Real in der Krise: Lopeteguis Luft wird dünner
Sieg gegen Pilsen Pflicht
23.10.2018 | 22:00 Uhr
Real Madrid steckt in der Krise. Bei einem erneuten Patzer am Dienstag in der Champions League dürfte es für Trainer Julen Lopetegui eng werden.
Nach Real Madrids peinlichem Negativ-Rekord hagelte es Spott für Julen Lopetegui. Eine Fotomontage im Netz zeigte den Trainer der kriselnden Königlichen vor dem Arbeitsamt.
Auch eine in Spanien bekannte Online-Jobbörse machte sich einen Spaß aus Lopeteguis heikler Lage. Spanische Sporttageszeitungen wie AS oder Marca spekulierten bereits über mögliche Nachfolger des 52-Jährigen.
Zidanes schweres Erbe
Lopetegui, der erst im Sommer auf Erfolgs-Coach Zinedine Zidane gefolgt war, steht bei Real nach zuletzt vier Niederlagen aus fünf Spielen und einer Torflaute stark in der Kritik.
Am 3. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase am Dienstag gegen Außenseiter Viktoria Pilsen (ab 20:55 Uhr live in der Sky Konferenz) ist ein Sieg Pflicht, um den Druck vom angezählten früheren spanischen Nationalcoach zu nehmen. Es dürfte nur das erste von mehreren Schicksalsspielen sein.
Die verheerende Rekord-Torflaute
Lopetegui verantwortet eine tiefe sportliche Krise, die am Wochenende ein historisches Ausmaß angenommen hatte. Beim 1:2 (0:2) gegen UD Levante stellte Real einen klubinternen Negativ-Rekord auf: Nie in der ruhmreichen 116-jährigen Geschichte des Vereins hat Madrid länger auf ein Tor warten müssen (480 Minuten). Der Anschlusstreffer des Brasilianers Marcelo (72.) kam zu spät, um die zuvor längste Durststrecke von 465 Minuten aus der Saison 1984/85 zu unterbieten.
Der Übungsleiter wollte sich dennoch nicht mit der aufkeimenden Trainer-Debatte befassen. "Ich mache mir nicht zu viele Gedanken über das, was geschrieben und gesagt wird. Ich konzentriere mich auf das Spiel. Wir müssen uns auf unsere Ziele fokussieren", sagte er am Montag: "Wir haben viele Chancen kreiert, diese aber nicht genutzt. Das müssen wir verbessern."
Isco hält Diskussionen für "verrückt"
Rückendeckung erhielt Lopetegui von seinen Spielern. "Ich glaube es wäre verrückt ihn zu feuern. Er ist erst seit ein paar Wochen hier, man muss ihn arbeiten lassen", sagte Mittelfeldspieler Isco auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen Viktoria Pilsen. Laut dem Spielmacher liege ebenso viel Schuld bei den Profis.
Der Spanier meinte: "Wir haben großes Vertrauen in ihn. Wir Spieler schießen keine Tore und verteidigen nicht gut. Wenn sie ihn entlassen, müssen sie uns alle entlassen. Es liegt nicht immer nur am Trainer." Kapitän Sergio Ramos versicherte: "Julen hat den Rückhalt der gesamten Kabine."
Clasico: Wendepunkt oder Untergang?
Wie lange der mächtige Klub-Präsident Florentino Perez noch hinter Lopetegui steht, bleibt abzuwarten. Nach dem Spiel gegen Pilsen tritt Real am kommenden Sonntag zum Clasico beim FC Barcelona an.
Eine Niederlage beim Erzrivalen und Tabellenführer würde in Madrid, das als Siebter der Primera Division sogar aus den internationalen Plätzen gerutscht ist, vermutlich personelle Folgen haben.
Conte und Solari stehen parat
Rund um das Estadio Santiago Bernabeu kursieren längst prominente Namen. Antonio Conte etwa, zuletzt beim FC Chelsea angestellt, steht angeblich als Nachfolger hoch im Kurs. Die besten Karten hat aber wohl ein weitgehend Unbekannter im Trainergeschäft.
Santiago Solari, 42, betreut Reals Nachwuchsteam Castilla - und das ziemlich erfolgreich. Die B-Mannschaft Madrids ist hervorragend in die Saison gestartet und nach neun Spielen noch ungeschlagen. (sid/Sky Sport)