Psotta-Kolumne: Machtkampf der Bayern-Alphatiere
Reingegrätscht - die Kolumne von Kai Psotta
01.10.2017 | 20:52 Uhr
Beim FC Bayern zogen jahrzehntelang alle Verantwortlichen an einem Strang - die Erfolge sprechen für den Rekordmeister. Aber zuletzt gab es intern viele Diskrepanzen in den Ansichten und Auffassungen. Sky Redakteur Kai Psotta blickt in seiner Rubrik "Reingegrätscht" auf das Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.
Als Michael Reschke den FC Bayern verließ, schrieb er - zugegebener Maßen zwei Nummern zu hochtrabend - in einer Dankesmail an alle Mitarbeiter: "Vor Uli und Karl-Heinz Rummenigge darf ich mich verbeugen. Einen Verein mit dieser Strahlkraft zu formen, zu leben, weltweit hoch respektiert zu etablieren und immer wieder aufs Neue weiterzuentwickeln, ist nur möglich, wenn sich Vision, Leidenschaft, Fleiß, Empathie, Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz in beeindruckender Art und Weise miteinander verbinden. Dieser Klub und seine Entwicklung ist - ganz entscheidend - das Werk von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Einzigartig in der Fußball-Welt."
Dieses Werk hat Risse bekommen. Massive Risse sogar. Und ganz aktuell finde ich, darf man sich nicht vor Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge verbeugen. Weil die beiden sich viel zu sehr darauf konzentrieren, ihr eigenes vereinsinternes Machtspielchen für sich zu entscheiden, anstatt an einem Strang im Sinne des FCB zu ziehen.
Wenn der eine "A" sagt, sagt der andere "B". Das ist derzeit so sicher, wie das Amen in der Kirche. Beispiel Asienreise im Sommer: Danach schimpfte Hoeneß. "Das ist sicherlich grenzwertig, was wir gemacht haben bis jetzt. Ob man unbedingt vier Spiele in zwölf Tagen machen sollte, mit einer Reise in ein anderes Land dazu, das wird sicherlich auf den Prüfstand kommen." Rummenigge dagegen sagte: "Großartige Reise, totaler Erfolg, alles wunderbar."
Nachdem Robert Lewandowski mit seinem bemerkenswerten Spiegel-Interview für Aufsehen sorgte, wies Rummenigge seinen Stürmer zurecht, indem er klarstellte: "Ich bedauere seine Aussagen." Hoeneß bemerkte wenige Stunden später: "Ich finde es immer gut, wenn sich ein Spieler Gedanken macht und Sorgen macht um seinen Verein. Das spricht für ihn."
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Der eine wollte Lahm, der andere Eberl
Nach der Entlassung von Ancelotti formulierte Rummenigge bedacht "Ich darf mich bei Carlo für die Zusammenarbeit bedanken und bedauere die Entwicklung, die sie genommen hat. Carlo ist mein Freund und wird es bleiben", während Hoeneß am gleichen Abend polterte "Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste".
Auch bei maßgeblichen Entscheidungen liegen Rummenigge und Hoeneß weit auseinander. Der eine wollte Philipp Lahm als Sportdirektor. Der andere Max Eberl. Am Ende kam keiner und es wurde Hasan Salihamidžić.
Nun kämpfen die beiden Alphatiere in der nächsten Machtprobe: Hoeneß hätte am liebsten Julian Nagelsmann gehabt. Der ist aber aktuell nicht aus dem Vertrag von Hoffenheim zu holen. Deshalb wird sich höchst wahrscheinlich Karl-Heinz Rummenigge mit seiner bevorzugten Lösung durchsetzen, die da heißt: Thomas Tuchel.
Beim FC Bayern muss man sich seit Monaten schon auf eine Seite schlagen. Entweder man ist Hoeneß-Mann oder man gehört zum Lager von Karl-Heinz Rummenigge. Dazwischen gibt es nichts. Hoeneß' Gefängnis-Aufenthalt hat, wie er selbst zugibt, "wie eine Scheidung" auf das Verhältnis zu Rummenigge gewirkt. Der gab daraufhin immerhin zu: "Wir haben noch nicht wieder geheiratet!"
Natürlich braucht ein Welt-Verein starke Charaktere, um erfolgreich zu sein. Natürlich dürfen und müssen diese auch mal unterschiedlicher Meinung sein, auch in Trainerfragen. Aber nicht ständig. So, wie Hoeneß und Rummenigge derzeit den Verein führen, werde ich mich so schnell nicht wieder vor ihnen "verbeugen", wie es einst Reschke tat. Weil sie derzeit wenig an die starken Führungspersönlichkeiten erinnern, die sie eigentlich ja beide sind.