"Darf nicht passieren!" S04 nach Rekordpleite & "Eier-Tor" konsterniert
27.08.2022 | 21:13 Uhr
Schalke kassiert gegen Union Berlin die höchste Heimniederlage seit 41 Jahren. Sebastian Polter ist fassungslos, Rouven Schröder ärgert ein Gegentreffer besonders.
Sechs Treffer in der heimischen Arena hatte Schalke zuletzt im Februar 2014 kassiert. Die Torschützen im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid hießen Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale.
Dieses Mal waren es Sheraldo Becker, Sven Michel, Morten Thorsby und Janik Haberer, die Schalke eine historische 6:1-Abreibung verpassten.
Eine höhere Niederlage im eigenen Stadion hatte Schalke nur 1981 kassiert. 0:6 unterlagen die Knappen damals Reviernachbar VfL Bochum und stiegen wenig später zum ersten Mal aus der Bundesliga ab.
"Wir sind als komplette Mannschaft auseinandergefallen und das darf uns nicht passieren. Du darfst nicht hier zu Hause sechs Gegentore fressen. Das war als komplette Mannschaft gar nix", schimpfte Sebastian Polter bei Sky angesichts der Pleite in Rekordhöhe.
Auch sein Coach war sichtlich konsterniert nach der Heimklatsche: "So darf uns das nicht passieren. So dürfen wir uns vor unseren Fans nicht präsentieren. So dürfen wir das nicht hinnehmen", erklärte Frank Kramer bei Sky Reporter Dirk große Schlarmann.
Dabei war es in der ersten Halbzeit überhaupt nicht abzusehen, dass es so schlimm enden würde wie im Mai 81. Schalke glich die frühe Gästeführung durch einen Handelfmeter von Marius Bülter aus und war gut im Spiel. Doch ein abgefälschter Schuss und Tore kurz vor und kurz nach der Pause verpassten den Schalkern einen Genickschlag.
"Bei den Expected Goals waren sie zur Halbzeit eins vor. 1,5 zu 0,5, liegen aber in Wirklichkeit mit zwei zurück. Sie müssen einfach die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen, das haben sie heute nicht gemacht. Natürlich ist es auch unglücklich, dass Schwolow beim dritten Tor den Ball spät sieht", will Sky Experte Didi Hamann nicht zu hart mit den Knappen ins Gericht gehen, stellt aber auch fest:
"Wenn du dann nochmal drei kassierst, musst du schon schauen, dass du ein Gefühl entwickelst, dass du hinten sicherer stehst. Das haben sie nicht gemacht und deswegen der Kratzer im Lack, aber sie müssen die Punkte halt woanders holen."
Sportdirektor Rouven Schröder ärgerte vor allem der Union-Treffer zum 4:1 direkt nach Wiederanpfiff durch Becker: "Das vierte Tor war nicht rausgespielt, das war einfach nur zentral in die Mitte geköpft. Das verteidigen wir dann schlecht, lassen die Innenbahn auf."
Einen langen Ball der Berliner hatte Maya Yoshida bei seiner Klärungsaktion direkt vor die Füße von Becker gespielt, der nur noch einschieben brauchte. Auch Kramer ärgerte sich maßlos: "Du nimmst dir in der Kabine viel vor. Ein Tor und wir sind wieder im Rennen, aber wir müssen auch hinter dem Ball Kontrolle haben und mit der ersten Aktion ist das Ganze dann weggewischt."
Marius Bülter sah dieses Tor ebenfalls als spielentscheidend an: "Wenn Du dir viel vornimmst und direkt nach der Pause so ein Eier-Tor bekommst, dann zieht dir das den Stecker."
Schröder konnte dem Debakel aber zumindest etwas Positives abgewinnen. Es gab in der Arena keine Pfiffe, die Fans standen hinter der Mannschaft. "Das ist das, was uns oben hält. Dass die Fans das feine Gespür haben, dass wir heute trotz allem versucht haben, alles zu geben."
In den kommenden Spielen muss Schalke sich dennoch deutlich steigern und muss weniger Fehler machen, sonst werden auch die treuen Fans irgendwann anders reagieren. Die nächsten Aufgaben in der Bundesliga heißen auswärts beim VfB Stuttgart und dann zu Hause gegen den noch punktlosen VfL Bochum. Spätestens dann braucht S04 den ersten Bundesliga-Dreier seit langen 15 Monaten, sonst dürfte die Stimmung recht schnell kippen.