WM 2022: Eskalation um "One Love"-Binde - die wichtigsten Fragen und Antworten

FIFA erklärt "One Love"-Verbot: Die wichtigsten Fragen & Antworten

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf zur Entscheidung der FIFA bezüglich der Kapitänsbinde.

Ein Aufschrei geht durch die Fußball-Welt: Sieben Nationen - inklusive Deutschland - machen einen Rückzieher und werden die "One Love"-Binde nicht tragen. Die Furcht vor Sanktionen überwiegt. Sky Sport fasst die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.

Was ist passiert?

Kapitän Manuel Neuer wird bei den WM-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Katar nun doch nicht mit der "One Love"-Kapitänsbinde auflaufen. Der Deutsche Fußball-Bund und die anderen an der Aktion beteiligten Verbände würden wegen angedrohter FIFA-Sanktionen auf das Symbol verzichten, teilte der DFB am Montag mit.

Was ist die "One Love"-Binde?

Die "One Love"-Kapitänsbinde zeigt ein buntes Herz und inkludiert den Slogan "One Love". Es handelt sich hierbei um eine Aktion, bei der ein Zeichen gegen jegliche Form von Diskriminierung gesetzt werden und auf die Missstände in Katar aufmerksam gemacht werden soll - eine Aktion gegen Homophobie, Rassismus, Antisemitismus und für die Einhaltung von Menschen- und Frauenrechten. Die teilnehmenden Nationen wollten mit dem vielfarbigen Stück Stoff mit einem Herz für Vielfalt, Offenheit und Toleranz einstehen. Mit dieser Aktion sollte eine verbesserte Situation der Arbeitsmigranten eingefordert und die LGBTQ-Community unterstützt werden.

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Warum ist das Thema so brisant und wie reagiert die FIFA?

Die FIFA duldet die Aktion nicht: Explizit hob der Verband in einer Mitteilung vom Montag den Artikel 13.8.1 der Ausrüstungsregeln hervor: "Für FIFA-Finalwettbewerbe muss der Kapitän jeder Mannschaft eine von der FIFA gestellte Armbinde tragen." Die FIFA unterstütze Kampagnen wie "One Love", aber dies müsse im Rahmen der allen bekannten Regeln erfolgen. Für das Tragen der vom DFB und anderen europäischen Verbänden initiierten "One Love"-Binde drohen Strafen. Als Folge könnten die Spielführer der Teams nun mit vom Weltverband bereitgestellten Armbinden auflaufen. Diese sollen an jedem Spieltag eine andere Antidiskriminierungs-Botschaft verbreiten. Das Tragen der Motto-Binde ist nicht verpflichtend.

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Pressestimmen zum Auftakt der WM in Katar.

Wer wollte die "One Love"-Binde tragen?

Neben Deutschland beteiligten sich auch England, die Niederlande, Wales, Schweiz, Belgien und Dänemark an der Aktion. Hinzu kommen die nicht qualifizierten Nationen Norwegen und Schweden. Frankreich galt ebenfalls als Teilnehmer. Jedoch kündigte Kapitän Hugo Lloris schon im Voraus an, die Binde nicht zu tragen.

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Mit welcher Aktion reagierte die FIFA?

Der Weltverband hatte in der langen Diskussion um Botschaften auf den Spielführer-Binden angekündigt, eigene Kampagnen zu starten. Kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft sorgte die FIFA für zusätzliche Brisanz, als sie ihre eigene Kapitänsbinde präsentierte: Die FIFA stellte den ersten Spieltag der WM in Kooperation mit Organisationen der Vereinten Nationen unter das Motto #FootballUnitesTheWorld, weitere Kampagnen folgen, die jeweils auch per Kapitänsbinde verbreitet werden können.

Der DFB zeigte sich überrascht: "Jetzt, zwei Tage vor dem Turnier mit einer eigenen Binde zu kommen, wo England schon mit der Binde gespielt hat und unsere Kapitäne sich dazu bekannt haben, ist das natürlich schwierig", betonte DFB-Präsident Bernd Neuendorf im Interview mit dem ZDF.

Welche Sanktionen wären möglich gewesen?

Präsident Gianni Infantino schaffte am Samstag keine Klarheit, ob Geldstrafen drohen oder auch Gelbe Karten wegen des Tragens nicht-zugelassener Ausrüstungsteile, die zu Sperren führen könnten. Er sagte lediglich, es gebe "klare Vorgaben vonseiten der FIFA. Wir haben verschiedene Kampagnen zu verschiedenen Themen. Wir müssen Themen finden, mit denen sich jeder einverstanden zeigt. Das ist für uns ein wichtiges Element." In einem am Montag veröffentlichten Statement der an der Aktion beteiligten Verbände hieß es, dass die FIFA Sanktionen verhängen werde, "wenn unsere Kapitäne die Armbinden auf dem Spielfeld tragen".

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Wie reagieren die Verbände?

Die beteiligten Verbände äußerten sich in der Folge in ihrem gemeinsamen Statement empört. "Als nationale Verbände können wir unsere Spieler nicht in eine Situation bringen, in der sie mit sportlichen Sanktionen, einschließlich Platzverweisen, rechnen müssen. Deshalb haben wir die Kapitäne gebeten, die Armbinden bei FIFA-Weltmeisterschaftsspielen nicht zu tragen. Wir waren bereit, Geldstrafen zu zahlen, die normalerweise bei Verstößen gegen die Ausrüstungsvorschriften verhängt würden, und haben uns nachdrücklich für das Tragen der Armbinde eingesetzt. Wir können unsere Spieler jedoch nicht in die Situation bringen, dass sie mit einer Verwarnung belegt oder sogar gezwungen werden könnten, das Spielfeld zu verlassen.

Wir sind sehr frustriert über die Entscheidung der FIFA, die wir für beispiellos halten. Wir haben die FIFA im September schriftlich über unseren Wunsch informiert, die "One Love"-Armbinde zu tragen, um die Inklusion im Fußball aktiv zu unterstützen, und erhielten keine Antwort. Unsere Spieler und Trainer sind enttäuscht - sie sind starke Befürworter der Inklusion und werden ihre Unterstützung auf andere Weise zeigen."

Was kann der DFB dazu ergänzen?

"Wir erleben einen beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in einer Stellungnahme und weiter: "Die von der FIFA herbeigeführte Konfrontation werden wir nicht auf dem Rücken von Manuel Neuer austragen."

Was sagen die Fanvertreter?

Die Fan-Organisation Football Supporters' Association (FSA) hat die FIFA scharf kritisiert. "Heute werden sich LGBT+-Fußballfans und ihre Verbündeten wütend fühlen. Heute fühlen wir uns verraten", schrieb die FSA in einem Statement, das am Montag auf Twitter gestellt wurde. "Heute empfinden wir Verachtung für eine Organisation, die ihre wahren Werte unter Beweis gestellt hat, indem sie den Spielern die gelbe Karte und der Toleranz die rote Karte gezeigt hat." Die englische Abkürzung LGBT+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen. Das Pluszeichen ist ein Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter.

"Nie wieder sollte eine Fußballweltmeisterschaft ausschließlich auf der Grundlage von Geld und Infrastruktur vergeben werden. Keinem Land, das bei LGBT+-Rechten, Frauenrechten, Arbeitnehmerrechten oder einem anderen universellen Menschenrecht zu kurz kommt, sollte die Ehre zuteilwerden, eine Fußballweltmeisterschaft auszurichten", hieß es.

Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de / dpa / SID