Ehemaliger DFB-Pressesprecher exklusiv bei Sky
23.07.2018 | 11:48 Uhr
Mesut Özil holte im Rahmen seiner Rücktrittsverkündung aus der Nationalmannschaft zum Rundumschlag aus. Besonders gegen DFB-Präsident Reinhard Grindel erhob der ehemalige Nationalspieler schwere Vorwürfe. Für den Ex-DFB-Pressesprecher Harald Stenger ist Grindel an der DFB-Spitze nicht mehr tragbar.
"Das Problem von Reinhard Grindel war, dass er es nicht geschafft hat, von Anfang an eine klare Linie zu ziehen. Er hat immer nur rumgeeiert und wollte das alles aussitzen. Es war alles nur populistisch und so kann man einfach keinen Verband führen. Wenn er ehrlich ist, muss er sehen, dass seine Zeit als DFB-Präsident abgelaufen ist", sagt Stenger exklusiv bei Sky.
Für den ehemaligen Pressesprecher sei Grindel nach der Aufarbeitung des Skandals um das Sommermärchen 2006 sowieso "die falsche Wahl als Präsident" gewesen. Und Stenger geht noch weiter: "Grindel war und ist der schlechteste DFB-Präsident, den ich je erlebt habe."
An einen schnellen Rücktritt des scharf attackierten Grindels glaubt Stenger hingegen nicht. "Er wird uneinsichtig sein, er wird kämpfen. Es werden interessante Tage und Wochen werden. Es wird sich alles hinziehen."
Dennoch legt der Ex-Pressesprecher Grindel nahe, persönliche Konsequenzen aus der jetzigen Situation zu ziehen. "In letzter Konsequenz gibt es nur einen Mann, der die Verantwortung trägt und das ist der Präsident. Er würde vielen einen großen Gefallen tun, wenn er seinen Rücktritt einreicht."
Zuvor hatte der zurückgetretene Özil heftig gegen den DFB-Präsidenten ausgeteilt. "Ich werde nicht länger der Sündenbock sein für seine Inkompetenz und Unfähigkeit, seinen Job gut zu machen", schrieb Özil in seiner Rücktrittserklärung auf seinen Social-Media-Kanälen.
Grindel hätte ihn seit Beginn der "Erdogan-Affäre" mit der Veröffentlichung der Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten und dem ebenfalls türkischstämmigen Nationalspieler Ilkay Gündogan nicht mehr in der DFB-Auswahl haben wollen, meinte Özil weiter.
Der Mittelfeldspieler vom FC Arsenal warf dem Verbandschef vollkommenes Desinteresse an seinen Beweggründen für das Bild mit Erdogan vor und stellte Grindel im Zusammenhang mit der Visite gemeinsam mit Gündogan bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin als karrieresüchtig dar. Bei einem Gespräch über das Foto wäre Grindel mehr an der Darstellung politischer Ansichten und "an der Herabsetzung meiner Meinung interessiert" gewesen, beschrieb Özil die damalige Situation.
Indirekt behauptete Özil, dass Grindel nicht zum DFB passen würde: "Leute mit rassendiskrimierendem Hintergrund sollten nicht im größten Fußball-Verband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler mit zwei Heimatländern hat. Solche Einstellungen spiegeln einfach nicht die Spieler wider, die sie vorgeben zu vertreten."