Haaland im Fokus: Ibra-Vergleich und Rekorde - aber auch ein Problem
14.10.2022 | 23:24 Uhr
Wenn am Sonntag der FC Liverpool und Manchester City aufeinandertreffen, stehen sich die Klubs gegenüber, die in den vergangenen Jahren die Premier League dominiert haben. Dieses Mal steht jedoch nicht der Titelkampf im Fokus, alle Augen richten sich auf Erling Haaland.
Vier Mal holte City in den vergangenen fünf Jahren den Titel in der Premier League, einmal war es Liverpool. In der vergangenen Saison setzten sich die Skyblues mit einem Punkt Vorsprung auf die Reds durch.
Am Sonntag steht das Duell zwischen Vizemeister und Meister (ab 17.30 Uhr LIVE & EXKLUSIV auf Sky) jedoch unter anderen Vorzeichen: Liverpool steht nur auf Platz zehn, 14 Punkte hinter Tabellenführer Arsenal, 13 Zähler hinter City und sechs Punkte hinter Rang vier. Im Falle einer Niederlage könnte Liverpools Rückstand auf einen Champions-League-Platz bis auf zehn Zähler anwachsen.
Mit einem Sieg gegen den Titelverteidiger will Trainer Jürgen Klopp mit seinem Team die Trendwende schaffen. "Am Sonntag ist der Härtetest für Liverpool", schreibt Didi Hamann in seiner Sky Kolumne.
Doch die Aufgabe wird enorm schwer. Nicht nur, weil die Gäste seit 22 Spielen auswärts nicht mehr verloren haben und das einzig noch ungeschlagene Team in der Premier League sind, sondern weil Erling Haaland für City trifft, wie er will.
Bereits 15 Tore hat der Norweger bisher in der Premier League erzielt. Rekord in der Premier League nach zehn Spieltagen und genauso viele Treffer wie vergangene Saison Citys Top-Schütze Kevin De Bruyne schaffte. Wenn Haaland seinen Lauf fortsetzen sollte, würde er am Ende der Saison auf 64 Treffer kommen - vier mehr als der bisherige Rekord im englischen Oberhaus von Evertons s Dixie Dean aus der Saison 1927-28.
Drei Mal hat Haaland bisher gegen Liverpool gespielt. Einmal im Community Shield zu Beginn der Saison und einmal in der Champions League. Beim 4:3 in der Vorrunde der Saison 2019/20 gegen Salzburg traf der damals 19-Jährige gegen die Reds.
"Wir waren sehr damit beschäftigt uns Gedanken zu machen, wie wir ihn stoppen können", erinnerte sich Klopp am Freitag auf der Pressekonferenz an das Spiel, "er hat aber trotzdem getroffen."
Der Liverpool-Coach geriet richtig ins Schwärmen über den mittlerweile 22-Jährigen. Haaland habe "körperlich neue Standards gesetzt. Es gibt viele Sachen, die ihn zu einem der besten Stürmer der Welt machen: Er ist körperlich stark, technisch versiert, unheimlich wachsam und seine Orientierung ist überragend. Dieses Paket macht ihn so besonders", sagte Klopp und deshalb sei Haaland der "momentan beste Stürmer der Welt". Eine ähnliche Kombination habe er in seiner Karriere höchstens bei Zlatan Ibrahimovic gesehen.
Dazu habe er Topspieler wie Foden, Mahrez oder De Bruyne um sich herum.
"Haaland ist das Puzzleteil, das City noch gefehlt hat, aber De Bruyne ist der Dreh- und Angelpunkt im Team. Er gibt den Takt vor, mit ihm steht und fällt das Spiel der Citizens", erklärt Hamann, der mit den Reds 2005 die Champions League gewann und von 2006 bis 2009 für die Citizens auflief.
De Bruyne ist mit neun Torvorlagen der beste Vorbereiter der Liga, vier Mal hat der Belgier für Haaland-Treffer aufgelegt - auf Liverpools Abwehr kommt also viel Arbeit zu. In dieser Saison haben die Reds bereits zwölf Gegentore kassiert - doppelt so viele wie zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit.
Haaland zu stoppen, sei "eine sehr harte Aufgabe, aber es ist möglich", meinte Klopp auf der PK. Bei Liverpools 3:1-Sieg im FA Community Shield blieb Haaland ohne Treffer.
"Wir müssen versuchen, die Bälle, die zu ihm gelangen, zu stoppen, auf höchstem Niveau zu verteidigen und unser Bestes zu geben", hatte Liverpools Abwehrchef Virgil van Dijk zuletzt bei TV2 erklärt.
"Haaland wird man nur gemeinsam stoppen können", meint Hamann. "Die Körperlichkeit und die Schnelligkeit haben Liverpools Spieler, aber sie müssen über 90 Minuten konzentriert sein. In der Vergangenheit haben sie gezeigt, dass sie es können. Wenn sie das am Sonntag hinbekommen, haben sie eine Chance."
Haaland hat in den vergangenen Wochen aber nicht nur sportlich für Aufsehen gesorgt. Um die Vertragssituation des Norwegers, der im Sommer erst für 60 Millionen Euro von Borussia Dortmund verpflichtet wurde, gab es zuletzt viele Spekulationen.
Sky weiß: Real Madrid will Haaland 2024 holen. City-Trainer Pep Guardiola dementierte zwar in der vergangenen Woche eine Klause für Haaland, aber "wir hören, er hat eine Ausstiegsklausel, sie ist aber nicht vereinsabhängig", sagt Transferexperte Marc Behrenbeck. Die Summe für einen Wechsel soll bei 150 Millionen Euro liegen.
"Ich denke, Erling will seine Fähigkeien in allen ligen zeigen. Dann kann er da maximal drei oder vier Jahre bleiben." So hatte Haalands Vater Alf-Inge Haaland die Spekulationen um einen Wechsel zuletzt befeuert.
"Wenn der Vater nach drei Wochen in Manchester sagt "irgendwann will er auch einmal in Spanien seine Tore schießen", dann halte ich das für unpassend und respektlos dem Verein gegenüber", spricht Hamann wie gewohnt Klartext.
"Meiner Meinung nach war auch schon in Dortmund nicht alles korrekt gelaufen, aber sie müssen selbst wissen, was sie machen", so der Sky Experte: "Natürlich birgt das Thema auch Potenzial für Unruhe in der Mannschaft zu sorgen."
So lange Haaland weiter Tore wie am Fließband erzielt, dürfte man in Manchester jedoch hoch zufrieden sein. City würde gerne Haalands Vertrag vorzeitig verlängern, ihm die Ausstiegsklausel abkaufen und auf 2025 oder 2026 schieben.
"Er ist wird von allen geliebt und ist sehr glücklich hier", betonte Guardiola zuletzt, "das ist, was zählt." Bleibt nur die Frage, wie lange dieser Zustand anhalten wird.
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