Finalheld Dorsch: Motor der Mannschaft mit besonderer Motivation
07.06.2021 | 18:55 Uhr
Es gibt Spieler, die einer Mannschaft Sicherheit verschaffen. Niklas Dorsch gehört zu dieser Sorte. Das stellte er beim Finalsieg der U21 über Portugal eindrucksvoll unter Beweis. Er kämpfte um jeden Ball, scheute vor keinem Zweikampf zurück und war immer zur Stelle. Sky stellt den Abräumer vor.
Deutschland zeichnete sich bei diesem Turnier durch mannschaftliche Geschlossenheit aus. Doch in einer Mannschaft voller Kämpfer sticht Dorsch trotzdem heraus - allein das sagt viel über die körperliche Präsenz aus, mit der Niklas Dorsch bei der EM beeindruckte. Passend, dass er den Führungstreffer durch Lukas Nmecha einleitete, als er den freien Ridle Baku beim 1:0 (0:0)-Finalsieg gegen Portugal auf der rechten Außenbahn in Szene setzte.
Nicht nur auf dem Platz sorgte Niklas Dorsch vor dem Finale gegen die Portugiesen für Schlagzeichen, sondern auch daneben: Seine Oma hatte ihm nämlich ein Video geschickt, in dem sie ihn auf besondere Weise für das Finale und den eventuellen Titel motivierte, dass der Youngster über Instagram verbreitete. Beim Titelgewinn wurden ein Sauerbraten und eine Haxe in Aussicht gestellt, dazu sollte aus dem Pokal getrunken werden. Sie wusste offensichtlich, wie sie ihren Enkel zu motivieren hatte.
Wer den Lichtenfelser spielen sah, mag sich an den Einsatz und die Leidenschaft von Bastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014 erinnert haben. Weder Krämpfe, Fouls noch verbrauchte Kondition konnten den Weltmeister damals stoppen und er stand sinnbildlich für eine Mannschaft, die sich unterstützte, eine Einheit bildete und in der jeder für jeden kämpfte.
Diese Qualitäten bewies Dorsch gegen Portugal ebenfalls und hatte einen großen Anteil an dem Erfolg der DFB-Junioren. Nach Abpfiff wusste er dann, bei wem er sich zu bedanken hatte: "Ich muss zuerst meine Oma grüßen. Ich liebe dich. Danke für alles!", sagte er glücklich bei ProSieben. Und zu den weiteren Abendplänen: "Es wird so gefeiert, ich hoffe, dass ich morgen das Flugzeug erwische. Aber dafür sind die Verantwortlichen zuständig, dass sie mich zum Flughafen bringen."
Doch wer ist Dorsch eigentlich? Seine Karriere startete er beim FC Bayern, wo er ab der U16 alle Jugendmannschaften des Rekordmeisters durchlief. Zu den Profis unter Trainer Carlo Ancelotti schaffte er den Sprung nicht, er warf dem Italiener in der tz sogar vor, "keine faire Chance bekommen" zu haben.
Nichtsdestotrotz gab damals Stimmen, die ihn bereits als neuen Toni Kroos betitelten - zwar eine lobende Parallele, gleichwohl eine, die Druck mit sich bringt. Sein erstes und bislang einziges Bundesligaspiel unter Jupp Heynckes beim 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt (Saison 2017/18) krönte er direkt mit dem Treffer zum 1:0. Dazu sagt er gegenüber dem Kicker: "Es war einer der schönsten Momente meines Lebens."
Trotz dieser tollen Erinnerung verließ Dorsch den Rekordmeister 2018 in Richtung 1. FC Heidenheim. Es sei "keine Option" für ihn gewesen, seinen Vertrag zu verlängern. Sein Fokus lag auf mehr Spielpraxis und er wollte Erfahrung sammeln - was ihm in Heidenheim eindrucksvoll gelang. Die positive Entwicklung von Dorsch beim Zweitligisten fand ihren Höhepunkt in der Relegation gegen Werder Bremen. Der Außenseiter verpasste am Ende lediglich aufgrund der Auswärtstorregel den erstmaligen Sprung in die Bundesliga.
Trotz der verlorenen Relegation erwarteten viele einen Wechsel ins Oberhaus, stattdessen zog es ihn nach Belgien zum Erstligisten KAA Gent, wo er noch einen Vertrag bis 2024 besitzt. Laut Medienberichten soll er aber für rund sechs Millionen Euro verkauft werden. Die Sport Bild meldet, dass auch Hertha BSC und der VfL Wolfsburg am Mittelfeldspieler interessiert sind, aktuell gilt ein Wechsel zu OSC Lille allerdings als wahrscheinlicher.
Doch zunächst wird der EM-Titel gefeiert. Und Niklas Dorsch hat noch einen wichtigen Termin, bevor er sich um seine Zukunft kümmert: Zusammen mit seiner Oma bei Sauerbraten und Haxe anstoßen.