"Absurd hohe Zahl": Tuchels bittere Analyse zum Frankfurt-Debakel
11.12.2023 | 20:45 Uhr
Thomas Tuchel blickt vor dem letzten Gruppenspiel der Champions League bei Manchester United noch einmal zurück auf die Pleite bei Eintracht Frankfurt. Er liefert Gründe für die Pleite und präzisiert seine Aussagen nach Spielende. Für United findet er lobende Worte.
"Die Analyse war sehr bitter und sehr einfach. Wir hatten am Ende 22 kritische Ballverluste. Kritische Ballverluste bedeutet, dass beim Ballverlust fünf oder mehr Spieler aus dem Spiel sind. Wir hatten 22 davon. Zehn ist zuviel, dann kann man sich ausrechnen wie viel 22 zu viel ist. Der Wert sollte definitiv einstellig sein bei unseren Ansprüchen. 22 ist einfach eine absurd hohe Zahl. Das war der erste Punkt und der zweite Punkt war, dass keiner dieser Fehler direkt zu einem Tor geführt hat. Wir konnten es in jeder Situation retten. Wir waren bei den ersten vier Gegentoren in Überzahl - auch nach dem Fehler. Die Reaktion nach den Fehlern war weit weit unter jedem Level und Standard, den wir von uns erwarten. Das waren die zwei absoluten Knackpunkte für diese Niederlage. Nur so kannst du fünf Gegentore bei einem Expected-Goals-Wert von 1,6 kassieren. Diese Punkte haben wir aufgezeigt."
"Es hat auf jeden Fall so ausgesehen. Es ist schwer dagegen zu argumentieren. Es ist für mich aber nicht nachzuvollziehen, warum es so sein sollte. Die Woche war - auch wenn es komisch klingt - eine sehr intensive und gute Woche mit einer ausgesprochen guten Trainingsleistung, viel Intensität und auch mit dem Schwerpunkt zu gewinnen. Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, dass Frankfurt inhaltlich sehr gut spielt, auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht gut waren. Deshalb: Wenn es so war - und es hat so ausgeschaut - kann ich es nicht erklären oder nachvollziehen."
"Für mich persönlich ist ein Spiel gegen Manchester United immer ein großes Spiel. Das kann man nicht anders beschreiben. Es ist ein großer Klub auf einer großen Bühne. Der Verein hat eine gewisse Aura. Die Vorbereitung ist einfach: Wir suchen uns die besten Szenen heraus und bereiten uns auf die beste Version von United vor. Es gibt genug gute Momente und wenn sie gut sind, sind sie sogar sehr gut. Sie sind auf vielen Positionen sehr gefährlich und es ist schwierig, gegen sie zu spielen."
"Die Informationen vor dem Spiel durch die Woche waren sehr wenig. Ich habe mich dann nur dafür entschieden, ganz kurz vor dem Spiel nochmal darauf hinzuweisen, dass es nach dem Spielberichtsbogen sein kann, dass es eine Dreierkette wird, was es im Spielaufbau eigentlich auch wurde. Ganz falsch lagen wir also nicht. Wir haben nur noch einmal die Beispiele durchgesagt: Zweite Halbzeit gegen Dortmund, als sie umgestellt haben. Auch gegen Köln haben wir umgestellt im Verteidigungsverhalten und Kingsley Coman auf der einen Seite etwas tiefer haben verteidigen lassen. Das war die Information. Ich hatte dann im Spiel das Gefühl, dass es untypisch war, so kurz vorm Rausgehen, eigentlich wollen wir, dass alle einmal alles vergessen und ins Machen kommen, aber wir wollten diese Information unbedingt geben. Ich habe mich dann gefragt, ob uns Emotionalität verloren gegangen ist und ob eine andere Ansprache besser gewesen wäre. Frankfurt hat dann mit einer Viererkette gespielt und mit zwei Sechsern, was sie zuvor noch nie gemacht haben. Wir müssen damit leben, dass sich Teams in der Rolle des Underdogs bestmöglich an unsere Systematik anpassen. Das macht es auch schwierig, immer nur das Gleiche zu machen. Die Zeit ist auch ein wenig vorbei, wo man immer das Gleiche machen kann und das dann reicht. In gewissen Abläufen ja, aber im Spielaufbau und im Verteidigungsverhalten kann es schon Sinn machen, etwas zu verändern, um schnelleren Zugriff zu haben. Diese Flexibilität brauchen wir auf jeden Fall, aber wenn man als Trainer neun Tage Zeit hat, sich vorzubereiten und das ist dann das Ergebnis und wir spielen so, wie wir spielen, dann sitze ich da mit im Boot."
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