Selbstkritik und "Eier"-Spruch: Kimmich hat das Leader-Gen
Vor dem CL-Spiel zwischen dem FC Bayern und AEK Athen
07.11.2018 | 23:13 Uhr
Joshua Kimmich ist 23 und erst seit drei Jahren in München. Doch er bringt alles mit, was einen Führungsspieler auszeichnet - und was bei den Bayern gebraucht wird.
Kimmich ist trotz für sein Alter erstaunlich abgeklärt, geht mit Leistung voran und ist zudem als Außenverteidiger und im zentralen Mittelfeld flexibel einsetzbar. Doch diese positive Eigenschaft hat auch einen Nebeneffekt: Er bekommt kaum Zeit zum Verschnaufen. Sowohl im Klub als auch in der Nationalmannschaft.
Als seine Münchner Teamkollegen zuletzt in der Länderspielpause zumindest etwas kürzer treten durften, spielte Kimmich beim 0:3 in den Niederlanden und beim 1:2 gegen Frankreich (beide Male als Sechser) im DFB-Team durch.
16 Pflichtspiele hat Kimmich in dieser Saison für die Bayern absolviert. So viele wie außer ihm nur Manuel Neuer. Für Beobachter wirkte er zuletzt etwas ausgepowert, beim 1:1 gegen den SC Freiburg zeigte er eine ganz schwache Partie. Etwas, was man normalerweise von ihm nicht kennt.
"Das war mein schlechtestes Spiel"
Haben die vielen Einsätze und die hohe Belastung etwa Spuren bei ihm hinterlassen? "Um ehrlich zu sein bin ich topfit und habe gar keine Probleme", sagte Kimmich am Tag vor dem Rückspiel in der Champions League gegen AEK Athen (ab 20:50 Uhr exklusiv und live auf Sky Sport 2 & HD, Sky Go & Sky Ticket) auf Sky Nachfrage .
Vielmehr habe sich sein Spiel gegenüber der vergangenen Saison etwas verändert. "Ich habe nicht in jedem zweiten Spiel ein Tor vorbereitet und spiele nicht mehr ganz so offensiv", erklärte er, "aber ich habe körperlich gesehen nicht das Gefühl, dass ich eine Pause brauche."
Gegen Ende der vergangenen Spielzeit hatte Kimmich einmal angedeutet, dass er eigentlich mal etwas Ruhe gebraucht hätte, doch der gebürtige Rottweiler ist in dieser Beziehung auch ein Beißer. Das Spiel gegen Freiburg war "in dreieinhalb Jahren bei Bayern München mein schlechtestes", gestand er offen ein. Dabei hatte die gesamte Mannschaft gegen Freiburg - wieder einmal - nicht gut ausgesehen.
Kovac lobt vorbildliche Einstellung
"Das zeigt, was er für ein Charakter und Mensch er ist", lobte Niko Kovac seinen Führungsspieler. Der Trainer freute sich über Kimmichs selbstkritische Worte: "Das ist der beste Weg, um ein ganz Großer zu werden."
Im Stile eines Kapitäns nimmt Kimmich seinen Coach in Schutz - und sich und seine Mitspieler vor dem Königsklassen-Duell gegen Athen und dem Hit bei Borussia Dortmund am Samstag (live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) in die Pflicht. "Wir stehen auf dem Platz, wir haben die Verantwortung, wir als Spieler müssen dafür sorgen, dass jeder wieder an sein Maximum herankommt", forderte er.
Kimmich fordert "Eier"
Die jüngste Krise habe überhaupt nichts mit dem Trainer zu tun, "da muss sich jeder dieser Verantwortung bewusst sein und wir Spieler müssen dafür sorgen, dass wir an unser Leistungsmaximum herankommen", forderte Kimmich und bediente sich auch der Rhetorik von Oliver Kahn: "Qualität ist auch, wenn man als FC-Bayern-Spieler trotzdem mit Eiern aufs Spielfeld geht."
Niko Kovac dürfte sich wünschen, dass die anderen Spieler sich Kimmich zum Vorbild nehmen. Spieler wie den 23-Jährigen braucht der FC Bayern in dieser schwierigen Phase mehr denn je.