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Matthäus über Tuchel & Bayern nach der Niederlage gegen Lazio Rom

Matthäus zur Bayern-Krise: "Kein Miteinander zu spüren"

Sky Experte Lothar Matthäus spricht über die Krise beim FC Bayern.
Image: Sky Experte Lothar Matthäus analysiert die Krise beim FC Bayern.  © Imago

Nach überraschenden Niederlage bei Lazio Rom spitzt sich die sportliche Krise beim FC Bayern zu. Lothar Matthäus meint, dass bei den Münchnern nun vieles hinterfragt werden muss. Zudem sieht der Sky Experte eine psychologisch anspruchsvolle Aufgabe auf Thomas Tuchel zukommen.

"Das 0:1 in Rom war nicht Bayern-like. Man hat zwar einige Chancen gehabt und Lazio kontrolliert in der ersten Halbzeit, aber ist das Bayern-like? Fans und Experten sagen nein, denn es kommt nichts Zählbares dabei raus. Die Torchancen gegen Leverkusen und Lazio Rom kann man an einer Hand abzählen. Das war bei Bayern München in der Vergangenheit anders.

Die Überzeugung fehlt. Die Mannschaft hat weder die Selbstverständlichkeit noch die Leichtigkeit oder Kompaktheit. Da ist kein Miteinander zu spüren. Und bei allem Respekt vor Lazio Rom, aber so eine Mannschaft sollte nicht der Gradmesser für Bayern München sein. Real Madrid, Manchester City, Inter Mailand oder Paris St. Germain sind die Mannschaften, an denen sich die Bayern messen lassen wollen und müssen. Lazio gehört nicht zu den Spitzenmannschaften in Italien, das sieht man allein schon an der Tabelle.

Bei Bayern ändert sich zu oft sehr viel

Man muss jetzt vieles hinterfragen beim deutschen Rekordmeister. Die Spieler sind verunsichert. Die Frage ist nur: Warum? Was hat sie verunsichert? Tuchel muss die Spieler hinter sich bekommen, er muss eine Mannschaft formen, er muss die Kompaktheit auf und neben dem Platz wiederherstellen. Leichtigkeit, Spielfreude, Dominanz - alles, was Bayern sonst ausgezeichnet hat in der Vergangenheit, ist nicht mehr zu sehen.

Die meisten Spieler sind nur mit sich selbst beschäftigt und dafür gibt es ganz sicher Gründe. Die Spieler brauchen eine gewisse Sicherheit. Wenn sie bis kurz vor dem Spiel nicht wissen, ob und wo sie spielen, wenn sie um ihr Ranking im Team ständig bangen, wenn das System plötzlich geändert wird, dann hilft das nicht.

Es ändert sich bei Bayern zurzeit zu oft sehr viel und das trägt nicht zur Stabilität in den Köpfen der Spieler bei. Das Trainerteam ist nicht nur dafür verantwortlich, welches System man spielt und wer wann zu passen und zu flanken hat, sondern auch, dass die Köpfe der Spieler frei sind. Und die scheinen im Moment blockiert zu sein. Dadurch performt die Mannschaft nicht. Das wird nach Niederlagen wie in Rom und Leverkusen am deutlichsten. Aber Bayern hat auch gegen Union Berlin, in Augsburg oder gegen Werder Bremen nicht performt.

Tuchel vor anspruchsvoller Aufgabe

Es funktioniert in der ganzen Mannschaft nicht und das schon länger. Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive hat man viele Probleme. Wenn man sieht, mit welcher Leichtigkeit Bayer Leverkusen spielt und sich die Bayern dagegen anschaut, muss man sagen: Bayern München stottert. Selbst die Siege waren nicht alle überzeugend.

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Der Trainer und sein Team haben jetzt einen psychologisch sehr anspruchsvollen Job zu erledigen. Und dafür bringen sie eigentlich genug Erfahrung mit. Sie müssen sich das Vertrauen der Spieler wieder zurückerobern und das ist nicht so einfach. Durch viele Aussagen in den letzten Monaten ist dies eine schwierige Aufgabe geworden. Ich wünsche es Tuchel und dem FC Bayern, aber leicht ist es nicht. Ich habe in meiner langen Karriere solche Situationen selbst oft erlebt. Das Vertrauensverhältnis zwischen den absoluten Führungsspielern und dem Trainer ist möglicherweise verloren gegangen."

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