Süper Lig News: Darum wurde Basaksehir Meister - und nicht Gala, Fener oder Besiktas
Sonderfall Süper Lig: Warum Basaksehir Meister wurde
21.07.2020 | 08:26 Uhr
Nicht Galatasaray, nicht Fenerbahce, nicht Besiktas, sondern Basaksehir feiert den Meistertitel! Die einstige Nummer vier der Stadt feiert den ersten Titel. Wie konnte das passieren? Dafür gibt es einige Gründe.
Zahlen lügen nicht
Die Meisterschaft von Basaksehir ist keine Überraschung, zumindest für Fans der türkischen Liga. Seit Jahren spielt der Emporkömmling konstant um den Titel. Die Platzierungen der letzten Jahre: Platz zwei, drei, zwei und vier. Die anderen Großklubs haben gute und schlechte Jahre, Basaksehir spielt konstant auf einem hohen Niveau. Ist es jetzt ein überragendes Jahr von Basaksehir? Ein klares Nein.
Im Vergleich zur letzten Saison haben sie nur drei Punkte mehr gesammelt. Der Meister aus 2019, Galatasaray, sammelte dagegen gleich 14 Punkte weniger. Und die drei Großklubs offenbaren diese Saison alle Schwachstellen: Fenerbahce stellt die schlechteste Defensive der Top-7, Galatasaray die schlechteste Offensive und Besiktas hat mit zehn Niederlagen einfach zu oft verloren. Basaksehir dagegen glänzt als bestes Heimteam, Mannschaft mit den meisten Siegen und wenigsten Niederlagen.
Das liebe Geld
Basaksehir gilt in der Türkei als Retortenklub, als Pendant zu RB Leipzig in der Bundesliga. Mit dem Unterschied, dass Basaksehir staatsnah ist: Der Präsident Gümüsdag ist Mitglied der Regierungspartei und familiär mit Staatspräsident Erdogan verbandelt. Hauptsponsor Medipol wird von einem Erdogan-Vertrauten geführt. Die weiteren Geldgeber sind der Istanbuler Flughafen und die Wasserwerke - finanziell ist der Klub so frei von Sorgen.
Die jahrelangen Top-4 der Liga (Gala, Fener, Besiktas und Trabzonspor) schleppen einen Schuldenberg von 1,33 Milliarden Euro mit. Die UEFA schaut seit Einführung des Financial Fairplay genauer hin und sanktionierte die Klubs schon mehrfach. In Deutschland wären die Vereine wohl insolvent, in der Türkei dürfen sie weiter Schulden machen. Aber das führt dennoch dazu, dass das Kapitel nicht mehr so fließt wie noch vor einigen Jahren.
Leihflut vs. klassische Transfers
Basaksehir unterscheidet sich auf dem Transfermarkt von den anderen Istanbul-Klubs: kein türkischer Verein zieht ein größeres Leihgeschäft auf. Diese Saison hatte der Klub 32 Zugänge, 20 Spieler wurden direkt wieder verliehen. Über 50 Profis stehen pro Jahr bei Basaksehir unter Vertrag, das exzessive Leihmodell vergrößert die Auswahl für die eigentliche Mannschaft erheblich.
Spezialisiert hat sich Basaksehir auf erfahrene Profis, die ihren Zenit schon hinter sich haben. Mit 29,9 Jahren stellen sie die älteste Mannschaft der Liga - mit viel Erfahrung zum Titel lautet also das Motto! Das Transfer-Modell der anderen beruht klassisch auf wenigen Millionentransfers und eigenen Jugendspielern. Nur, dass die Ausgaben von Fenerbahce und Co. in den letzten Jahren stetig zurückgegangen sind. Der Schuldenberg und das FFP der UEFA hinterlassen ihre Spuren im türkischen Fußball.
Die spannendste Liga Europas
Keine Bayern, kein Juventus, kein Real Madrid. Das Fehlen eines "Superklubs" sorgt für ausgeglichenen Wettkampf. Es gibt in der Türkei schlicht kein Team, dass finanziell dominiert. Die Marktwerte der Kader unterscheiden sich nicht so erheblich wie in Europas Top-Ligen. Keiner hat einen Investor, der die Süper Lig mit Geld flutet. Das hat zur Folge, dass die Liga in der Spitze sehr ausgeglichen ist, seit 2010 hat die Liga fünf unterschiedliche Meister.
Wenige gute Transfers oder herausragende Arbeit eines Trainerteams können in der Türkei den Unterschied machen. Vor der Saison weiß niemand, wer am Ende den Titel holt.
Die Meisterschaft von Basaksehir ist eine Kombination der Umstände.
