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Schalke 04 News: 19. Mai 2001 - Meister der Herzen vor 20 Jahren

Vor 20 Jahren: Schalke weint als Meister der Herzen

Vor 20 Jahren war Schalke 04 für vier Minuten deutscher Meister. Schalkes Jahrhundert-Trainer Huub Stevens erinnert sich an den 19. Mai 2001.

Vier Minuten, 38 Sekunden. Die kürzeste Meisterfeier in der Bundesliga-Geschichte, aber auch die emotionalste. Raketen schießen in den Himmel, Tausende Fans strömen aufs Spielfeld, Rudi Assauer reißt die Faust hoch, die Spieler kugeln sich auf dem Rasen - 43 Jahre Warten sind vorbei, endlich ist Schalke 04 wieder Meister!

Huub Stevens, der nach dem Schlusspfiff nach dem 5:3 gegen die SpVgg Unterhaching immer wieder zur Ruhe gemahnt hat, ist auf dem Weg in die Kabine. "Ich hatte ein komisches Gefühl, ich musste meine Ruhe haben", erinnert sich der Schalker Jahrhunderttrainer im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

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Bayern trifft in Hamburg und zerstört Schalkes Traum

Als er an jenem 19. Mai 2001 in seinen Trainerraum tritt, läuft der Fernseher: "Da hat der Merk gerade den Freistoß gepfiffen." Und das Unheil nimmt seinen Lauf. Denn das Spiel von Bayern München beim Hamburger SV ist noch nicht, wie alle angenommen haben, zu Ende. Schiedsrichter Markus Merk hat nach dem wohl umstrittensten Rückpass der Fußball-Geschichte auf indirekten Freistoß für den deutschen Rekordmeister entschieden.

Patrik Andersson küsst nach seinem entscheidenden Treffer für den FC Bayern in Hamburg die Meisterschale.
Image: Patrik Andersson küsst nach seinem entscheidenden Treffer für den FC Bayern in Hamburg die Meisterschale.  © Imago

Oliver Kahn, der nach dem späten Gegentor von Sergej Barbarez seine Mitspieler mit den Worten "weiter, immer weiter" angetrieben hat, rempelt sich durch den Hamburger Strafraum. Stefan Effenberg tippt den Ball an, Patrik Andersson drischt ihn ins Tor. Was Stevens auf dem Bildschirm in seiner Kabine mit einigen Spielern sieht, läuft draußen im Parkstadion auf der Anzeigetafel.

Dem achten Meistertitel so nah wie nie

Lähmendes Entsetzen ergreift die 65.000, Assauer winkt stumm ab, drängt sich durch die Menschenmassen zur Rolltreppe, die Freudentränen sind jetzt Tränen der Trauer. Stevens versucht, seine Spieler zusammenzutrommeln. "Das war nicht einfach, der eine ist hierhin gelaufen, der andere dahin."

Als alle endlich zusammen sind, sagt er: "Wir können jetzt weinen, aber wir können auch stolz sein. Wir haben uns für die Champions League qualifiziert." Ein schwacher Trost, das weiß er selbst, nach einer Saison, in der Schalke mit spektakulärem Offensivfußball begeistert hat und dem achten Meistertitel so nah war wie seitdem nie wieder.

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Assauer: "Ich glaube nicht mehr an den Fußball-Gott"

20 Minuten später zeigt sich Stevens mit der Mannschaft über dem Marathontor den Fans, die anstimmen: "You'll never walk alone".

Jetzt hat auch der "Knurrer von Kerkrade" den Kampf verloren: "Ich hab", sagt er im Mix aus Deutsch und Niederländisch, "auch ein Tränchen weggepingt." Manager Assauer sagt später auf der Pressekonferenz: "Ich glaube nicht mehr an den Fußball-Gott."

Schalke gewinnt den DFB-Pokal

Eine Woche danach gewinnt Schalke den DFB-Pokal, doch für den "Meister der Herzen" bleibt nur das dramatischste Finale der Bundesliga-Geschichte in Erinnerung. "Irgendwie", sagt Stevens mit 20 Jahren Abstand, "passt das zu Schalke", und muss lachen, "ja, das kann man sagen."

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Wie kein anderer Klub definiert sich Schalke über das dramatische Scheitern, über geplatzte Träume, über schmerzhafte Abstürze - nicht über das Aneinanderreihen von Erfolgen.

2021: Vierter Abstieg aus der Bundesliga

1972, als die beste Mannschaft der königsblauen Bundesliga-Geschichte mit Bayern um den Titel stritt, riss der Bundesligaskandal das junge, hochtalentierte Team auseinander. In den 1980er Jahren stieg der Kultklub mit viel Spektakel dreimal ab und wieder auf - mit einem Drei-Tage-Präsidenten, einem "Sonnenkönig", aber hin und wieder auch "ohne Geld für Waschpulver".

Und der vierte Abstieg muss - natürlich - einer mit historischen Dimensionen sein. Nahe an Tasmania Berlin. "Wir leiden alle", sagt Stevens, "es ist scheiße, dass wir in die 2. Liga abgestiegen sind - aber wir müssen wie damals wieder aufstehen."

Sport-Informations-Dienst (SID)