Sky90-Runde um Matthäus & Bruchhagen über Bobic und Hertha BSC
Hertha-DNA statt Bobic-Show! Neuer Bernstein-Weg sorgt für Skepsis
30.01.2023 | 14:26 Uhr
Hertha BSC steht mal wieder vor einem Neuanfang. Nach der überraschenden Demission von Geschäftsführer Fredi Bobic will Präsident Kay Bernstein einen eigenen Weg finden, um die Alte Dame zu retten. Lothar Matthäus und Heribert Bruchhagen sind aber skeptisch, dass das klappt.
Es war eine Nachricht, die am Samstagabend nach der 0:2-Derbyniederlage gegen Union Berlin alle überraschte. Hertha BSC trennte sich von Geschäftsführer Fredi Bobic. Nach der Entlassung des 51-Jährigen setzt der Hauptstadtklub bei der Nachfolge nun auf Leute, die für die Hertha "brennen", wie es Präsident Bernstein auf der einberufenen Pressekonferenz formulierte:
Präsident will mehr "Hertha-DNA"
"Wir brauchen unseren Hertha-Weg. Wir brauchen mehr Leidenschaft, mehr Überzeugung, mehr Hertha-DNA, auch im Vorleben", sagte der ehemalige Ultra der Berliner. Dafür sollen der neue Sportdirektor Benjamin Weber und Klub-Legende Andreas "Zecke" Neuendorf sorgen.
Bei Bobic war dies für Bernstein offenbar nicht mehr ausreichend der Fall, also war die Trennung nach rund anderthalb Jahren die Konsequenz. Dabei kam der Ex-Nationalspieler zur Saison 2021/22 als großer Hoffnungsträger und sollte die Berliner zusammen mit dem damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer und Carsten Schmidt, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, in ruhigere Fahrwasser führen.
Doch daraus wurde nichts: Schmidt trat im Dezember 2021 aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurück, Gegenbauer folgte wenige Monate später, nachdem er sich öffentlich mehrere Scharmützel mit Investor Lars Windhorst lieferte. Nun ist auch Bobic bei der Alten Dame Geschichte.
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Bobic mit vielen Transferflops und abstrusen Trainerentscheidungen
Der ehemalige Sportvorstand von Eintracht Frankfurt hat daran durchaus seinen Anteil. Auch aufgrund rigoroser Sparzwänge war seine Amtszeit geprägt von abstrusen Trainerentscheidungen und vielen Transferflops. Dennoch hatte sich die Entlassung des erfahrenen Managers nicht abgezeichnet. Sky Experte Lothar Matthäus erklärte bei Sky90, dass er zunächst sogar von einer "Falschmeldung" ausging.
Heribert Bruchhagen, der Bobic einst als seinen Nachfolger zur SGE lotste, vermutet, dass nicht nur sportliche Gründe hinter der Entscheidung stecken: "Ich glaube, dass Bernstein seine Position ausbauen und sich auch zu sportlichen Themen äußern wollte. Fredi hat das bisher nicht zugelassen. Mit dieser neuen Konstellation erhofft sich der Präsident bestimmt größere Einflussnahme. Ich habe große Zweifel, ob das zum Erfolg führt, aber man muss auch sagen, dass Fredi auch nicht die Trefferquote bei Transfers hatte wie in Frankfurt", führt der langjährige Bundesliga-Funktionär bei Sky90 aus.
Bruchhagen glaubt: Bobic hat Bernstein nicht ernst genommen
Bruchhagen hatte schon länger die Vermutung, dass es Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Bobic und Bernstein geben könnte: "Mir war von Anfang an klar, dass es schwierig wird, als ich gelesen habe, dass ein neuer Präsident kommt. Da prallen Welten aufeinander: Auf der einen Seite Bobic, Ex-Nationalspieler und 20 Jahre erfolgreicher Manager in der Bundesliga und auf der anderen Seite ein Präsident aus der Ultrabewegung", so Bruchhagen.
Und weiter: "Fredi ist nicht besonders erpicht auf beratende Gespräche und dass daraus ein Zwiespalt entstehen könnte, war mir klar. Ich befürchte sogar, Fredi hat seinen Präsidenten nicht ernst genommen. Der hat ihm jetzt aber gezeigt, was möglich ist."
Hertha nicht mehr zu retten?
Der 74-Jährige ist aber nicht sicher, ob die Hertha mit dem neuen Gespann erfolgreicher sein kann als unter Bobic. "So kurz vor Ende der Transferperiode war ein ungünstiger Zeitpunkt. Der Moment war sogar falsch. Ich glaube einfach nicht daran, dass das klappt. Der Gedanke, dass man das Hertha-Element nach vorne bringen will, ist gefühlsmäßig zwar nachvollziehbar, aber ist nicht zielführend." Bruchhagen ist sicher, dass die Hertha am Saisonende absteigen wird: "Es klingt alles wunderbar, aber mir fehlt der Glaube, dass die sportliche Qualität dadurch angehoben wird. Das klappt dieses Jahr nicht. Ich glaube, dass sie auf dem 17. Platz verharren werden," so der gebürtige Düsseldorfer.
Auch Matthäus hat wenig Hoffnung für den ehemaligen Big City Club und glaubt an einen Abstieg: "Die Hertha-Farben dominieren jetzt. Das Herzblut, die Vergangenheit, die Geschichten - das ist Hertha und sie wollen offenbar als Familie auftreten, aber für alle Beteiligten ist es Neuland. Es ist ein anderer Weg und wenn das Hertha zusammenschweißt, könnte es funktionieren, aber ich habe meine Zweifel.", spricht der Rekordnationalspieler die fehlende Erfahrung von Neuendorf und Weber kritisch an.
Was wird aus Trainer Schwarz? Matthäus bringt Dardai ins Gespräch
Ist Bernsteins neuer Weg also zum Scheitern verurteilt? Klar ist: Die Aufgabe hat es in sich. Die Hertha liegt mit nur 14 Punkten aus 18 Spielen auf dem vorletzten Platz in der Bundesliga. Die nächsten Gegner in Frankfurt, gegen Mönchengladbach und beim BVB haben es zudem in sich.
Obwohl die Bosse Trainer Sandro Schwarz das Vertrauen aussprachen, vermutet Matthäus daher, dass auch der Coach um seinen Job bangen muss, wenn die Hertha in diesen Partien nicht punktet. Der Sky Experte hat auch gleich den passenden Nachfolger im Visier. Für Matthäus wäre Hertha-Legende Pal Dardai eine naheliegende Lösung, wenn Bernstein seinen Weg der Hertha-DNA auch auf der Trainerposition umsetzen will.
Sky Reporterin und Hertha-Insiderin Lisa de Ruiter kann sich auch vorstellen, dass der Ungar die Aufgabe übernehmen würde. Bobic, mit dem Dardai kein gutes Verhältnis pflegte, ist schließlich nicht mehr im Verein und Dardai erklärte in der Vergangenheit mehrfach, dass er seiner Hertha immer helfen würde, wenn er gebraucht würde.
Es bleibt also auf jeden Fall spannend in Berlin und es ist durchaus möglich, dass es in naher Zukunft weitere Nachrichten gibt, die alle überraschen...
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