Owomoyela: Titel wäre für BVB und die Liga eine Riesensache

Exklusives Interview vor dem Meister-Showdown

Patrick Owomoyela gewann mit Borussia Dortmund zweimal die Deutsche Meisterschaft.
Image: Patrick Owomoyela gewann mit Borussia Dortmund zweimal die Deutsche Meisterschaft.  © Imago

Im exklusiven Interview spricht Patrick Owomoyela über den Titelkampf zwischen dem FC Bayern und Dortmund. Der Ex-BVB-Spieler glaubt an den Titelgewinn der Schwarz-Gelben.

skysport.de: Haben Sie nach der Niederlage der Dortmunder im Revierderby gedacht, dass es nochmal so eng wird im Titelkampf?

Patrick Owomoyela: Im ersten Moment fühlte sich das natürlich alles sehr blöd an, dementsprechend hat sich auch der Trainer nach dem Spiel zu einer emotionalen Aussage hinreißen lassen, indem er den Meisterkampf abgeschrieben hatte. Aber spätestens nach dem 1:1 der Bayern gegen Nürnberg waren wir wieder im Rennen und in Schlagdistanz.

Das Wochenende fühlte sich verständlicherweise mit der Derbyniederlage und den Herausstellungen von Marco Reus und Marius Wolf mies an, aber durch das Unentschieden der Bayern kam die Hoffnung schnell wieder auf.

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Nach dem glücklichen 3:2-Sieg gegen Düsseldorf und nun nur noch zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern sieht BVB-Boss Hans-Joachim Watzke Bayern deutlich stärker unter Druck (Video-Länge: 1:17 Minute).

skysport.de: Für wen ist der Druck jetzt größer - Bayern oder Dortmund? Hans-Joachim Watzke hat den Bayern den Druck weitergereicht…

Owomoyela: Druck ergibt sich ja immer aus der Ausgangslage und aus dem, was man erreichen bzw. verspielen kann. Die Ausgangslage für die Bayern ist natürlich deutlich besser, sie sind viel näher dran am Titel und würden somit noch einen vielen größeren Verlust haben, sollten sie noch irgendetwas verspielen.

Damit kann ich schon nachvollziehen und bestätigen, dass der Druck auf die Bayern groß ist. Wir können aus eigener Kraft gar nichts mehr erreichen und können damit völlig befreit aufspielen.

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Natürlich müssen wir unser Spiel gewinnen, um die letzte Chance zu wahren. Aber selbst wenn wir gewinnen, haben wir es nicht in der eigenen Hand, insofern liegt der Druck schon auf der Bayern-Seite.

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Ex-BVB-Profi Patrick Owomoyela spricht bei

skysport.de: Was würde die erste Meisterschaft nach 2011/12 für Dortmund bedeuten?

Owomoyela: Der Titel wäre eine Riesensache für ganz Dortmund und die Region - aber auch für die Liga. In den letzten sechs Jahren haben immer die Bayern die Schale geholt. Es kam ein bisschen Langeweile auf und viele haben sich danach gesehnt, dass endlich auch mal ein anderer Klub ein richtiges Wort mitspricht.

Das haben wir in diesem Jahr auf jeden Fall getan. Jetzt wollen wir zusehen, dass wieder Abwechslung auf den Schriftzug der Meisterschale kommt. Es wäre einfach fantastisch für den Klub - nach zuletzt schwierigen Jahren und einigen Trainerwechseln - so schnell wieder einen Titel einzufahren.

Dennoch ist die Saison auch so schon ein Erfolg mit einem neuen Trainer und vielen neuen Spielern. Das hätte man vorher sicherlich auch nicht erwartet. Der Titel würde nach diesen langen und schwierigen Jahren gut tun.

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skysport.de: Was bedeutet auf der anderen Seite ein Scheitern? Überwiegt die Enttäuschung über die verpasste Chance oder der Stolz auf die Tatsache, dass man so nah dran war, wie lange nicht?

Owomoyela: Vorerst wird die Enttäuschung groß sein, dass man so nah dran war und es dann nicht geschafft hat. Sicherlich hatte man in gewissen Phasen der Saison eine Ausgangslage, die man sich nicht mehr hätte nehmen sollen, deswegen wird es eine Enttäuschung geben.

Nichtsdestotrotz reflektiert man ja nicht nur einen Tag oder eine Woche. Nach der Saison wird man erst merken, wie schwer es eigentlich mit den gegebenen Voraussetzungen war, so eine erfolgreiche Saison zu spielen. Es war vieles mehr möglich - das ist Fakt! Aber es war schon vieles sehr, sehr gut.

skysport.de: Kann der BVB auch in den kommenden Jahren den Titelkampf offen halten oder war das eine einmalige Chance durch die Schwächephase der Bayern?

Owomoyela: Die Bayern haben eine der stärksten Rückrunden der Vereinsgeschichte gespielt - insofern waren sie dieses Jahr sicherlich nicht so schwach. Natürlich haben sie in der Vorrunde Probleme gehabt, aber sie sind auch im Umbruch und haben einen neuen Trainer. Die Bayern waren schon sehr gut und sie werden auch in den nächsten Jahren sehr gut sein.

Genau das Gleiche gilt für Borussia Dortmund. Der BVB hat eine sehr gute Saison gespielt, weiß aber auch, an welchen Stellschrauben man noch drehen kann. Ich bin mir fast schon sicher, dass man in den nächsten Jahren in der Lage sein wird, das anzunehmen, was die Bayern anbieten.

Sie sind der Klassenprimus, das muss man akzeptieren, aber sie sind schlagbar. Wenn sie das sind, muss der BVB da sein - das hat Dortmund in dieser Saison und auch vor drei Jahren unter Thomas Tuchel bewiesen. Und dazu wird der BVB auch in den nächsten Jahren in der Lage sein.

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Nach dem 3:2-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf und dem gleichzeitigen Remis der Bayern in Leipzig schickt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke eine Kampfansage in Richtung München (Video-Länge: 57 Sekunden).

skysport.de: Unabhängig vom Ausgang der Saison. Wie muss sich der BVB in der kommenden Saison weiterentwickeln?

Owomoyela: Diese Saison war bereits eine Entwicklung. Für einige junge Spieler war es sicherlich das erste Mal, um eine Meisterschaft mitzuspielen. Diesen Druck merkt man jungen oder unerfahrenen Spielern manchmal an.

Solch ein Jahr prägt einen Spieler und gibt einem mehr Erfahrung, wodurch man mit solchen Situationen anders umgeht und die richtigen Schlüsse herauszieht. Das ist ein Reifeprozess, den jeder Spieler braucht, der noch nicht so viel Erfahrung im Profi-Fußball hat. Erfahrung bringt einen weiter. Das ist schon eine Entwicklung, die in den nächsten Jahren positiv sein wird.

Im Sommer wird wieder am Kader gefeilt. Es werden sicherlich Spieler gehen, wie zum Beispiel Christian Pulisic. Aber es werden auch Spieler kommen und hoffentlich sind das Spieler, die noch Qualität hinzufügen können. Dann ist mir überhaupt nicht Angst und Bange.

skysport.de: Wie bewerten Sie die Arbeit von Lucien Favre?

Owomoyela: Gut. Wir sind Tabellenzweiter und zwei Punkte hinter dem Tabellenersten. Sicherlich hätten wir gerne im Pokal und in der Champions League länger mitgespielt, aber beispielsweise in der Königsklasse sind wir gegen einen Finalisten ausgeschieden. Da spielt man auch nicht gegen Fallobst, ab den K.O.-Spielen kann alles passieren.

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Insofern ist das eine super Saison, das war so nicht zu erwarten. Wir haben Spieler, die schon im letzten Jahr großes Potenzial gezeigt und in diesem Jahr den großen Durchbruch geschafft haben.

Wir haben eigentlich fast jeden Spieler stärker gesehen als in der letzten Saison. Das ist ein Verdienst des Trainers. Er arbeitet sehr akribisch und er hat sehr attraktiven Fußball spielen lassen. Und das in seinem ersten Jahr. Das ist eine super Leistung, das muss man so auch anerkennen.

skysport.de: Wie werden sie den letzten Spieltag verfolgen? Im Stadion oder auf der Couch?

Owomoyela: Ich bin in Gladbach im Stadion und darf das Spiel für die Liga auf englisch kommentieren. Dementsprechend bin ich Vorort und fiebere mit.

skysport.de: Wer wird Deutscher Meister?

Owomoyela: Ich hoffe, dass es der BVB wird. Die Ausgangslage ist zwar besser für die Bayern, aber Frankfurt muss sich strecken und wir wollen in Gladbach alles möglich machen. Wenn das alles so funktioniert, dann reicht das am Ende auch.

Das Interview führte Florian Poenitz