Nils Petersen spricht im Interview über Florian Wirtz, Jamal Musiala & den FC Bayern

Nils Petersen ist mit 34 Treffern nach Einwechslung der Rekord-Joker der Bundesliga. Für Bayern, Bremen und Freiburg lief er insgesamt 295 Mal in Deutschlands höchster Spielklasse auf.

Nils Petersen rät Florian Wirtz, zum FC Bayern zu wechseln.
Image: Nils Petersen rät Florian Wirtz im Interview mit skysport.de, zum FC Bayern zu wechseln.  © Imago

Im Sommer 2023 beendete Petersen seine Profi-Karriere. Inzwischen arbeitet der 35-Jährige auch als Experte. Sky lud er nun zu sich nach Hause in den Breisgau ein. Über eine Stunde nahm sich der ehemalige Stürmer Zeit, um zahlreiche Bundesliga-Themen zu besprechen.

skysport.de: Herr Petersen, der FC Bayern hat sich schon einen kleinen Vorsprung an der Spitze der Bundesliga erarbeitet. Hätten Sie Vincent Kompany zugetraut, dass er die Stimmung beim Rekordmeister so schnell wieder verändern kann?

Nils Petersen: Dass die Bayern in der Bundesliga diesen Vorsprung haben, davon bin ich ehrlich gesagt nicht ausgegangen. Ich habe zwar vor der Saison gesagt, dass sie am Ende Meister werden, aber dass sie schon jetzt so einen attraktiven Spielstil pflegen, hätte ich nicht gedacht. Für Kompany war es ein recht dankbarer Moment, zu Bayern zu kommen, da es nicht schlechter hätte laufen können als in der vergangenen Saison. Dennoch strahlt er trotz seines noch sehr junges Traineralters eine unglaubliche Ruhe aus. Es ist aller Ehren wert, dass es bis jetzt so gut läuft.

skysport.de: Kann Kompany eine neue Ära beim FC Bayern prägen?

Petersen: Angesichts des Standorts ist es schwierig mit Langzeit-Prognosen. Ich würde mich freuen für ihn und die Bayern, wenn es klappt.

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"Ich bin ein Fan von Loyalität"

skysport.de: Was würden Sie Jamal Musiala raten? Im Winter möchte er offenbar eine Entscheidung über seine Zukunft treffen.

Petersen: Ich bin ein Fan von Loyalität. Bayern sollte nichts unversucht lassen, alles auf den Tisch zu legen, damit Musiala auch bleibt. Für die Bayern und die Bundesliga wäre es brutal, sollte Musiala den Verein Richtung Ausland verlassen. Er kann eine Ära prägen und in München das Gesicht werden.

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skysport.de: Harry Kane ist nun 31 Jahre alt. Wie lange kann er noch auf Weltklasse-Niveau spielen?

Petersen: Kane ist kein Spieler, der über die Physis kommt. Kane hat Qualitäten, die er auch mit 35 oder 36 Jahren noch einbringen kann. So lange er Spieler wie Musiala um sich herum hat, die ihn in Szene setzen, wird er jedes Jahr regelmäßig seine 20, 25 Tore erzielen.

skysport.de: Wie bewerten Sie die Situation von Leon Goretzka?

Petersen: Mich hat die Entwicklung in den vergangenen Monaten überrascht. Ich bin ein Fan von ihm. Allerdings sollte er unter den jetzigen Umständen woanders seinen Weg weitergehen. Das ist schade, weil er ein richtig guter Spieler ist, der sich total mit dem FC Bayern identifiziert hat.

Rekord-Joker Nils Petersen (l.) und Sky Reporter Fabian Schreiner.  
Image: Rekord-Joker Nils Petersen (l.) und Sky Reporter Fabian Schreiner.    © Sky

skysport.de: Sprechen wir über Borussia Dortmund: Kann Nuri Sahin das Ruder noch herumreißen?

Petersen: Die Situation ist prekär. Das ging schneller als erwartet. Sahin wirkt angeschlagen. Aufgrund der vielen Verletzten ist die Bank bei vielen anderen Bundesligisten besser besetzt als in Dortmund. Einem Top-Klub darf das nicht passieren. Es fehlt an Führungsqualität auf dem Platz. Dazu kommt ein unerfahrener Trainer an der Seitenlinie. Das zusammen spiegelt nun eben auch das Ergebnis wider.

skysport.de: Auch Bayer Leverkusen hinkt den Erwartungen hinterher. Ist das nach der vergangenen Saison nur normal oder darf man doch ein bisschen mehr verlangen?

Petersen: Ich finde es normal, Bayer hat 2023/24 überperformt. Die Gegner haben sich auf die Mannschaft eingestellt. Leverkusen wird inzwischen ganz anders beäugt. Sie tun sich mit dieser absoluten Favoritenrolle gerade sehr schwer.

skysport.de: Werden wir Xabi Alonso und Florian Wirtz im kommenden Sommer bei Real Madrid sehen?

Petersen: Wir werden sie nicht in Leverkusen sehen. Wo es Alonso und Wirtz letztlich hinzieht, kann ich schwer beurteilen. Da bin ich genauso gespannt wie alle Fußballfans in Deutschland.

skysport.de: Was würden Sie an Wirtz' Stelle machen?

Petersen: Ich würde zum FC Bayern wechseln. Gemeinsam mit Musiala, das würde für mich wie die Faust aufs Auge passen.

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"Streich ist in Freiburg eine Legende"

skysport.de. Auch über Omar Marmoush wird gerade sehr viel gesprochen. Wie erklären Sie sich solch eine beeindruckende Entwicklung?

Petersen: Das habe ich überhaupt nicht kommen sehen. Es gibt inzwischen keinen Verein, der ihn nicht auf dem Zettel hat. Er wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Sommer Frankfurt verlassen, denn Marmoush ist einfach ein sehr moderner Stürmer. Er kann eigentlich alles. Er kann Freistöße, er kann verwerten, er überzeugt als Vorlagengeber. Das ist schon klasse. Der Spielstil der Eintracht kommt ihm auch sehr gelegen.

skysport.de: Beim SC Freiburg tummeln sich mit Noah Atubolu, Max Rosenfelder oder auch Merlin Röhl einige spannende deutsche Talente herum. Trauen Sie den Jungs den ganz großen Sprung zu?

Petersen: Bei Röhl und Rosenfelder lege ich mich fest: die beiden werden Nationalspieler. Da kann kein Weg daran vorbeiführen, es sei denn es kommen Verletzungen dazwischen. Auch Atubolu ist ein großes Talent. Er bringt alles mit, um es ganz nach oben zu schaffen. Es erfüllt einen mit Stolz, wie viele heutige Nationalspieler auch in Freiburg ihren Weg gegangen sind.

skysport.de: Sehen wir Christian Streich in Zukunft noch einmal an der Seitenlinie?

Petersen: Ich kann mir vorstellen, dass es bei ihm immer kitzelt. Jeder Mensch braucht eine Aufgabe und Bestätigung. Wenn ein Verein bei ihm anruft, wird er natürlich darüber nachdenken. Christian Streich kennt seine Grenzen, er wird sich vermutlich aber nicht festlegen, dass er nie mehr als Trainer arbeiten wird. Damals hat man auch bei Thomas Schaaf gedacht, er kommt nie wieder. Dann war er aber noch bei Frankfurt, Hannover und wieder in Bremen. Streich ist in Freiburg eine Legende. Ich würde es gerne sehen, wenn er wieder an der Seitenlinie stehen würde. Ich bin gespannt, was er machen wird.

Das Interview führte Fabian Schreiner.

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