Pommes & konkretisierte Stadion-Ausbaupläne beim FC St. Pauli

In der Bundesliga erlebt der FC St. Pauli eine demütigende Pleitenserie. Präsident Oke Göttlich wird mit klarer Mehrheit wiedergewählt. Pläne zum Stadionausbau lassen die Mitglieder hellhörig werden.

Das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli.
Image: Das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli.  © Imago

Erwartet wurde eine temperamentvolle Mitgliederversammlung des FC St. Pauli, doch der Verein zeigte trotz sportlicher Misere und einer schwierigen Debatte um Kapitän Jackson Irvine immerhin bis zur Mittagspause Geschlossenheit.

Es wurde über Themen wie Pläne zum Stadionausbau, wirtschaftlich glänzende Zahlen und auch eine kulinarische Änderung in der Arena gesprochen. Und Präsident Oke Göttlich versicherte in seiner Rede: "St. Pauli bleibt stabil." Zumindest am Nachmittag boten einzelne Anträge noch Konfliktpotenzial.

Göttlich konnte sich der Unterstützung der anwesenden Mitglieder sicher sein. Der 49-Jährige wurde mit 93,5 Prozent wiedergewählt und erhielt stehenden Beifall - allerdings hatte er auch keine Gegenkandidaten. 894 der fast 1000 stimmberechtigten Mitglieder votierten für den Präsidenten, der seit 2014 an der Spitze des Klubs steht und nun seine vierte und letztmögliche Amtszeit beginnt.

Konkretisierte Pläne zum Stadionausbau

Hellhörig wurden die Mitglieder vor der Wahl Göttlichs. Der Vereinschef konkretisierte die langfristigen Pläne zur Erweiterung des Millerntor-Stadions. Das Ziel seien 40.000 bis 50.000 Plätze, sagte er. Der Verein freue sich über die Zusage der Politik, die Erweiterung des Millerntor-Stadions zu unterstützen und gemeinsam anzugehen - im engen Austausch mit Viertel und Fans. Die Pläne gelten unabhängig von der Olympia-Bewerbung der Stadt Hamburg, hieß es. Der Bedarf ist hoch: Das Stadion ist fast immer ausverkauft. Der Klub erreichte in der Saison 2024/2025 einen Zuschauerschnitt von 29.506 Fans. Das Stadion fasst 29.546 Menschen.

Doch die Fans erlebten zuletzt im Stadion viele sportliche Rückschläge. Insgesamt siebenmal verlor das Team in der Bundesliga nacheinander und rutschte damit auf den Abstiegsrelegationsrang.

Göttlich stärkte der sportlichen Führung um Sportchef Andreas Bornemann und Trainer Alexander Blessin den Rücken. Nach drei Spieltagen habe man den Klub schon in den Europapokal geschrieben, sagte Göttlich. "Nach zehn Spieltagen schrieben uns andere schon ab. Beides ist Unsinn", sagte Göttlich und stellte klar: "Ihr habt unsere volle Rückendeckung."

Göttlich verteidigt Irvine

Die erhielt auch Jackson Irvine. Göttlich warb um mehr Nachsicht beim Umgang mit dem Kapitän. Es habe nach Gesprächen mit Irvine "keinerlei Anzeichen" gegeben, dass der Mittelfeldspieler menschenfeindliche Einstellungen vertritt. "Wir wollen Brücken bauen und keine Gräben vertiefen", stellte Göttlich klar. Menschen würden Fehler machen, sagte er. "Das gilt auch für unsere Gremien", fügte er hinzu und spielte auf kritische Kommentare eines Aufsichtsratsmitglieds in der Causa Irvine an.

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Vor einigen Wochen hatte der australische Nationalspieler Irvine im Mittelpunkt von Diskussionen gestanden, nachdem seine Frau ein Foto in den sozialen Medien gepostet hatte, das den lange verletzten 32-Jährigen mitten im öffentlichen Diskurs um das israelische Vorgehen im Gaza-Streifen in einem umstrittenen T-Shirt zeigte.

Danach kritisierte ein Aufsichtsratsmitglied den Spieler auf der Plattform Instagram. Später wurden diese Äußerungen wieder gelöscht. Wenige Tage vor der Versammlung sanktionierte der Klub das Aufsichtsratsmitglied wegen vereinsschädigenden Verhaltens. Der Ehrenrat verhängte eine Geldstrafe. Die Aussagen seien nicht mit dem Aufsichtsrat abgesprochen gewesen und spiegelten nicht seine Position wider, versicherte die Vorsitzende Kathrin Deumelandt. Das Mitglied habe einen Fehler gemacht, den es bedauere.

Kiez-Klub mit deutlichem wirtschaftlichen Plus

Der Klub verzeichnete in der Saison 2024/2025 einen klaren Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr. Die Summe stieg von gut 188.000 auf fast 2,1 Millionen Euro. Auch der Umsatz wuchs: Statt etwa 80 Millionen im Vorjahr nahm der Verein im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 102 Millionen Euro ein.

Das hängt laut Verein stark mit dem Anstieg der höheren Fernsehgelder zusammen. Wilken Engelbracht, kaufmännischer Geschäftsleiter, sagte, man stehe wirtschaftlich "auf ganz, ganz stabilen Füßen". Auch dank der eingeführten Genossenschaft, die zuletzt die Mehrheit am Stadion übernommen hatte.

Jubel brach aus, als der Mann für die Zahlen im Klub ankündigte, dass der Klub ab Sommer endlich Pommes auf der Südtribüne anbieten kann. Dieser Wunsch sei zuletzt häufiger an ihn herangetragen worden.

dpa

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