Oliver Kahn spricht bei "Triple - der Hagedorn-Fussballtalk über das DFB-Team & die WM 2026

Die Torwart-Legende sieht die deutsche Nationalmannschaft derzeit nicht in der Lage, um den Titel in den USA mitspielen zu können.

Ex-Torwart-Legende Oliver Kahn glaubt nicht an einen deutschen Titelgewinn bei der WM 2026.
Image: Ex-Torwart-Legende Oliver Kahn glaubt nicht an einen deutschen Titelgewinn bei der WM 2026.  © Sky

Bei "Triple - der Hagedorn-Fussballtalk" hat sich am Donnerstagabend Riccardo Basile mit seinen Stammgästen Oliver Kahn und Roman Weidenfeller sowie dieses Mal auch mit Oliver Bierhoff unter anderem über die aktuelle Verfassung der deutschen Nationalmannschaft unterhalten.

Oliver Kahn über...

… die Entwicklung und Qualität der deutschen Nationalmannschaft: "Es ist jetzt noch nicht die Entwicklung eingetreten, die man sich ja eigentlich wünscht im Hinblick auf eine Fußball-Weltmeisterschaft. Die Taktik, die Systeme, die einzelnen Spieler, wie sie sich entwickeln und viele andere Details. Da bin ich noch sehr unsicher, was wir eigentlich wollen. Es wird immer wieder sehr, sehr viel verändert. Natürlich kommen auch Verletzungen dazu. Also im Moment zu sagen: wir fahren jetzt dahin und wir haben die Qualität, wir haben das System, alles passt, da sind wir, glaube ich, weit davon entfernt. Man muss schon auch immer Julian Nagelsmann in Schutz nehmen. Ich weiß das selber, wie das bei der Nationalmannschaft ist. Er ist teilweise auch mal gezwungen, Dinge immer wieder zu verändern, weil Spieler verletzt sind oder bestimmte Spieler nicht dabei sind. Aber er hat natürlich schon auch die Tendenz, immer mal wieder auch Dinge auszuprobieren, bei denen du dich dann daheim schon auch mal fragst: Was genau war das jetzt oder warum macht er das? Was genau ist jetzt der Hintergrund? Was ist die Idee? Das ist Teil seines Charakters und wenn man ihn holt als Nationaltrainer, dann muss man das wissen."

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Mit seinem Tor gegen FC Brügge spielt sich Lennart Karl ins Rampenlicht. Sky Reporter Florian Plettenberg meint: Der muss in die Nationalmannschaft. Oliver Kahn ist kein Freund davon, auch wenn er den Youngster lobt.

… die Möglichkeit, dass Lennart Karl schon bald für die deutsche Nationalmannschaft nominiert werden könnte: "Ich bin kein Freund davon, Spieler so früh jetzt schon zur Nationalmannschaft zu holen. Also wenn ich überlege, was man früher erst mal leisten musste, im überhaupt mal daran denken zu dürfen, in eine Nationalmannschaft zu kommen - an Konstanz, an internationalen Einsätzen. Heute - das passt natürlich in die Zeit und auch entspricht dem Zeitgeist - ist so ein junger Kerl da und der haut das Ding rein und jetzt muss der gleich zur Fußball-Nationalmannschaft. Ich meine, das ist die Zeit, in der wir leben."

… die Auswirkungen der hohen CL-Niederlagen und ob man sich in Zukunft daran gewöhnen müsse: "Ich glaube, da dürfen wir keine Augenwischerei betreiben. Ja, wir müssen uns an solche Ergebnisse in der Zukunft gewöhnt, wenn wir nicht auch irgendwann mal aufwachen. Und wenn man sich anschaut, was Real Madrid jetzt macht. Das muss man sich vorstellen, Real Madrid ist ein e.V. Da gibt es keine Kapitalgesellschaft, das ist noch ein reiner Verein. Noch. Und Florentino Pérez beschäftigt sich im Moment intensiv mit dem Thema, wie können wir strategische Investoren in diesen Verein integrieren? Ja, was zeigt das denn? Wenn ein Verein wie Real Madrid sich solche Gedanken macht? Schau ich in die Premier League, was da so teilweise passiert, da kann ich vielleicht mit Real Madrid irgendwann nicht mehr mithalten. Und das nennt man ja strategisch. In die Zukunft denken. Und diese Tendenz haben wir eben hier in Deutschland, dass wir uns immer hinter dieser Tradition, und ich sage es mal ein bisschen plakativ, oft auch verstecken. Das heißt, es wird immer die Tradition vorgeschoben. Natürlich ist die wichtig. Das ist ein Wert, darauf basiert auch das ganze Vereinswesen in Deutschland. Keiner stellt das in Abrede. Trotzdem geht es darum, auch mal in die Zukunft zu schauen. Zum Schluss wird dort der erfolgreichste Fußball gespielt, wo eben die meisten finanziellen Mittel sind. Das ist so. Also muss ich mich damit beschäftigen, wie können wir denn in Zukunft die finanziellen Mittel auch zur Verfügung haben, damit deutsche Spieler bei uns bleiben? Damit sie eben nicht jetzt ständig woanders hingehen und die Liga immer Stück für Stück weiter zu einer Art Ausbildungsliga verkommt. Das kann doch keiner wollen. (Nachfrage: Und wie machen wir das?) Ich habe es ja gerade gesagt, auch am Beispiel Real Madrid. Und das wird ja alles immer so oft falsch verstanden. Jetzt sofort den Verein und seine Tradition an Investoren zu verkaufen, darum geht es überhaupt nicht. Sondern es geht einfach darum, sich Gedanken zu machen, welche Wege können wir denn in Zukunft gehen, um einerseits diesen Wert des Vereins weiterhin so stark zu halten, aber andererseits trotzdem finanzielle Mittel generieren zu können. Das ist die Aufgabe eines professionellen Fußballklubs."

Champions League Termine 2025/26: Road to Budapest

  • Ligaphase: 16. September 2025 - 28. Januar 2026
  • Play-offs der K.-o.-Phase: 17./18. & 24./25. Februar 2026
  • Achtelfinale: 10./11. & 17./18. März 2026
  • Viertelfinale: 7./8. & 14./15. April 2026
  • Halbfinale: 28./29. April & 5./6. Mai 2026
  • Finale: 30. Mai 2026 (Budapest)

… die Vertragsverlängerung von Vincent Kompany beim FC Bayern: "Es ist absolut die richtige Entscheidung. Wenn man sich jetzt die Entwicklung auf der Trainerposition in den letzten Jahren anschaut, hätten sich alle gewünscht, dass da mehr Kontinuität geherrscht hätte. Und es ist ja auch schon interessant, wenn man diese Situation auch mit Vincent Kompany anschaut. Du beschäftigst dich ja bei Bayern München immer damit, den weltbesten, Super-Megatrainer, der aktuell auf dem Markt ist, zu bekommen, wenn er denn zum Verein passt. Und auf einmal kommt jemand, mit dem eigentlich gar keiner so richtig gerechnet hat. Und das finde ich unglaublich spannend und auch charmant irgendwo. Und er zeigt: ich kann auf meine Art und Weise diesen großen Welt-Klub führen. Und wenn man die Mannschaft auch gegen Brügge wieder gesehen hat, wie sie Fußball spielt. Es gibt immer so Zeichen, die man spürt, wenn man selber da unten gestanden hat. Und wenn wir den FC Bayern sehr gut kennen, dann sieht man, dass diese Mannschaft im Moment nicht nur sehr guten Fußball spielt, sondern dass die auch miteinander können und dass die auch miteinander harmonieren. Und dafür gibt es immer jemanden, der da die Regie führt und das macht Vincent Kompany extrem gut und das ist ja schon deshalb erstaunlich, weil er ja gar nicht die Erfahrung hatte, mit solchen Top-Spielern und Top-Stars umzugehen, bevor er zu Bayern München gekommen ist. Insofern ist das wirklich eine hoch spannende Geschichte."

Nico Schlotterbeck und ob die Bayern ihn möglicherweise verpflichten sollten: "Wenn so ein Spieler auf dem Markt ist, ist der FC Bayern da immer fast schon verpflichtet, sich um ihn zu kümmern."

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Bei der HeimEM 2024 sorgte Deutschland für Furore, zuletzt gab es aber unter anderem in der Nations League einige Dämpfer. Aus Sicht von Oliver Bierhoff gehört das DFB-Team nicht zur absoluten Weltspitze.

Oliver Bierhoff über...

… die Entwicklung und Qualität der deutschen Nationalmannschaft: "Bei der EM im eigenen Land habe ich gesagt, für mich hat die Mannschaft eigentlich das Maximum erreicht, weil sie einen unglaublichen Mannschaftsgeist hatten, eine unglaubliche Freude und Überzeugung gezeigt haben. Ja, sie hätten natürlich gegen Spanien auch verdient gehabt weiterzukommen, aber sie haben schon das Maximum rausgeholt. In solchen Spielen wird es halt sehr eng. Ich glaube aber, und da sieht man auch, dass die Qualität am Ende noch nicht so hoch ist, dass man die Ansprüche hat, Weltmeister zu werden. Das zeigt sich dann ja auch auf langer Strecke, dass eben man noch Spieler dabei hat, die Zeit brauchen, die sich entwickeln müssen. Z.B. Nick Woltemade: Der kostet zwar 90 Millionen, aber der braucht noch ein paar Spiele. Der muss auch in England noch weiter wachsen, um so eine Konstanz zu haben. Und es hat mir einfach mal Spaß gemacht, auf den Kader von den letzten Länderspielen zu schauen. Da gibt es ja relativ wenige Spieler - abgesehen von Joshua Kimmich - die über 100 Länderspiele haben. Die meisten haben eigentlich unter 50, die Hälfte hat eigentlich noch nicht mal 15. Wenn ich das jetzt mal mit der Weltmeistermannschaft von 2014 vergleiche, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Manuel Neuer, Thomas Müller, Sami Khedira, Toni Kroos - das waren alles Spieler, die dort schon hingereist sind und schon 50, 70, 80, 100 Länderspiele hatten. Die aber auch in den internationalen Vereinen auf höchstem Niveau schon über einen längeren Zeitraum diese Leistung gebracht haben. Und deswegen, glaube ich, haben wir uns teilweise zu enthusiastisch gezeigt. Natürlich von dieser Begeisterung, die die Mannschaft ausgestrahlt hat, hat man sich packen lassen. Ich glaube, man muss ihr einfach noch Zeit geben, sich einzuspielen. So ein Turnier ist nochmal was Besonderes, da baue ich auch drauf, dass man natürlich einen Fokus, eine Konzentration, einen guten Mannschaftsgeist herstellen kann. Aber wenn man das mit anderen Ländern vergleicht, muss man ja nur schauen, wo die Spieler spielen. Spielen sie in der englischen Liga, spielen sie in den Top Klubs. Da sind andere Länder gerade noch besser besetzt. Ich glaube, wir kratzten an der Weltspitze. Bei so einem Turnier zählt natürlich auch die mentale Stärke, zählt die Geschlossenheit, aber natürlich zählt auch die individuelle Qualität. Und ich finde, wir haben mit Musiala und Wirtz zwei absolute Ausnahmespieler, hoffen wir, dass sie beide auch richtig fit und gut sind. Aber dann hat man noch einen Havertz, einen Kimmich, einen Gnabry, einen Goretzka. Aber wenn auch mal von solchen Spielern welche ausfallen, sind es hinten dran doch noch sehr unerfahrene Spieler."

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… die Möglichkeit, dass Lennart Karl schon bald für die deutsche Nationalmannschaft spielen soll: "Wir erhoffen immer so schnelle, leichte Lösungen und letztendlich brauchst du die Entwicklung. Die einzige Ausnahme ist vielleicht, wenn du sagst, es ist ein Ausnahmetalent. Ronaldo war das ja mal bei Brasilien oder Messi oder jetzt auch Musiala, wo du sagst: Das ist gut, wenn der da schon mal reinschnuppert, aber du nimmst ihm den Druck weg. Er hat eigentlich gar keine Erwartungshaltung. Also ich finde auch, man muss auch als Vereinsverantwortlicher einfach mal sagen: Beleg das mal kontinuierlich, wiederhole diese Leistung und geh dann auch mit einer gewissen Stärke in die Nationalmannschaft."

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… eine Einbindung von Investoren bei Bundesliga Vereinen: "Ich glaube, man sollte eine ehrliche Diskussion führen. Und häufig wird genau das nicht gemacht, weil es halt sehr populär ist und natürlich gewisse Gruppierungen, wie die Fans gerne bestimmte Sachen hören. Dann werden irgendwelche oberflächlichen Aussagen getätigt, aber in Richtung Tradition. Jede Marke, jedes Unternehmen lebt von der Tradition, BMW. Mercedes, Porsche, Rolex, die erzählen alle von Tradition, weil es ein Wert ist, aber ich muss natürlich in dem Hier und Heute leben und muss es wirtschaftlich gut betreiben. Und die ganze kommerzielle Diskussion, die wird ja immer in so eine Ecke geschoben, als ob man den Fußball verrät. Aber wir sind doch schon seit Jahrzehnten mitten im Kommerz. Also auch Union Berlin-Fans freuen sich, wenn sie dann in der kommerziellsten Liga in der Champions League vom Bernabeu-Stadion stehen und sich feiern. Das ist ja auch Kommerz. Und man sieht ja: jeder Verein, selbst der kleine Dorfverein hat Werbebanner, hat Werbung auf dem Trikot drauf. Deswegen würde ich immer sagen, wir müssen es smart und gut machen. Ja, wir dürfen die Seele nicht verkaufen, müssen immer den Finger drauf haben, aber uns diesen Dingen öffnen. Ich glaube, es gibt viele Themen. [...] Und ich finde, das müsste man auch klar ansprechen. Man müsste dann sagen, es ist ein wichtiger Partner, der wird uns besser machen. Ich finde, das ist auch nicht vermittelt worden. Denn Kapital und Geld wird immer negativ gesehen. Aber Firmen wie Allianz, die Deutsche Telekom, Adidas, haben es auch ermöglicht, dass die Allianz-Arena steht. Also wir brauchen das."

Roman Weidenfeller über...

… die Entwicklung und Qualität der deutschen Nationalmannschaft: "Der Weltmeister-Kader von 2014 hatte eine ganz andere Qualität als der Kader heute. Erfahrung, Leistungsstärke, Leadership, also mehrere Merkmale, die es heute einfach in der Mannschaft gar nicht gibt. Ich bin schon erstaunt darüber, dass man innerhalb von kurzer Zeit auch deutscher Nationalspieler sein kann. Denn ich war es immer gewohnt, dass man als Nationalspieler über einen längeren Zeitraum auch Leistung liefert. Und das nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im internationalen Wettbewerb. Dass man auch ein besonderer Spieler im eigenen Verein ist und deswegen war es früher auch etwas Besonderes, das Nationaltrikot zu tragen. Es ist ja eine große Ehre. Heute überlegen die, ob die überhaupt zur Nationalmannschaft reisen, was ich auch nicht verstehen kann. Deswegen sehe ich das Thema schon sehr gespalten."

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Verlässt Nico Schlotterbeck Borussia Dortmund? Ex-BVB-Spieler Roman Weidenfeller ordnet die Situation des Abwehrspielers ein.

… Nico Schlotterbeck und ob Dortmund alles dafür tun sollte, ihn zu halten: "Natürlich, ein absoluter Leader von Borussia Dortmund, ein Leistungsträger, der vorneweg marschiert, der auch das Publikum hinter sich hat, der eine Mannschaft mitziehen kann. Aki Watzke sagte ja vor kurzem auch, sie werden alles daran setzen, ihm das schmackhaft zu machen, dass man auch in Dortmund ein sehr großer Spieler werden kann."

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