Vor dem Topspiel des 31. Spieltags schlägt den Profis von Borussia Dortmund heftige Kritik von den Rängen entgegen. Der Grund: die letztwöchige Derby-Niederlage gegen Schalke 04. Gegen Leverkusen (4:0) zeigt das Team aber die erhoffte Reaktion - auch weil Trainer Peter Stöger an den richtigen Stellschrauben dreht.
"Niemand verkörpert den BVB so wenig wie Ihr!" und "Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden - Versager!" - mit diesen beiden Transparenten empfingen die Anhänger von Borussia Dortmund ihre Profis. Der Stachel nach der 0:2-Derby-Niederlage gegen den FC Schalke 04 saß vor allem bei den Fans noch sehr tief.
Im bwin Topspiel des 31. Spieltags zeigten die Kicker in Schwarz-Gelb aber eine klare Reaktion. Mit 4:0 fegte die Borussia über den direkten Konkurrenten für die Champions-League-Plätze Bayer 04 Leverkusen hinweg! Bei konsequenterer Chancenverwertung hätte der Sieg deutlich höher ausfallen können. Erinnert sei unter anderem an den Lattentreffer und den verschossenen Elfmeter von Marco Reus.
Personelle Wechsel fruchten - Sancho und Reus überragen
Ein Schlüssel für den heutigen Sieg und die damit verbundene Leistungssteigerung gegenüber dem letzten Spieltag waren die personellen Wechsel und taktischen Anpassungen von Trainer Peter Stöger, der sein Team heute anstatt im 4-2-3-1 in einem 4-1-4-1-System agieren ließ. Im Vergleich zum 0:2 gegen Königsblau stellte der Österreicher auf insgesamt vier Positionen um. Für den verletzten Michy Batshuayi rückte Maximilian Philipp in die Sturmspitze. Dessen Position auf dem Flügel nahm Jadon Sancho ein.
"Er ist ein außergewöhnliches Talent mit starker Technik, Dynamik und Schnelligkeit. Dadurch hat er die Möglichkeit, Eins-gegen-eins-Situationen zu lösen. Das hat er heute richtig gut gemacht", lobte Stöger den jungen Engländer nach der Partie. Die Zahlen belegen die starke Leistung des 18-Jährigen: ein Tor, zwei Assists und satte sieben Torschussvorlagen. Sancho war nahezu an allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt. Diese haben den BVB am vergangenen Wochenende noch gefehlt.
Auch Marco Reus, Sanchos Pendant auf der anderen Seite, war wie ausgewechselt und sprühte vor Tatendrang - nicht nur aufgrund seiner beiden Treffer. Der deutsche Nationalspieler gab mit sechs Torschüssen die meisten aller Spieler auf dem Platz ab, zeigte sich aber am Sky Mikrofon auch selbstkritisch: "Es war wichtig, das 1:0 zu machen, das hat uns mehr Selbstvertrauen gegeben. Dann ist wichtig dranzubleiben und ich verschieße den Elfmeter ganz schwach. Ich wollte danach unbedingt in der zweiten Halbzeit der Mannschaft helfen. Das ist uns ganz gut gelungen."
Defensive Stabilität als Basis für den Erfolg
Mario Götze im zentralen offensiven Mittelfeld stellte sich ebenfalls als belebendes Element heraus. Der WM-Siegtorschütze von 2014 fand sich zuletzt häufig auf der Bank wieder. Mit einer guten Startelf-Leistung heute ist ihm aber ein erster Schritt aus seinem Formtief und möglicherweise in Richtung WM-Teilnahme gelungen. Immerhin war auch Bundestrainer Joachim Löw vor Ort und hat die Partie im Signal Iduna Park verfolgt.
Als Basis für den 4:0-Erfolg gegen Leverkusen können aber die defensiven Umstellungen angesehen werden. Dem BVB war es erst aufgrund einer stabilen Abwehr möglich, ein schnelles und kombinationsfreudiges Offensivspiel aufzuziehen. Stöger brachte Julian Weigl für Nuri Sahin auf der Sechs und Manuel Akanji auf der Linksverteidigerposition für Kapitän Marcel Schmelzer. Dieser schaffte es gar nicht in den Kader und fand sich auf der Tribüne wieder.
Besonders der Schweizer sorgte auf der für ihn eher ungewohnten Position für Stabilität. Der etatmäßige Innenverteidiger stellte seinen Gegenspieler Leon Bailey im ersten Durchgang vollkommen kalt, sodass dieser in der Pause gleich in der Kabine blieb. Auch sonst agierte der Neuzugang vom FC Basel defensiv fehlerfrei und sorgte zudem offensiv für die eine oder andere gefährliche Aktion. Zwei eigene Torschüsse und die Einleitung des 3:0 mit einem überragenden Zuspiel belegen die starke Vorstellung des 22-Jährigen.
Stöger lobt Akanji
"Er hat seine Nominierung mehr als gerechtfertigt. Dass er ein richtig guter Fußballspieler ist, der Tempo hat, ist klar. Wir wussten, er kann die Außenverteidigerposition auch spielen. Das hat er sehr gut gemacht", fand Stöger nach Spielende lobende Worte.
Der Schweizer selbst war ebenfalls zufrieden: "Ich habe auf der Position in letzter Zeit nicht gespielt, aber ich bin immer froh, wenn ich spielen kann, egal wo. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen und habe eine super Unterstützung von der Mannschaft bekommen. Es ist nicht die gleiche Position, aber schlussendlich geht es ums Verteidigen."
Stöger hat vor allem mit den Hereinnahmen von Akanji und Sancho an den richtigen personellen Stellschrauben gedreht und den BVB nach der Derby-Niederlage wieder in die Spur geführt. Kann die Borussia dieses Niveau auch in den letzten drei Spieltagen abrufen, dürfte es an der nächstjährigen Champions-League-Teilnahme keine Zweifel geben.