Muani bei WM mit Mbappe & Benzema: Höhepunkt einer Achterbahnfahrt
16.11.2022 | 14:51 Uhr
Er ist einer der Shootingstars der Bundesliga und darf in Katar WM-Luft schnuppern. Eintracht Frankfurts Kolo Muani rückt in Frankreichs Kader für die Weltmeisterschaft nach. Dort trifft er auf Superstars wie Kylian Mbappe. Beide vereint der Geburtsort, ansonsten war Muanis Weg ein ganz anderer.
Während seine Frankfurter Vereinskollegen sich im japanischen Urawa auf das Testspiel gegen die Red Diamonds vorbereiteten, machte sich Kolo Muani auf den Weg nach Katar. Der Stürmer wurde von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps für die Auswahl des amtierenden Weltmeisters nachnominiert.
Des einen Leid, des anderen Glück: Leipzigs Christopher Nkunku, mit zwölf Treffern der beste Torschütze der laufenden Saison, fällt wegen einer Bänderverletzung wochenlang aus, für ihn rückt Muani nach.
Der 23-Jährige ist einer der Senkrechtstarter der laufenden Bundesligasaison und mit neun Torvorlagen der beste Vorbereiter der Liga. Mit 14 direkten Torbeteiligungen (5 Tore, 9 Assists) ist er zweitbester Scorer hinter Bayerns Jamal Musiala (15).
Seit der Spielzeit 2004/05 sammelten nur zwei Spieler mehr Torbeteiligungen in ihren ersten 14 Bundesligaspielen als der Frankfurter: Diego 2006 für Werder Bremen und Erling Haaland 2020 für Borussia Dortmund (je 15).
Frankfurt hatte Muanis Stärken schon lange erkannt und sich bereits im Winter 2020/21 um ihn bemüht, doch die Verpflichtung scheiterte an der zu hohen Ablöseforderung des FC Nantes. Muani hatte Frankfurts Interesse nicht vergessen, im Sommer wechselte er ablösefrei zu den Hessen.
Schon bei ersten Testspielen fiel Beobachtern seine Athletik auf, aber auch seine Eleganz. Muani ist kein Stoßstürmer, wie sie die Eintracht vorher hatte, er besticht durch seine Beweglichkeit und Explosivität.
"Er hat sensationelle Anlagen und die Schnelligkeit, die unserem Spiel noch etwas anderes gibt. Das tut gut", beschrieb Mario Götze die Vorzüge seines Vereinskollegen.
Sky Experte Lothar Matthäus geriet bei Muani ebenfalls ins Schwärmen. Der Weltmeister von 1990 bezeichnete den Franzosen als "super Transfer" und einen "ganz wertvollen Spieler für Frankfurt." Diesen Spieler ablösefrei geholt zu haben "ist schon lobenswert und ein Kunststück", meinte Matthäus.
Kein anderer Spieler hatte in dieser Saison so viele Ballaktionen im gegnerischen Strafraum wie Muani (110). Dazu zieht er häufig Gegenspieler auf sich und schafft dadurch Räume für seine Mitspieler wie den Dänen Jesper Lindström, mit sechs Treffern zweitbester Eintracht-Torschütze hinter Daichi Kamada (7).
Ausbaufähig ist allerdings noch Muanis eigene Chancenverwertung von nur 23 Prozent (bei Großchancen 50 Prozent).
In der Champions League war er jedoch der Mann für die wichtigen Tore. Gegen Olympique Marseille und bei Sporting Lissabon erzielte er jeweils den 2:1-Siegtreffer. Besonders sehenswert und unvergessen sein Tor in Lissabon, das den Frankfurtern den Einzug ins Achtelfinale bescherte.
In Frankreichs WM-Kader trifft er nun auf Kylian Mbappe. Mit dem Superstar von PSG hat er den Geburtsort Bondy vor den Toren von Paris gemeinsam, ansonsten verlief Muanis Karriere im Gegensatz zu Mbappes nicht immer nur steil nach oben, sondern war eher eine Achterbahnfahrt.
Muani wuchs in Villepinte bei Paris auf, wechselte 2009 zum FC Tremblay und anschließend zur US Torcy. Während seine Mitspieler in den Nachwuchs von Profivereinen wechselten, musste Muani noch auf seinen Durchbruch warten. "Ich war körperlich zu schwach", erklärte er in einem Interview. In seiner Jugend litt Muani unter dem sogenannten Morbus Osgood-Schlatter, einer wachstumsbedingten Erkrankung, die häufig zu Knieschmerzen führt.
Doch er überwand seine Probleme, 2015 wechselte er in die Jugend des FC Nantes. Beim achtmaligen französischen Meister schaffte er nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten den Durchbruch, gewann im Mai den französischen Pokal - und wechselte anschließend nach Frankfurt.
Im September berief ihn Deschamps erstmals in die A-Nationalmannschaft, jetzt trifft er bei der WM in Katar nicht nur auf Mbappe, sondern auch auf Karim Benzema.
"Karim Benzema ist ein herausragender Spieler und eine großartige Persönlichkeit. Natürlich ist er ein Stück weit ein Vorbild", sagte Kolo Muani vor dem Spiel um den europäischen Supercup im August dem kicker, "aber man kann unseren Stil nicht so ganz vergleichen."
Und auch nicht ihre Geschichten. Benzema spielt seit 13 Jahren bei Real Madrid, gewann fünf Mal die Champions League und wurde in diesem Jahr Weltfußballer. Wie Mbappe gehört er zu den schillernden Stars der Equipe Tricolore.
Muanis internationale Karriere steckt noch in den Anfängen - doch das könnte sich bald ändern. "Das Turnier kann dazu beitragen, dass er den nächsten Schritt in der Entwicklung nimmt. Wir freuen uns für ihn", sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche am Mittwoch: "Randal hat sich die Nominierung durch seine guten Leistungen zuletzt verdient. Wir sind sehr glücklich, ihn bei uns zu haben."
Muanis Vertrag bei der Eintracht läuft bis 2027. Bester Vorbereiter der Bundesliga, WM-Teilnehmer - sollte er so weitermachen, könnten bald die ganz großen Klubs anklopfen.
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