etwas mehr Persönlichkeit
Normalerweise entscheidet sich Löw für Spieler, die schon länger dabei sind und in ihrem Klub regelmäßig Spielpraxis bekommen. Beides hätte für Leno gesprochen, der Stammspieler in Leverkusen ist und eine gute Saison absolviert hat, während Trapp in Paris so gut wie gar keine Rolle spielt.
Ich hätte aber auch so entschieden, weil ich finde, dass Trapp etwas mehr Persönlichkeit und Ausstrahlung hat. In den Einsätzen für die Nationalmannschaft hat er mich immer überzeugt, bis auf das Spiel gegen Brasilien.
Petersen sollte Rivalität ausbremsen
Auch Nils Petersen fährt nicht mit zur WM. Er hätte wohl nur eine Chance gehabt, wenn sich Löw dafür entschieden hätte, mit drei Stürmern nach Russland zu fahren. Ich kann mir gut vorstellen, dass Petersen auch deshalb mit nach Südtirol durfte und Sandro Wagner überhaupt keine Chance bekommen hat, um von Anfang die Rivalität etwas auszubremsen.
Gut möglich, dass es von Wagner auch in Südtirol den einen oder anderen Kommentar zum Duell mit Gomez gegeben hätte. Es gab während der Saison einige Äußerungen von Wagner, die Löw bestimmt nicht immer gefallen haben. Es war für Jogi nicht unwichtig, eine gewisse Ruhe in diesem Trainingslager zu haben.
Neuers Teilnahme ein Grund zur Freude
Klar ist nun auch, dass unser Kapitän und Weltklasse-Torwart Manuel Neuer mit zur WM geht. Das ist eine tolle Nachricht und ich denke, er wird jetzt auch als klare Nummer eins in das Turnier gehen. Alles andere macht keinen Sinn.
Ein Grund zur Freude für alle deutschen Fußballfans, für Joachim Löw und vor allem für Manuel Neuer. Ein auskurierter, fitter und selbstbewusster Manuel Neuer ist für keine Mannschaft der Welt gleichwertig zu ersetzen.