Wo spielt Sebastian Rudy in Zukunft?
16.08.2018 | 19:36 Uhr
Sebastian Rudy ist angeblich heiß begehrt. RB Leipzig und der FC Schalke sollen am Nationalspieler des FC Bayern interessiert sein. Doch wie konkret sind die Verhandlungen?
Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic bestätigte am Mittwochnachmittag indirekt, dass sich Rudy mit Schalkes Trainer Domenico Tedesco getroffen hat. "Das ist okay, das habe ich erlaubt. Und deswegen ist das kein Problem", sagte Salihamidzic vor dem Testspiel des deutschen Meisters beim Hamburger SV bei Sport1.
Trainer Niko Kovac meinte, er werde dem Nationalspieler keine Steine in den Weg legen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass im Mittelfeld alle gleich zum Einsatz kommen, ist eben in der Form nicht gegeben", sagte Kovac, "sodass es auch Sinn macht, dass Sebastian sich anderweitig orientiert."
Beim 4:1-Sieg gegen den HSV stand Rudy in der Startelf, Kovac hatte einigen seiner Stars eine Pause gegönnt. Es könnte sein letztes Spiel für die Münchner gewesen sein.
Wohin aber geht jetzt die Reise des WM-Teilnehmers? Die Verantwortlichen in Leipzig und Gelsenkirchen äußerten sich am Mittwoch äußerst nebulös zum kolportierten Interesse an Rudy: "Fotos existierten, glaube ich, keine", sagte Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick und ergänzte: "So möchte ich das weder dementieren noch bestätigen."
Der ehemalige Schalke-Coach Rangnick spielte wohl auf den Schnappschuss an, den die Bild am Dienstagabend veröffentlicht hatte. Tedesco war am Montagnachmittag zusammen mit seinem Co-Trainer und seinem Videoanalysten in der Ankunftshalle des Münchner Flughafens abgelichtet worden. Angeblich vor dem Treffen mit dem Bayern-Akteur.
Laut Sky Reporter Dirk große Schlarmann sei die Zusammenkunft allerdings nur "ein loses Abklappern der Möglichkeiten und kein konkretes Verhandeln" gewesen.
Tedesco selbst wollte auf der PK vor dem Pokalspiel gegen Schweinfurt zu den Spekulationen "keine Statements abgeben". In Leipzig meinte Rangnick vielsagend: Sebastian Rudy wechselt nach bisherigem Stand nicht zu RB Leipzig. Wie es in ein oder zwei Wochen aussieht, das weiß ich jetzt auch noch nicht."
Zuletzt hatte sich der RB-Coach noch bedeckter gehalten. "Unabhängig davon, ob Sebastian Rudy ein sehr guter Spieler ist - wie soll das denn für uns darstellbar sein? Damit beantwortet sich dieses Gerücht von selber", hatte Rangnick erklärt, nachdem berichtet worden war, Rudy sei am Freitag auf dem RB-Trainingsgelände gesichtet worden.
Wie interessiert sind die beiden Teams also? Und will Rudy überhaupt weg? Sky weiß, dass der ehemalige Hoffenheimer bereit wäre, sein Gehalt herunterzuschrauben und leistungsbezogener zu arbeiten. Da die Ablöse noch das größte Problem ist, steht auch eine Leihe mit Kaufoption zur Debatte. Beide Klubs stehen schon seit längerem im Austausch.
Unabhängig davon ob Leipzig, das durch den Verkauf von Naby Keita an den FC Liverpool 60 Millionen Euro eingenommen hat, sich Rudy tatsächlich nicht leisten kann, würde ein Wechsel nach Sachsen durchaus Sinn ergeben.
Rudy spielt zwar nicht so spektakulär wie Keita, der 28-Jährige ist eher ein unauffälliger Typ, der im Schatten der Stars steht. Sein Wert für eine Mannschaft erschließt sich vielen erst auf den zweiten Blick. Rangnick weiß um Rudys Vorzüge, er holte den Spielmacher 2010 aus Hoffenheim zum VfB Stuttgart. Auch Julian Nagelsmann, der Rudys Coach in Hoffenheim war und der ab Juli 2019 in Leipzig auf der Bank sitzen wird, kennt ihn bestens.
Einen Bericht, wonach der Transfer aber bereits in trockenen Tüchern sei, bezeichnete Rangnick als "Mutter aller Fake News".
Bei Schalke wäre Rudy quasi der Ersatz für den zum FC Bayern abgewanderten Leon Goretzka, auch wenn beide nicht die gleiche Position spielen. Die Königsblauen wollen sich auf der Sechs verstärken, weil sie mit Nabil Bentaleb offenbar unzufrieden sind und Neuzugang Omar Mascarell verletzungsanfällig ist.
Dringender wäre aber eigentlich nach dem Abgang von Thilo Kehrer die Verpflichtung eines Linksverteidigers. Vielleicht waren Tedesco und seine Begleiter ja in München, weil sie ein Auge auf Bayerns Juan Bernat geworfen haben? Oder auf Philipp Max, Sohn des ehemaligen Schalke-Stürmer Martin Max, der im nahen Augsburg spielt und von 2010 bis 2014 schon das Trikot der Knappen trug?
Alles nur Spekulationen. Klar dürfte jedoch sein, dass Rudy mit seiner Rolle beim FC Bayern nicht zufrieden ist. Zu Beginn der vergangenen Saison hatte er sich unter dem damaligen Trainer Carlo Ancelotti noch in die Startelf gespielt, doch unter Jupp Heynckes war Rudy hinter Arturo Vidal und Javi Martinez nur dritte Wahl. Auch Kovac setzt nicht auf ihn. "Darauf hat er keine Lust. Der will sicher weg", meint Sky Reporter Uli Köhler.
Fakt ist: Wenn Rudy weiterhin von Bundestrainer Joachim Löw zur Nationalmannschaft eingeladen werden will, muss er regelmäßig spielen.
Aus Sicht von Lothar Matthäus wäre es aber "ein großer Fehler, Rudy ziehen zu lassen", wie der ehemalige Bayern-Star in seiner Sky Kolumne erklärt: "Ich sehe neben Javi Martinez nur noch einen echten Sechser im Bayern-Kader - und das ist jener Sebastian Rudy."
Die Bayern-Bosse sehen es offensichtlich anders. Wo auch immer Rudy auch spielen wird: Er muss den nächsten Schritt machen - und sich aus dem Schatten ins Blitzlichtgewitter spielen.