RB Leipzig News: Aus in Champions League, Druck in Bundesliga vor Duell gegen BVB

Druck vor BVB-Duell: RB droht früh (fast) alle Saisonziele zu verpassen

RB Leipzig hängt seinen Ansprüchen deutlich hinterher.
Image: RB Leipzig hinkt seinen Ansprüchen deutlich hinterher.  © Imago

RB Leipzig ist wie in jedem Jahr mit großen Ambitionen in die neue Saison gestartet - mit einigen neuen Spielern und einem neuen Trainer. Doch bereits früh in der Saison droht Leipzig (fast) alle seine Ziele aus den Augen zu verlieren. Der Druck vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund ist enorm.

"Ziel ist, den Gegner total zu kontrollieren." Mit diesen markigen und anspruchsvollen Worten ist Jesse Marsch im Juli in seine neue Aufgabe bei RB Leipzig gestartet. Der sympatische US-Amerikaner kam als Nachfolger des zu Bayern München abgewanderten Julian Nagelsmann nach Sachsen.

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Der neue Leipzig-Coach Jesse Marsch erklärt seine Spielidee (Video: 01:02 Minuten)

Marsch, der bereits zuvor als Cheftrainer in New York und in Salzburg die RB-Philosophie vollkommen verinnerlicht hat, schien die logische und beste Wahl für den deutschen Vizemeister zu sein. Immerhin kommt der 47-Jährige vom gleichen Konzern und weist auch aufgrund seiner Co-Trainer-Tätigkeit unter Ralf Rangnick bei RB Leipzig den obligatorischen Stallgeruch auf.

Enttäuschende Champions-League-Saison

Vor Monaten schien die Kombination Jesse Marsch und RB Leipzig somit das perfekte Match zu sein. Doch die ersten Wochen dieser Verbindung verliefen nicht nach den Wünschen aller Beteiligten. Bereits im November droht Leipzig fast alle seine Saisonziele aus zu Augen zu verlieren bzw. hat diese bereits verpasst.

So zum Beispiel in der Champions League. Nach dem 2:2 gegen die Star-Truppe von Paris Saint-Germain steht fest: RB wird nicht in der Königsklasse überwintern. Ein Szenario das vor der Saison sicherlich nicht unbedingt eingeplant wurde. Klar darf nicht darüber hinweg gesehen werden, dass die Roten Bullen mit PSG und Manchester City zwei absolute Schwergewichte in der Gruppe haben, doch auch gegen den vermeintlichen Underdog FC Brügge setzte es für RB eine 1:2-Heim-Niederlage.

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Sky Reporter Hannes Jakobi ordnet die Leistung der Leipziger in der Gruppenphase der Champions League ein. (Video: 00:50 Sekunden)

Mindestziel Europa League in Gefahr

Vor zwei Jahren stand RB noch im Halbfinale beim Finalturnier in Lissabon. Auch in der vergangenen Saison reichte es trotz einer ähnlich schweren Gruppe (PSG, Manchester United, Basaksehir) zumindest für das Achtelfinale, wo dann gegen den FC Liverpool Schluss war.

In diesem Jahr muss RB aufgrund der bisher mageren Punktausbeute von nur einem Zähler sogar um den Einzug in die Europa League und damit um das internationale Überwintern zittern. Somit ist selbst das internationale Mindestziel mächtig in Gefahr.

Mehr dazu

Die Noten der RB-Stars gegen Paris

  1. Gulacsi.
    Image: PETER GULACSI: Bei den Gegentoren chancenlos. Hält RB mit zwei herausragenden Rettungstaten gegen Mbappe im Spiel (45.+2 & 64.). - NOTE: 2 © Imago
  2. Simakan.
    Image: MOHAMED SIMAKAN: Lässt Mbappe vor dem 1:1 entwischen (21.). Ganz starkes Tackling gegen Wijnaldum (57.). Hat eine Kopfballchance nach Freistoß von Szoboszlai (60.). Sieht nach taktischem Foul Gelb (69.). Gewinnt fünf von sechs Zweikämpfen. - NOTE: 3 © Imago
  3. Orban.
    Image: WILLI ORBAN: Mit zwei sehr robusten Tacklings gegen Neymar (2. & 4.). Wichtiger Block gegen Di Maria (39.). Wird zur Pause gegen Haidara ausgetauscht (46.). - NOTE: 3 © Imago
  4. Gvardiol.
    Image: JOSKO GVARDIOL: Spielt sehr aufmerksam. Antizipiert viele Aktionen sehr gut. Leitet mit Fehlpass gefährlichen Konter ein (39.). Ist in vier seiner acht Zweikämpfe der Sieger. - NOTE: 3 © Imago
  5. Mukiele.
    Image: NORDI MUKIELE: Offensiv mit mehreren starken Läufen auf der rechten Seite. Defensiv ausbaufähig. Lässt Mbappe entwischen, woraus fast das 1:3 resultiert (64.). - NOTE: 3 © DPA pa
  6. Laimer
    Image: KONRAD LAIMER: Licht und Schatten. Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Mit vielen cleveren Pässe. Hat eine gute Schusschance aus 18 Metern (13.). Greift Marquinhos vor dem 1:2 nicht an (40.). Gegen Henrichs ausgewechselt (85.). - NOTE: 3 © DPA pa
  7. Adams.
    Image: TYLER ADAMS: Sieht beim 1:1 nicht gut aus (21.). Kassiert nach Frustfoul an Di Maria (24.) seine dritte Gelbe Karte und fehlt gesperrt im nächsten Spiel. Hebt das Abseits vor dem 1:2 auf (40.). Gegen Olmo ausgewechselt (74.). - NOTE: 4 © Imago
  8. Angelino.
    Image: ANGELINO: Enorm viel Vorwärtsdrang in der Anfangsphase auf der linken Seite, der mit fortlaufender Spieldauer immer mehr abnimmt. Vergibt riesige Chance auf das 2:2 (64.). Hat defensiv Probleme mit Hakimi. - NOTE: 3 © Getty
  9. Nkunku.
    Image: CHRISTOPHER NKUNKU: Der Beste in Leipzigs Offensive. Markiert das 1:0 (8.) mit dem Kopf. Vergibt dicke Möglichkeit zum 2:0 (18.). Immer wieder gute Ideen und Flanken. Gibt vier Schüsse ab, zwei davon auf den Kasten. - NOTE: 2 © Imago
  10. Forsberg.
    Image: EMIL FORSBERG: Zu Beginn das Gehirn der RB-Offensive. Hat die erste gute Chance des Spiels (6.). Erobert den Ball vor dem 1:0. Baut danach etwas ab. In der 59. Minute ist für ihn Feierabend. Szoboszlai kommt für Forsberg. - NOTE: 3 © Imago
  11. Silva.
    Image: ANDRE SILVA: Tragische Figur. Im Zusammenspiel mit Nkunku zu Beginn herausragend. Markiert fast nach wenigen Sekunden das 1:0. Traum-Flanke auf Nkunuku vor dem 1:0. Holt einen Elfmeter raus (11.), verschießt diesen aber - NOTE: 3 © Imago
  12. Haidara.
    Image: AMADOU HAIDARA: Zur Pause eingewechselt für Orban (46.). Fügt sich mit super Tackling gegen Mendes ein (47.). Hat eine gute Schusschance (74.). Gewinnt drei von sechs Zweikämpfen. - NOTE: 3 © Imago
  13. Poulsen.
    Image: YUSSUF POULSEN: In der 59. Minute für Silva eingewechselt. Hat viele gute Pressingmomente. Sieht in der Nachspielzeit Gelb (90.+4). - NOTE: 3 © DPA pa
  14. szoboszlai.
    Image: DOMINIK SZOBOSZLAI: Kommt in der 59. Minute für Forsberg ins Spiel. Vergibt die hundertprozentige Chance zum 2:2 (72.). Rettet RB einen Punkt vom Punkt (90.+2). - NOTE: 2 © Getty
  15. Olmo.
    Image: DANI OLMO: In der 74. Minute für Adams in die Partie gebracht. Bleibt danach unauffällig. - NOTE: 3 © DPA pa
  16. Marsch.
    Image: Trainer Jesse Marsch bringt zudem Benjamin Henrichs in der 85. Minute für Laimer ins Spiel. - NOTE: OHNE BEWERTUNG © DPA pa

Umbruch im Sommer

Doch auch in der Bundesliga spielt Leipzig bislang nicht die Rolle, die man sich selbst im sechsten Jahr im deutschen Oberhaus zutraut. Nach zuletzt sehr erfolgreichen Spielzeiten unter Ralf Rangnick (3. Platz) und Julian Nagelsmann (3. und 2. Platz) hinkt RB derzeit der Konkurrenz hinterher. Nach zehn Spieltagen stehen lediglich vier Siege zu Buche - heißt derzeit: Platz acht.

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Doch woran hakt es bei den Sachsen? Klar musste RB mit Marcel Sabitzer, Dayot Upamecano (beide FC Bayern München) und Ibrahima Konate (FC Liverpool) drei Leistungsträger ersetzen, doch im Sommer kamen auch Akteure wie Top-Torjäger Andre Silva (Eintracht Frankfurt), die Abwehrspieler Josko Gvardiol (Dinamo Zagreb) und Mohamed Simakan (Racing Straßburg) sowie Barcelona-Talent Ilaix Moriba. Insgesamt steckte Leipzig über 100 Millionen Euro in neue Spieler, um die Abgänge zu kompensieren und den Kader weiter zu verstärken.

Geht es nach Marsch, ist der RB-Kader in der Breite sogar besser als der des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Doch während Bayern die Bundesliga mit 25 Zählern anführt und bereits das Achtelfinale in der Champions League erreicht hat, befindet sich Leipzig nach wie vor in der Findungsphase.

Marschs Spielstil passt (noch) nicht zum Kader

Dies liegt vor allem an der Spielweise von Coach Marsch. Denn während Vorgänger Nagelsmann mit diesem Kader den RB-Fußball um die Komponente Ballbesitz erweitert hat, geht der Spielstil von Marsch wieder zurück in alte Rangnick-Zeiten. Intensität, Laufbereitschaft und Dauerpressing stehen hier an oberster Stelle. Genau darin liegt für Sky Experte Dietmar Hamann auch das derzeitige Problem von RB.

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Der neue Leipzig-Trainer Jesse Marsch spricht über die Ziele mit RB. (Video: 00:52 Sekunden)

"Ich habe das Gefühl, dass die Spieler nicht wollen oder nicht mehr wollen, was der Trainer will, weil sie sich auch fußballerisch zu einer richtig guten Mannschaft entwickelt haben. In den vergangenen zwei Jahren unter Julian Nagelsmann hatten sich die RB-Profis eine gewisse Reife erarbeitet. Sie haben filigrane Spieler in ihren Reihen und wollen nicht 90 Minuten lang Pressing spielen, sondern auch mal den Ball laufen lassen. Natürlich ordnet man alles dem Erfolg unter, aber du musst auch in der Lage sein, Spiele mit Ballbesitz zu kontrollieren. Du kannst nicht immer nur Powerfußball spielen und ständig pressen.

Faktisch schlagen sich die von Hamann angesprochenen Defizite und Probleme vor allem bei den Gegentoren und damit bei einem insgesamt instabilen Defensivverhalten durch das hohe Pressing nieder. Dies ist besonders gegen offensive, technisch versierte Gegner der Fall. Alleine in den vier Partien gegen Bayern München, Manchester City und Paris Saint-Germain (2x) kassierte die Marsch-Truppe 15 Gegentore.

Gegen defensiver ausgerichtete Mannschaft hingegen schafft es RB nicht, offensiv zu überzeugen und mit Toren den Sack zuzumachen. So ließ man in der Bundesliga unter anderem gegen Frankfurt, Freiburg (beide 1:1) und Mainz (0:1) wichtige Punkte in der Meisterschaft liegen. Es zeigt sich also, dass Leipzig in bestimmten Spielen entweder vorne oder hinten Probleme hat und so nicht das von Marsch gewünschte Spiel aufziehen kann. Von der eingangs erwähnten totalen Kontrolle ist RB noch meilenweit entfernt.

Matthäus bemängelt fehlendes Gerüst bei Leipzig

Für Sky Experte Matthäus liegt das Problem der Leipziger überwiegend in der Zusammensetzung der jeweiligen Startelf.

"Ich finde es problematisch, dass kein System erkennbar ist - wann, wer und warum von Beginn an aufgestellt wird. Und das führt dazu, dass die Leistungsträger zu wenig Selbstbewusstsein haben und nicht so abliefern, wie sie eigentlich könnten. Die einzige Konstante ist Nkunku. Im Sturm spielt mal Forsberg, dann wieder Silva. Manchmal spielt Poulsen, dann wieder nicht. Wo ist die Stamm-Elf, die wahre Idee des Trainers für das Team?", fragt sich Matthäus.

Und weiter: "Marsch hat es bis jetzt verpasst, dreizehn, vierzehn Stammspieler auszumachen. Ich habe den Eindruck, dass Marsch auch nach zehn Spieltagen noch nicht so ganz in Leipzig angekommen ist und es Trainer gibt, die in der Bundesliga sicher fester im Satteln sitzen als er. Bei der Qualität dieses Kaders und den Erfolgen der letzten Jahre ist das bisher schon enttäuschend."

Topspiel gegen den BVB steht an

Zwar stärkt RB-Chef Oliver Mintzlaff seinem Coach nach wie vor den Rücken, doch es dürfte auch jedem klar sein, dass die Luft für Marsch in Leipzig immer dünner wird, sollten die instabilen Leistungen nicht bald in dauerhaft erfolgreiche Ergebnisse umgewandelt werden.

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RB Leipzig mit dem besten Kader der Liga in der Breite - aber auch in der Spitze? Eine Analyse! (Videolänge: 1:59 Minuten)

Marsch muss nun möglichst schnell einen Weg finden, die sicherlich vorhandene Qualität seines Kaders voll auszuschöpfen, ob dies nun mit einer Änderung der taktischen Ausrichtung oder eher über die personelle Komponente in Form einer sich klar herauskristallisierenden erweiterten Stammelf passiert.

Am besten Marsch findet die Lösung bereits bis Samstag, denn dann steht das Topspiel gegen Borussia Dortmund (ab 17:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga 1) an. Sollte jedoch auch dieses Duell gegen ein Spitzenteam auf die bislang übliche Art und Weise verloren gehen, droht es für Marsch ungemütlicher zu werden.

RB Leipzig hätte bei einer Niederlage bereits zwölf Zähler Rückstand auf den direkten Konkurrenten aus dem Ruhrpott und wäre damit aus dem erweiterten Rennen um die Meisterschaft bereits im November raus. Auch in der Bundesliga bliebe somit nur noch das Minimalziel Champions-League-Qualifikation. Doch selbst dieses scheint in der derzeitigen Verfassung Leipzigs alles andere als sicher ...

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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