Premier League: Kolumne von Florian Schmidt-Sommerfeld zu Pep Guardiola
Pep verliebt wie nie
21.08.2023 | 16:56 Uhr
Sky Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld blickt in seiner Kolumne auf das Geschehen in der Premier League. In der neuen Ausgabe schwärmt "Schmiso" vom "Malocher"-Auftritt von Manchester City gegen Newcastle United und versteht die Lobeshymnen von Trainer Pep Guardiola auf seine City-Stars.
Wir kennen dieses Spiel von Pep Guardiola ja gut. Keiner lobt so überschwänglich wie der - für mich - beste Trainer der Welt. 1.000 Dantes hätte er in München gerne gehabt. Und bekanntlich dabei nicht die Bilder gemeint, die er für Saudi-ähnlichen Reichtum hätte verkaufen können.
Zu Bundesliga-Zeiten hat er durchschnittliche Teams in die Weltklasse gelobt und es gab gefühlt noch mehr Super-Super-Spieler als Lewandowski-Tore. Am späten Samstagabend gegen Newcastle hatte er wieder so einen Moment, als er nach einem eher drögen 1:0 eine Ode an seine Mannschaft gedichtet hat. Doch diesmal war etwas anders…
Lässt City irgendwann mal nach?
Ich konnte Pep absolut folgen in dem, was er da im Überschwang und mit dem Blick eines frisch verliebten Teenies zum Besten gab. Wie dankbar er seinen Spielern sei, wie unglaublich die Mentalität sei. Jedes Mal aufs Neue. Ich habe Arsenal als Meister getippt, weil die Gunners mich ehrlich begeistern. Ich habe aber damit etwas getan, was ich in den letzten Jahren fast nie (Ausnahme 2019/20, da war Liverpool einfach so was von überreif) tue: Ich habe "gegen" Manchester City getippt.
Dahinter steckt primär ein Gedanke: Irgendwann müssen die doch mal satt sein! Peps Fußball ist doch so fordernd, diese Liga so bretthart - und jetzt haben sie doch mit dem lang ersehnten Henkelpott wirklich ALLES erreicht. Oder zumindest müde? Siehe Liverpools Absturz in der letzten Spielzeit nach der Jagd aufs Quadruple und maximal möglichen Anzahl an Spielen. Selbst Haaland, De Bruyne, Rodri, Dias und Ederson müssen doch bei aller gnadenlosen Weltklasse noch Menschen sein?
Alvaraz und Foden als Matchwinner
Und ich vermute, Pep hat vor dem Spiel gegen Newcastle ähnlich gedacht. Die Supercup-Reise nach Griechenland in den Knochen. Ein verdammt unangenehm zu spielender Gegner aus Newcastle, der seit Eddie Howe defensiv kaum was zulässt, in der Vorsaison noch weniger als Peps Mannen selbst. Die große Party direkt vor dem Spiel, die noch mal vor Augen führt, welchen Wahnsinn man in der letzten Saison vollbracht hat. Und dann spielt sein Team DIESES Spiel.
Ohne Ilkay Gündogan (Barcelona), ohne Riyad Mahrez (Al-Ahli), ohne Kevin De Bruyne, dessen Oberschenkel ihn bis Ende des Jahres außer Gefecht setzt. Wie oft hatten genau die drei ein zähes Spiel mit einer genialen Aktion auf Citys Seite gezogen? Diesmal war es Julian Alvarez (23) auf Vorlage Phil Foden (23). Die Next Gen steht bereit. Mit spielerischer Leichtigkeit, die alles möglich scheinen lässt.
Pep-Elf brennt für die Arbeit
Viel beeindruckender war aber: Wie die elf Mann auf dem Platz - Pep wechselte kein einziges Mal! - Newcastle defensiv NICHTS anboten. Und in Minute 90 noch spritziger und giftiger ins Pressing gingen als die desillusionierten Gäste, die zum Auftakt mit fünf Toren gegen Aston Villa noch ein dickes Ausrufezeichen gen Süd-England geschickt hatten.
Was ich da gesehen habe, hat auch mich tief beeindruckt. Ich nenne es: stoische Leidenschaft. Was sich ja ausschließt. Gerade weil es sich ausschließt. Diese Pep-Elf brannte in einer Trotzigkeit für die Arbeit, nicht wie Pep-typisch für das perfekte Spiel.
City-Stars glänzen durch Disziplin
Es war der typischste "Arbeitssieg", den City vielleicht jemals unter Pep gefeiert hat. A la: ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass wir wegen des Triples im Sommer und dem Supercup unter der Woche auch nur einen Millimeter nachlassen? Und wenn ihr Magpies uns Steine in den Weg legt, dann bauen wir eine Mauer draus und schieben sie vors eigene Tor.
Dass seine Spieler vom anderen Stern spielen können, weiß Pep längst. Gegen Newcastle haben Citys Stars gezeigt, was ein Trainer nur anfachen, aber nicht entfachen kann: das innere Feuer. Es lodert nicht nur. Es brennt. Als hätt's das Triple nie gegeben… Wie kann man das als Trainer nicht lieben?
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.