Nationalmannschaft: WM-Aus für Werner - Alternativen Havertz, Müller, Moukoko
Nach dem Werner-Schock: Welche Optionen bleiben Flick?
03.11.2022 | 23:50 Uhr
Es ist eine bittere Nachricht für Bundestrainer Hansi Flick: Timo Werner fällt für die anstehende Weltmeisterschaft in Katar aus. Sky Sport nennt Alternativen, die für den Angreifer in die Bresche springen könnten. Für welche Option würdet ihr euch entscheiden?
Nachdem sich Leipzigs Torjäger Timo Werner am Mittwochabend im CL-Spiel bei Schachtar Donezk verletzte und früh ausgewechselt werden musste, gab sein Trainer Marco Rose nach der Partie noch leichte Entwarnung: "Bei Timo ist es hoffentlich nicht so schlimm. Aber es ging halt nicht mehr. Er hat beim Auftreten Schmerzen gehabt. Wir müssen es jetzt noch genauer untersuchen. Aber der Doc sagt, jetzt erstmal scheint es nichts Wildes zu sein", so Rose nach dem 4:0-Sieg.
Am Tag darauf jedoch der Schock: Werner muss aufgrund eines Risses des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk bis Jahresende pausieren und wird die in drei Wochen beginnende WM in Katar verpassen. Ein harter Schlag für den Torjäger, der extra für das Turnier im Winter vom FC Chelsea nach Leipzig zurückkehrte, um mehr Spielpraxis zu bekommen.
Werner auf dem Weg zur Topform
Dieser Plan schien aufzugehen: In seinen letzten drei Pflichtspielen vor der Donezk-Partie stand Werner immer unter den Torschützen. In der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen sowie in der Königsklasse bei Celtic Glasgow und zu Hause gegen Real Madrid markierte der 26-Jährige jeweils einen Treffer. Rechtzeitig zur WM schien der Torjäger auf dem Weg zur Topform, doch nun muss er das Turnier von der Couch verfolgen, wird dabei dem DFB-Team aber die Daumen drücken, wie er via Twitter verlauten ließ.
Ein Werner auf der heimischen Couch zwingt auch den Bundestrainer zum Umplanen: "Diese Nachricht ist ganz bitter. Für Timo persönlich tut es mir sehr leid, weil er die WM verpasst, die er unbedingt spielen wollte", erklärte Hansi Flick, kurz nachdem das WM-Aus publik wurde: "Aber vor allem für das Team ist Timos Ausfall ein herber Verlust. Wir müssen auf einen ausgezeichneten Stürmer mit einer starken Torquote auch im Nationaltrikot und zudem auf einen echten Teamplayer verzichten. Wir wünschen ihm jetzt alle, dass er schnell wieder fit wird."
Unter Flick fast immer gesetzt
Tatsächlich war Werner unter Flick in der Nationalmannschaft gesetzt. 15 Länderspiele ist die Ära Flick erst alt, Werner fehlte zweimal wegen einer Zerrung (gegen Liechtenstein und Armenien, Anm. d. Red.), stand bei den verbleibenden 13 Spielen aber immer auf dem Platz, elf Mal sogar in der Startformation. Dabei gelangen ihm acht Treffer und drei Vorlagen, die meisten davon in der WM-Qualifikation.
Im Länderspieljahr 2022 traf er dagegen nur gegen Israel und doppelt beim Schützenfest gegen Italien, legte aber immerhin auch zwei Treffer auf (in Italien und in England, Anm. d. Red.). Die Frage stellt sich nun: Wer könnte Werner als einzige Sturmspitze in Flicks präferiertem 4-2-3-1-System ersetzen? Erste Erkenntnisse liefert ein Blick in die Vergangenheit.
Havertz wohl erste Option
Viermal stand Werner unter Flick nicht in der ersten Elf, dreimal davon (in der Nations League jeweils gegen England und im abschließenden WM-Qualifikationsspiel in Armenien, Anm. d. Red.) setzte der Bundestrainer in diesem Fall auf Kai Havertz vom FC Chelsea. Der Star der Blues zahlte das Vertrauen mit einem Doppelpack im Wembleystadion und dem Führungstreffer gegen Armenien prompt dreifach zurück und dürfte nun auch bei der WM in Katar die erste Option im Angriff sein.
Insgesamt lief er in dieser Spielzeit für Chelsea und das DFB-Team neunmal als vorderste Spitze auf und erzielte dabei respektable fünf Treffer. Diese Zahl wird sogar noch beachtlicher, wenn man bedenkt, dass Havertz in den 13 restlichen Partien, in denen er auf anderen Positionen zum Einsatz kommt, nur ein weiteres Tor erzielen konnte. Dies zeigt: Der 23-Jährige fühlt sich in vorderster Front immer wohler, nachdem er schon in der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel immer mehr auf der Neun agierte.
Müller als Alternative?
Ein weitere Alternative wäre Thomas Müller. Der Bayern-Star wurde von Flick im verbleibenden Spiel ohne Werner gegen überforderte Liechtensteiner im Sturmzentrum aufgeboten und traf beim 9:0-Kantersieg zweimal. Müller ist wahrscheinlich auf der Zehn oder dem rechten Flügel etwas stärker, hat aber in der Vergangenheit des Öfteren bewiesen, dass er auch in vorderster Front der Mannschaft viel geben kann.
Müllers großer Vorteil ist zweifelsohne seine Turnier-Erfahrung. Der WM-Torschützenkönig von 2010 hat bereits 16 WM-Spiele auf dem Buckel und erzielte dabei auch schon zehn Tore. Er weiß genau, auf was es in einem solchen Turnier ankommt und ist sicherlich ein Akteur, den Flick nach dem Werner-Aus für die Stürmerposition noch mehr als ohnehin schon im Blick haben dürfte.
Gnabry kann Spitze
Dies trifft auch auf Serge Gnabry zu, der aktuell beim FC Bayern in Topform ist: Gegen Inter war er nach seiner Einwechslung zwar an keinem Tor beteiligt, aber in den fünf Pflichtspielen zuvor verbuchte er stets immer mindestens einen Scorerpunkt. Eine derart lange Serie hatte Gnabry im Bayern-Trikot noch nie. Insgesamt kommt der pfeilschnelle Tempodribbler für den Rekordmeister in der aktuellen Spielzeit in 20 Pflichtspielen auf sechs Treffer und zehn Vorlagen.
Dabei kommt er meistens über den rechten Flügel, bewies in der Vergangenheit aber schon des Öfteren, dass er auch im Sturmzentrum spielen kann. Vor allem Flicks Vorgänger Jogi Löw baute auf Gnabry als Spitze und wurde dabei selten enttäuscht: Die Quote von 20 Toren in 36 Länderspielen kann sich jedenfalls absolut sehen lassen und wirkt sogar noch beachtlicher, wenn man bedenkt, dass der 27-Jährige unter Flick oft nur von der Bank kam und seit sechs Partien auf ein Erfolgserlebnis wartet. Dies könnte sich nun bei der WM ändern, wenn Gnabry auch in den verbleibenden Partien für die Bayern weiter so gut in Schuss bleibt.
Füllkrug direkt in die Startelf?
Gut in Schuss ist derzeit auch Niclas Füllkrug von Werder Bremen. Der 29-Jährige führt aktuell die Torschützenliste der Bundesliga mit neun Treffern nach zwölf Spieltagen an und hat sich auf Flicks Notizzettel gespielt: "Wir sehen, dass Niclas Fähigkeiten besitzt, die unser Spiel bereichern können. Generell: Ein großer, athletischer Strafraumstürmer würde unser Angriffsspiel variabler machen", sagte der Bundestrainer unlängst gegenüber dem Stern.
Nach dem WM-Aus für Werner dürfte der Angreifer sein WM-Ticket sicher haben. Vielleicht sogar einen Stammplatz? Man wird sehen, wie sich Füllkrug, der noch kein Länderspiel bestritten hat, im DFB-Team zurechtfindet. Die wahrscheinlichste Variante ist, dass der Werder-Profi erstmal als Joker zum Turnier mitfährt, damit Flick jemanden bringen kann, der die Statik eines Spiels sofort verändern kann. Doch wer weiß, wenn Füllkrug weiter so trifft und sich auch im DFB-Training aufdrängt, ist dem Knipser alles zuzutrauen.
Überrascht Flick mit Moukoko?
Die Frage ist, wieviel dem Bundestrainer zuzutrauen ist. Ist es denkbar, dass Flick mit Youssoufa Moukoko einen Spieler mitnimmt, der erst während des Turniers volljährig wird? Der BVB-Angreifer wird am 20. November 18 Jahre alt, hat sich in den vergangenen Wochen allerdings in den Vordergrund gespielt. Beim BVB ist Dortmunds Derby-Held mittlerweile absolut gesetzt und hat Konkurrent Anthony Modeste auf die Bank verbannt. In der Bundesliga gelangen ihm schließlich in elf Partien schon vier Tore und vier Vorlagen. Hinzu kommt eine Vorlage in zwei Partien im DFB-Pokal und ein Assist in sechs Champions-League-Einsätzen. In der Königsklasse kam der Youngster aber meistens von der Bank.
Und auch für Deutschland trifft Moukoko sehr gerne: In fünf Spielen für die U21 netzte er bereits sechs Mal ein. Eine überragende Quote, die auch Flick sicherlich nicht verborgen geblieben sein dürfte. Seine WM-Chancen haben sich durch Werners Verletzung sicherlich verbessert, ob es aber tatsächlich für die erste Elf reicht, wird sich zeigen.
Nmecha debütierte unter Flick
Eine weitere Option als Werner-Ersatz ist Lukas Nmecha vom VfL Wolfsburg. Der 23-Jährige bestritt bereits sieben Länderspiele unter Flick und ist ein klassischer Mittelstürmer. Für ein Tor reichte es als Joker noch nicht, aber dass Nmecha weiß, wo das Tor steht, hat der Torschützenkönig der U21-EM aus dem Jahr 2021 in der Vergangenheit schon bewiesen. Problem: Aktuell leidet Nmecha ein wenig unter Ladehemmung, wartet bei den Wölfen seit Anfang September auf einen Treffer. Sein Vorteil: Mit seinem Einsatz kann er der Mannschaft auch als Wandspieler helfen, selbst wenn er nicht selbst unter den Torschützen auftaucht.
Havertz, Müller, Gnabry, Füllkrug, Moukoko der Nmecha - es scheint, dass Flick einige Optionen hat um den Ausfall von Werner zumindest ein wenig aufzufangen. Vielleicht überrascht der Bundestrainer aber mit einer völlig neuen Option.
Götze als falsche Neun?
Könnte beispielsweise Frankfurts Mario Götze zum großen Gewinner werden? Der Siegtorschütze des WM-Finals 2014 in Brasilien zeigt derzeit Woche für Woche außerordentlich gute Leistungen im SGE-Mittelfeld und dürfte ein Kandidat für den WM-Kader sein. Durch die Werner-Verletzung könnte Götze auch eine Option als falsche Neun im Sturmzentrum sein.
Er hat in der Vergangenheit sowohl beim BVB als auch im DFB-Dress gezeigt, dass er diese Rolle gut ausfüllen und durch seine klugen Laufwege eine absolute Bereicherung in vorderster Front sein kann - speziell wenn es gegen tiefstehende Mannschaften mit großen Innenverteidigern geht.
Stimmt ab: Wer soll Werner im DFB-Team in der Sturmspitze ersetzen?
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