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Neulinge in der 2. Bundesliga: Aufsteiger = Absteiger - geht die Gleichung auf?

Kampf um den Klassenerhalt im Unterhaus

Wer schafft den Klassenerhalt?
Image: Wer schafft den Klassenerhalt?  © Getty

Der Karlsruher SC, die Würzburger Kickers und 1860 München mussten die Zweite Liga verlassen. Duisburg, Kiel und Regensburg heißen die neuen Reiseziele für Unterhaus-Touristen. Doch bleiben die Aufsteiger aus der Dritten Liga ihrem neuen Umfeld womöglich nur eine Saison erhalten?

Aufsteiger gleich Absteiger. Eine simple Gleichung. So leicht dürfte die Rechnung dann aber doch nicht aufgehen. Zwar finden sich die „Neuen" der Liga beinahe schon traditionell auf allen Prognose-Listen im unteren Bereich wieder.

Doch bereits die schwierige Suche nach Aufstiegskandidaten hat gezeigt: Die diesjährige Ausgeglichenheit in Deutschlands zweithöchster Spielklasse könnte solche Prognosen schnell obsolet machen. Nichtsdestotrotz wird es für den MSV aus Duisburg, die Störche von Holstein Kiel und den Jahn aus Regensburg eine sehr harte Aufgabe, die Klasse zu halten.

Duisburg ist erfahren, doch die Qualität fehlt in der Breite

Die Duisburger kehren mit dem Selbstvertrauen eines Drittligameisters nur ein Jahr nach der verlorenen Relegation gegen Würzburg zurück auf bekanntes Terrain. Die Meisterschaft war eine souveräne, wenn auch keine völlig ungefährdete.

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Auffällig ist: Der MSV stellte weder den besten Angriff noch die beste Abwehr seiner Klasse. Allerdings leisteten sich die Zebras nur selten kurze Schwächephasen und bestachen weitgehend durch Konstanz. Eine fast schon ungewohnte Konstanz in Duisburg mit Blick auf die vergangenen Jahre.

Eine Konstanz, die ein großer Pluspunkt sein könnte und sich beispielsweise in der Person des Coaches zeigt. Ilia Gruev übernahm Anfang November 2015 das Traineramt beim MSV und hat es trotz des zwischenzeitlichen Abstiegs immer noch inne. Diese Entscheidung hat sich ausgezahlt.

Trainer Ilia Gruev (r.) sorgt seit 2015 für euphorische Momente in Duisburg.
Image: Trainer Ilia Gruev (r.) erlebt seit 2015 euphorische Momente in Duisburg.  © Getty

Gruev setzt auf Erfahrung

Der Bulgare setzt in der kommenden Saison vor allem auf Erfahrung. Mit einem Altersschnitt von über 26 Jahren stellt Duisburg - Stand jetzt - den ältesten Kader der Liga.

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Einer, der diesen Schnitt nach oben treibt, ist Gruevs „verlängerter Arm" auf dem Platz Branimir Bajic. Der bisherige Kapitän und Abwehrchef ist 37 Jahre alt, seine Rolle in der neuen Spielzeit allerdings noch nicht abschließend geklärt. Die mit dem Alter zunehmende Verletzungsanfälligkeit kann hier Einfluss haben.

Das zeigt sich auch bei Zlatko Janjic, einem weiteren Stammspieler. Der Mittelfeldmann, ebenfalls älter als 30, fällt mit Kreuzbandriss für die Hinrunde aus.

Die Zweite Liga wird für die Zebras kein Streichelzoo
Christian Akber-Sade

Und hier könnten die Probleme des MSV zu Tage treten: Zwar musste das Team keinen Leistungsträger abgeben und hat mit Neuzugängen wie Moritz Stoppelkamp oder auch Cauly Oliveira Souza Erfahrung bzw. Talent dazugewonnen. Allerdings könnte die Qualität, was die Tiefe des Kaders angeht, fehlen. Für die Zebras wird die Zweite Liga kein Streichelzoo.

Kiel ist unerfahren, aber stabil

In der Kieler Förde schwappt eine Euphoriewelle nach der anderen an Land. Die viel umjubelte Rückkehr ins Unterhaus nach 36 Jahren hat Holstein seiner herausragenden Rückrunde zu verdanken. Anders als der MSV Duisburg hat das Team von Markus Anfang jedoch kaum Zweitligaerfahrung vorzuweisen.

Nach 36 Jahren kehrt Kiel in die zweite Bundesliga zurück.
Image: Nach 36 Jahren kehrt Holstein Kiel in die zweite Bundesliga zurück.  © Getty

Umso wichtiger ist es für die Störche, dass sie mit einer eingespielten, punktuell verstärkten Mannschaft an den Start gehen. Noch entscheidender als die Integration der Neuzugänge wie David Kinsombi oder Sebastian Heidinger wird es allerdings sein, wie sich die Gruppe der Leistungsträger um Kingsley Schindler und Steven Lewerenz eine Liga höher zurechtfinden wird.

Kiels unbestrittene defensive Klasse könnte dafür sorgen, dass der KSV unter den Aufsteigern die besten Chancen auf den Ligaverbleib hat. Klar ist aber auch: Euphorie allein wird nicht reichen, das konnte man am Beispiel der Würzburger Kickers erkennen.

Regensburg: Neuer Trainer, alte Probleme?

Jahn Regensburg hat sich mit einer beeindruckenden Leistung im Relegationsrückspiel gegen - zugegebenermaßen eklatant schwache - Münchener Löwen den letzten Schlüssel zum Zweitligator gesichert.

Maßgeblich verantwortlich für zwei Aufstiege in zwei Jahren war Trainer Heiko Herrlich. Doch der frühere Stürmer hat die Oberpfälzer in Richtung Leverkusen verlassen. Achim Beierlorzer ist der neue Turnvater beim Jahn und sieht sich gleich zwei Hauptproblemen gegenüber gestellt.

Achim Beierlorzer soll in Regensburg die erfolgreiche Arbeit von Heiko Herrlich fortsetzen.
Image: Achim Beierlorzer soll in Regensburg die erfolgreiche Arbeit von Heiko Herrlich fortsetzen.  © Getty

Zum einen fehlen dem SSV in Zukunft mit Erik Thommy und Kolja Pusch zwei wichtige Offensiveckpfeiler aus der Aufstiegsmannschaft. Zum anderen muss der neue Coach die neue Defensive formen. Regensburg wies in der vergangenen Spielzeit die viertschlechteste Abwehr der Liga auf - die Neuzugänge Asger Sörensen und Benedikt Gimber sollen Abhilfe schaffen.

Es wartet viel Arbeit auf Beierlorzer und Co. Jahn Regensburg könnte Abstiegskandidat Nummer eins sein, dürfte sich aber genau in dieser Rolle auch gut gefallen.

Bielefeld und Co.: Wer profitiert von der Ausgeglichenheit der Liga und wer nicht?

Gingen die Experten zu Beginn der letzten Zweitligarückrunde noch von einem Vierkampf um den Klassenerhalt aus, so sah sich im letzten Drittel der Saison auf einmal mehr als die halbe Liga mit dem Abstiegskampf konfrontiert.

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Am deutlichsten hat Arminia Bielefeld den Geist der Drittklassigkeit im Nacken gespürt. Die Ostwestfalen konnten dank der Heidenheimer Schützenhilfe gegen 1860 am letzten Spieltag, aber auch aufgrund der wiederentdeckten Spielfreude beim 6:0 gegen Braunschweig eine Woche zuvor den Absturz vermeiden.

Den Geist vertrieben hat letztlich Chefcoach Jeff Saibene. Unter der Führung des Luxemburgers hat sich Arminia stabilisiert. Nun haben die Bielefelder Verantwortlichen ihrem Kader früh einen leichten Neuanstrich verpasst.

Es scheint gelungen zu sein, die Mannschaft in der Breite qualitativ besser aufzustellen - auch wenn die Rückkehr des für Zweitligaverhältnisse überdurchschnittlich befähigten Reinhold Yabo zu RB Salzburg schmerzt. Saibenes Team sollte sich erneut mit dem Thema Abstiegskampf auseinandersetzen, hat aber gute Chancen die Platzierung der vergangenen Saison mindestens zu wiederholen.

Tedesco-Abgang schmerzt Außenseiter Aue

Der Übungsleiter, der Erzgebirge Aue stabilisieren konnte, trainiert mittlerweile auf Schalke. Der Abgang des Erfolgstrainers Domenico Tedesco wiegt ähnlich schwer wie der Verlust der defensiven Stammkräfte Steve Breitkreuz und Louis Samson an Eintracht Braunschweig.

Auch unter dem neuen Trainer Thomas Letsch bleibt Aue einer der Außenseiter der Liga. Das gilt ebenso bei der Verpflichtung von Neuzugängen. Der Ex-Karlsruher Tobias Kempe ist einer der wenigen Neuen, die mit ihrer Erfahrung helfen könnten, den Nervenkitzel im Erzgebirge gering zu halten. Das dürfte allerdings kaum zu schaffen sein.

Sandhausen: Mit kleiner Geige zum Klassenerhalt?

So wie Aue ist auch dem SV Sandhausen die Außenseiterrolle fast in jedem Jahr sicher. Das hat die Kurpfälzer in der Vergangenheit jedoch wenig gestört - selbst durch Punktabzüge ließ sich der hartnäckige SVS nicht vom Klassenerhalt abbringen.

Trotzdem bleibt es dabei: Das beschauliche Sandhausen spielt nur die kleine Geige im Konzert der vermeintlich Großen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich Letztere auch deutlich verspielen. Oder um noch einmal zur Gleichung zurückzukommen: Die Abstiegsrechnung wird nicht nur mit den Aufsteigern gemacht.

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