Bobic' Hertha-Bilanz: Transferüberschuss, Top-Verkäufe & viele Flops
29.01.2023 | 11:41 Uhr
Anderthalb Jahre war Fredi Bobic als Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC im Amt. In dieser Zeit hat Bobic zwar viele Transfer-Flops gelandet, allerdings aus finanzieller Sicht auch so einiges richtig gemacht.
Als Bobic im Sommer 2021 von Frankfurt in die Bundeshauptstadt wechselte, herrschte in der Bundeshauptstadt so etwas wie Aufbruchstimmung.
Denn nach dem bislang letzten Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2013 dümpelte Hertha als graue Maus durch die Liga und landete dabei am Saisonende zumeist im unteren Mittelfeld. Mit Bobic, der in seiner Funktion als Sportvorstand mit der Eintracht große Erfolge gefeiert hat und einen großen Anteil daran hatte, dass die SGE sich konstant zu einem Top-Team mauserte, konnte es ja nur besser laufen. Im Januar 2023 ist klar: Es wurde noch schlechter.
In seinem ersten Hertha-Jahr verbrannte Bobic mit Pal Dardai und Tayfun Korkut gleich zwei Trainer. Erst Feuerwehrmann Felix Magath konnte die Berliner in der Relegation gegen den Hamburger SV in der Liga halten. In der laufenden Spielzeit sieht es noch düsterer aus. 14 Punkte nach 18 Spielen, Rang 17. Es brennt lichterloh bei der Hertha. Die Verantwortlichen sahen keinen anderen Ausweg, als Bobic nach der Derbyniederlage gegen Union (0:2) zu entlassen.
Wenn man auf die nackten Zahlen blickt und eine Transferbilanz zieht, dann lässt sich festhalten: Bobic hat viel versucht und war eifrig auf dem Transfermarkt unterwegs, ein goldenes Händchen hatte er aber in den meisten Fällen nicht. Viele Neuzugänge konnten die in sie gesetzten hohen Erwartungen nie erfüllen. Kurzum: Bobic lag bei der Spielerauswahl häufig daneben.
Im Sommer 2021 holte der Geschäftsführer Sport beispielsweise Jurgen Ekkelenkamp von Ajax oder Ishak Belfodil aus Hoffenheim, beide enttäuschten auf ganzer Linie und wurden ein Jahr später bereits wieder abgegeben. Auch Myziane Maolida, der aus Nizza kam, ist ein Rohrkrepierer, der bislang nur 22 Pflichtspiele absolvierte.
Marco Richter, Stevan Jovetic und Kevin-Prince Boateng sind zwar Verstärkungen gewesen, haben aber leider oftmals mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Bobic hatte also bei einigen seiner Transfers auch einfach das Pech auf seiner Seite. Lediglich Suat Serdar (von Schalke) und Keeper Oliver Christensen (aus Odense) waren Soforthilfen und haben sich Stammplätze erkämpft.
Für alle Spieler zusammen gab Bobic stolze 25,6 Millionen Euro aus, im Vergleich zu den anschließend gebotenen Leistungen steht das natürlich in keinem Verhältnis. Andererseits kehrte Bobic nach seinem Amtsantritt auch kräftig durch. Die Verkäufe von Matheus Cunha (Atletico) und Jhon Cordoba (Krasnodar) spielten zusammen allein 50 Millionen Euro ein. Insgesamt verzeichnete die Hertha im Sommer 2021 einen Transferüberschuss von 26,9 Millionen Euro.
Bereits im darauffolgenden Winter wurde Bobic noch einmal auf der Einkaufsseite aktiv und verpflichtete für insgesamt 1,8 Millionen Euro Marc-Oliver Kempf (Stuttgart), Dong-jun Lee (Ulsan Hyundai), Kelian Nsona (Caen) und Frederik Björkan (Bodö/Glimt). Lee und Björkan erwiesen sich als Flops und haben den Verein bereits wieder verlassen, Nsona hat bisher noch kein einziges Spiel absolviert. Nur Kempf hat es zum Leistungsträger gebracht.
Nachdem sich die Hertha dank Magath zum Klassenerhalt gezittert hatte, holte Bobic auf dem Transfermarkt so richtig aus. Im Sommer 2022 kamen acht neue Spieler für 6,4 Millionen Euro. Dennoch wurde der Kader ordentlich ausgedünnt, gleich 20 Spieler transferierte oder verlieh der Geschäftsführer Sport zu anderen Klubs und nahm dabei 24,05 Millionen Euro ein. Darunter verließen langjährige Leistungsträger wie Niklas Stark (Bremen) oder Dedryck Boyata (Brügge) die Alte Dame.
Und die Neuzugänge? Wilfried Kanga (Bern), Jonjoe Kenny (Everton), Chidera Ejuke (ZSKA Moskau) und Ivan Sunjic (Birmingham City) liefen zwar in fast allen Pflichtspielen in dieser Saison auf, konnten allerdings nur selten überzeugen. Die Verteidiger Agustin Rogel (Estudiantes) und Filip Uremovic (Kasan) wackeln zu oft, Jean-Paul Boetius kann nicht ansatzweise an seine starken Leistungen zu Mainzer Zeiten anknüpfen, was auch seinem Ausfall (Hodenkrebs) geschuldet war, und Rückkehrer Jessic Ngankam fiel lange verletzt aus.
Mit einer seiner letzten Amtshandlungen holte Bobic noch Florian Niederlecher (Augsburg) an die Spree, um die torungefährliche Offensive zu verstärken und einen Ersatz für den nach Köln abgewanderten Davie Selke zu holen. Zuvor ließ der 51-Jährige Routinier Vladimir Darida nach Griechenland zu Aris Saloniki ziehen.
Ob seine Maßnahmen letztendlich noch den gewünschten Ertrag bringen, wird Bobic ab jetzt nur noch aus der Ferne beobachten können. Denn bei Herthas Mission Klassenerhalt spielt der Europameister von 1996 keine Rolle mehr. Seine überwiegend missglückten Transfer-Entscheidungen sowie schwachen Leistungen seiner Verpflichtungen dürften am Ende auch eine gewichtige Rolle beim Aus des 51-Jährigen gespielt haben.
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