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VfB Stuttgart: Bruno Labbadia über Entwicklung, den FC Bayern und den Hass zu verlieren

Labbadia exklusiv || "Manchmal ist es wie ein Fluch"

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Bruno Labbadia spricht im Exklusiv-Interview mit Sky Reporter Dennis Bayer über die fehlenden Punkte, den Abstiegskampf und den Willen in der Mannschaft.

Bruno Labbadia steckt mit dem VfB Stuttgart im Tabellenkeller fest. Unter dem neuen Coach holten die Schwaben erst fünf Punkte aus sieben Spielen. Im exklusiven Interview spricht er über die Leistungen, eine Entwicklung, den FC Bayern und die vielen Gegentore in der ersten Viertelstunde.

Sky Sport: Sie sind seit drei Monaten Cheftrainer des VfB. Wie fällt denn ihr Zwischenfazit der Zeit aus?

Bruno Labbadia: Wir haben viel getan und verändert, es aber leider nicht in Ergebnissen umgesetzt.

Sky Sport: Fünf Punkte aus sieben Spielen ist keine gute Bilanz. Wie erklären Sie sich den ausbleibenden Erfolg?

Labbadia: Wir hätten in jedem Spiel mehr punkten müssen. Wir lassen hinten relativ wenig zu, aber haben immer wieder individuelle Fehler, kassieren dann zwei Elfmeter in einem Spiel oder sehen in Hoffenheim die rote Karte, weil sich einer zu sehr freut. Das sind viele Dinge, die zusammen kommen. Außerdem sind wir nicht effektiv genug. Aber wir sehen, dass sich viel verändert hat, aber es sich nicht in den Ergebnissen wieder spiegelt.

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Sky Sport: Was macht ihnen Hoffnung, dass sich das ändert?

Labbadia: Dass wir mehr Punkte hätten holen können. Es ist schlimmer, wenn du Spiele verlierst, bei denen du merkst, dass du keine Chance hast. Wir wissen aber auch, was dieser Druck, der auf der Mannschaft lastet, und die schwierige Situation mit dem Kopf macht. Da ist es wichtig, als Trainer einen klaren Kopf zu behalten und trotzdem den Finger in die Wunde zu legen.

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Labbadia kann Unzufriedenheit der Fans verstehen

Sky Sport: In einer Umfrage der Stuttgarter Zeitung sagen nur 15 Prozent der VfB-Fans, dass sich der VfB unter ihnen verbessert hat. Wie sehr schmerzt sie so eine negative Beurteilung?

Labbadia: Ich finde, das ist legitim, da sich in den Ergebnissen nichts verändert hat. Und Trainer werden nur nach Ergebnissen beurteilt. Mich schmerzt das gar nicht. Mich schmerzt eher, dass wir so wenig Punkte geholt haben.

Sky Sport: Der VfB hat immer wieder unerklärlich blutleere Auftritte. Das war vor Ihrer Zeit schon so, auch gegen Schalke jetzt wieder. Was stimmt nicht mit der Mannschaft?

Labbadia: Unter mir war die erste Halbzeit gegen Schalke etwas, dass wir bisher noch nicht gesehen haben. Die Mannschaft hat bis auf die Ergebnisse viel gemacht und umgesetzt. Die zwei Dinge, die uns fehlen - weniger Fehler zu machen und vorne konsequenter im Torabschluss zu sein - das sind Sachen an denen wir arbeiten. So eine lange Zeit, wie sie der VfB seit zwei Jahren durchmacht, wenig Spiele zu gewinnen, macht natürlich etwas mit dir. Fußball ist auch den Glauben zu haben: 'Ich kann das.' Jetzt gilt es, das Ganze zu drehen. Da arbeiten wir nicht nur auf dem Platz sondern auch außerhalb. Das muss ein Zieleinlauf werden. Da glauben wir daran, dass die Mannschaft das schaffen kann.

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Der Auftritt wie gegen Schalke 04 war für den VFB Stuttgart zum Vergessen. Spiele wie das auf Schalke kommen seit Jahren beim VFB immer mal wieder vor. Trainer Bruno Labbadia versucht sich in einem Erklärungsansatz.

Sky Sport: Erik Ten Haag hat über ManUnited gesagt: Diese Mannschaft hasst es zu verlieren. Spüren Sie diesen Hass zu verlieren auch bei Ihrer Mannschaft?

Labbadia: Der muss sich jetzt entwickeln. Der entwickelt sich durch Spiele, die du gewinnst und Spieler die dazu kommen, die die Erfahrung schon gemacht haben, weil sie bei einer Mannschaft waren in der sie viel mehr gewonnen als verloren haben. Nur dann kannst du das entwickeln. In der Situation, in der wir sind und bei einer so jungen und unerfahrenen Mannschaft ist das noch nicht ausgeprägt - kann es gar nicht sein. In der Champions League ist das Durchschnittsalter zwischen 28 und 29 Jahren. Das hat mir Erfahrung zu tun. Unser Weg ist mit jungen Spielern, das ist auch alles okay. Aber wir müssen diese Erfahrung jetzt sammeln. Dazu gehört auch eine persönliche Entwicklung jedes Spielers.

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Labbadia: "Wir haben eine eher ruhige Mannschaft"

Sky Sport: Wer sind denn die Spieler, die jetzt vorangehen müssen?

Labbadia: Wir haben keine Kaderstruktur, die ausgeprägte Spieler in dem Bereich hat. Wir haben eher eine ruhige Mannschaft. Trotzdem gilt es, jeden einzelnen Spieler da hin zu bringen, dass er noch mehr aus sich raus geht. Wir kriegen das nur über das Team hin.

Sky Sport: Fehlen Ihnen Drecksäcke in der Mannschaft?

Labbadia: Ich bin kein Freund davon über diese "Drecksäcke" zu sprechen, sondern über "Anstecker", so nenne ich es. Die gilt es wachsen zu lassen. Wenn du junge Spieler hast, dann musst du ihnen Zeit geben, dort reinzuwachsen. Aber die hast du im Fußball nicht. Es gilt eine gesunde Mischung zu haben zwischen Spielern, die schon Erfahrung haben und jungen Spielern, die diese Erfahrung machen können. Die sammelst du, wenn es besser läuft. Wenn du vornherein Druck hast, entwickelst du dich schwieriger. Fakt ist: Wenn du das meisterst, dann gehst du gestärkt heraus. Das versuchen wir den Spielern mitzugeben. Wir müssen Hindernisse überwinden, über den Berg kommen, damit wir eine Entwicklung machen, die ich dieser Mannschaft zutraue. Dafür müssen wir in der Liga bleiben.

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VFB Stuttgarts Trainer Trainer Bruno Labbadia erklärt im Sky Interview, welche Mischung seine Mannschaft haben muss.

Sky Sport: Jetzt stehen vier Spiele gegen Topteams an. Werden diese Spiele zum Charaktertest?

Labbadia: Das hat mit Charakter nichts zu tun. Die Mannschaft will, kann manchmal nicht. Aus verschiedensten Gründen, aber sie will. Ab dem ersten Tag an haben wir an diesen Sachen gearbeitet. Die Mannschaft hat das professionell mitgemacht. Das ist nicht der Punkt. Die Frage ist: Kann die Mannschaft das im Moment? Manchmal ist es auch die gewisse Qualität. Oft ist es Erfahrung, Leadership- oder "Ansteckermentalität" und die bekommst du nicht von heute auf morgen. Die entwickelt sich. Zeit haben wir leider im Fußball oft nicht. Trotzdem müssen wir mit Schwierigkeiten zurechtkommen - das können wir. Daran glaube ich. Ich sehe nicht die nächsten vier Spiele, sondern alle, die wir vor uns haben. Für uns ist entscheidend: Wo stehen wir am Schluss? Drei Mannschaften hinter uns zu lassen, das ist das Ziel.

Sky Sport: Wie viele Punkte muss der VfB in diesen vier Spielen mindestens holen, um im Abstiegskampf nicht abreißen zu lassen?

Labbadia: Wir müssen unsere Aufgaben machen, nämlich punkten. Unabhängig davon, welche Mannschaften kommen. Für uns gibt es in der Liga kein einfaches Spiel. Wir stehen am Tabellenende - oder im letzten Drittel. Mir macht es wenig Kopfzerbrechen, dass wir jetzt gegen bessere Mannschaften spielen. Wir sind in jedem Spiel gefordert. So gehen wir das Spiel gegen den FC Bayern an: Wir wissen, dass wir einen Toptag auf allen Positionen brauchen, damit wir eine Chance haben. Wenn wir den Glauben nicht vermitteln, dann werden wir es nicht schaffen. Deswegen gehe ich mit Optimismus in dieses Spiel und die nächsten.

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Trainer Bruno Labbadia will mit dem VFB Stuttgart auch gegen die Top-Teams punkten.

Labbadia erwartet topmotivierten FC Bayern

Sky Sport: Der VfB ist in dieser Saison das Team mit den meisten Gegentoren in der Anfangsviertelstunde. Die Bayern schießen in der Zeit die meisten Tore. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, dass das im kommenden Spiel nicht passiert?

Labbadia: Manchmal ist es wie ein Fluch. Umso mehr etwas thematisiert wird, umso schwieriger wird es. Wir werden versuchen uns so vorzubereiten, dass wir voll da sind. Gegen den Bayern München muss man das - von der ersten Minute bis zur letzten. Jeder Schwachpunkt kann gegen diese Topmannschaft ausgenutzt werden. Wir sollten vermeiden, dass wir in der ersten Viertelstunde ein Tor kassieren.

Sky Sport: Nächste Woche ist für Bayern das wichtige Champions-League-Rückspiel gegen Paris. Sie waren auch mal Profi: Beeinflusst das die Bayern fürs Spiel am Wochenende?

Labbadia: Es gibt einen großen Konkurrenzkampf beim FC Bayern. Jeder möchte in dem Spiel gegen uns zeigen, dass er gegen Paris spielen will. Deshalb erwarte ich, dass jeder sein Bestes geben wird. Plus es gibt Spieler, die mit den Hufen scharren und in die Mannschaft wollen.

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Sky Sport: Sie konnten in Ihrer Karriere als Trainer bisher in der Bundesliga nur einmal gegen den FC Bayern gewinnen. Können Sie sich an das Spiel noch erinnern?

Labbadia: Das war mit dem HSV, wir haben 1:0 gewonnen. Louis van Gaal war Trainer und wir waren Tabellenführer an dem Tag, wenn ich mich nicht irre. Im Pokal haben wir Bayern mal rausgeworfen mit Bayer Leverkusen und sind dann ins Finale gekommen. Gegen Bayern ist nicht einfach zu gewinnen, aber ich hätte nichts dagegen, wenn wir das verändern können.

Das Interview führte Dennis Bayer

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