WM 2022: Messi, Alvarez, Team-Chemie & Fan-Base - Gründe für Argentiniens Erfolg
Haalands Schattenmann als genialer Konterpart von Messi
14.12.2022 | 12:18 Uhr
Argentinien hat am Sonntag im Finale (16 Uhr) die Chance, nach 1978 und 1986 den dritten WM-Titel zu gewinnen. Einen großen Anteil am Erfolgslauf der Albiceleste hat neben Superstar Lionel Messi vor allem die sehr intakte Teamchemie, die unglaubliche Fanunterstützung sowie Julian Alvarez.
Natürlich war Lionel Messi im Lusail-Stadion nach dem 3:0-Sieg im WM-Halbfinale gegen Kroatien mal wieder der gefeierte Held.
Zum vierten Mal in Katar und zum insgesamt zehnten Mal (natürlich ein Rekord) in seiner Karriere wurde der Superstar nach einem WM-Spiel als Sieger des Spiels ausgezeichnet. Doch Messi selbst nannte direkt nach Abpfiff einen Teamkollegen, der die Trophäe mehr verdient hätte. "Alle Spieler haben super gespielt. Aber wenn ich einen aussuchen müsste, würde ich Julian den Preis geben. Er hat einfach unfassbar abgeliefert in dieser Partie. Er war ein Biest für uns", so der 35-Jährige.
Gemeint war Julian Alvarez, der gegen Kroatien gleich doppelt traf und vor allem seit der K.o.-Runde in Katar so richtig aufdreht. Der nur 1,70-Meter große Offensivspieler ist einer der großen WM-Entdeckungen. Dabei wussten die Verantwortlichen bei seinem Klub Manchester City um Trainer-Ikone Pep Guardiola bereits vor rund einem Jahr um die Qualitäten von Alvarez.
Alvarez erstaunt Guardiola
21,5 Millionen Euro überwiesen die Sky Blues im Januar an River Plate, um Alvarez zu bekommen. Dort hatte der Torjäger in seinen jungen Jahren in 122 Pflichtspielen 54-mal für den argentinischen Traditionsverein getroffen sowie 31 weitere Tore aufgelegt. Mit River Plate gewann Stammkraft Alvarez unter anderem die Copa Libertadores (2018), den argentinischen Pokal (2019) sowie die argentinische Meisterschaft (2021).
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"Ich kannte ihn nur ein bisschen von den River-Spielen, die ich im TV gesehen habe. Ich war allerdings überrascht, wie gut er bereits ist, als er zu uns kam", lobte City-Coach Guardiola, seinen Spieler im Laufe der Saison. "Er hat einfach unfassbare Qualitäten. Alle reden nur über Erling Haaland, aber auch Julian ist ein besonderer Spieler. Er erhöht unsere Intensität auf dem Platz", so der 51-jährige Katalane über den Haaland-Backup, den er als "bescheidenen und positiven Typen" beschreibt.
In bislang 20 Pflichtspielen hat Alvarez sieben Tore und zwei Vorlagen vorzuweisen. Das sind sehr gute Werte, wenn man bedenkt, dass der Stürmer in der Premier League nur einmal über die vollen 90 Minuten ran durfte. "Er weiß genau, wie man geduldig auf die besonderen Momente wartet. Er gibt immer Vollgas. Das sind entscheidende Aspekte für eine große Karriere", erklärte der Ex-City-Star und ehemalige argentinische Nationalspieler Pablo Zabaleta gegenüber Sport Witness.
Alvarez selbst ist eher der ruhige Typ, der sich selten zu Wort meldet. Wenn der 22-Jährige jedoch öffentlich spricht, dann gibt es sich demütig und lernwillig. Mit Haaland zu spielen sei für ihn "ein Privileg, denn es ist immer großartig, mit den Besten der Welt zu spielen". Zu seiner Joker-Rolle meinte Alvarez: "Auch bei River Plate gab es Zeiten, in denen ich nicht regelmäßig gespielt habe. Und auch in der Nationalmannschaft bin ich nicht immer erste Wahl. So sind die Dinge, man muss es akzeptieren."
Alvarez überzeugt mit Variabilität
Dass tat Alvarez in Katar zunächst auch. In den ersten beiden Partien kam er jeweils nach rund 60 Minuten von der Bank aus ins Spiel, seit dem entscheidenden Gruppenduell gegen Polen stand er dann immer in der Startelf. In seinen vier Einsätzen als Starter markierte Alvarez vier Tore und legte ein weiteres auf. Zudem zeigte er seine Variabilität. Gegen Polen agierte er auf dem linken Flügel, gegen Australien auf dem rechten. Zuletzt lief er gegen die Niederlande und Kroatien an der Seite von Messi im Sturmzentrum auf.
Dabei zeigte er im Halbfinale seine Torriecher-Instinkte. Vor dem 1:0 von Messi machte er den richtigen Laufweg und holte mit seiner Konsequenz Richtung Tor den Elfmeter heraus. Beim 2:0 verpasste er bei einem Konter zwar den Moment des Abspiels, setzte sich aber mit unbändiger Willensstärke (und auch ein bisschen Glück) gegen die gesamte kroatische Defensive durch. Beim 3:0 setzte er sich genau im richtigen Moment von Gegenspieler Dejan Lovren am Fünfmeterraum ab und verwandelte eiskalt. Zudem glänzte Alvarez auch mit starker Defensivarbeit und war sich auch nicht zu schade, Luka Modric in der eigenen Hälfte zu foulen.
"Ich habe immer davon geträumt, in Europa zu spielen und für die argentinische Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie schnell das alles passiert ist", meinte Alvarez gegenüber ESPN bereits im Oktober. "Bei mir zu Hause sind alle große Fußballfans. Da steht die Welt immer still, wenn unsere Nationalmannschaft spielt", sagte der WM-Shootingstar. Seinen Traum lebt Alvarez nun selbst bei der WM.
Als er gegen Kroatien nach 74 Minuten für Paulo Dybala ausgewechselt wurde, erhob sich fast das gesamte Stadion und applaudierte. Auf der Bank wurde er von Stürmer-Konkurrent Lautaro Martinez, den er im Turnierverlauf aus der Startelf verdrängt hat, herzlich in den Arm genommen. Der Teamspirit stimmt beim zweimaligen Weltmeister. Zusammen mit den argentinischen Fans, die in Katar zusammen mit Mexiko die mit Abstand größte Fraktion darstellt, stimmte die gesamte Bank in der Nachspielzeit Fangesänge an. Auch Superstars wie Angel Di Maria, Martinez oder Dybala versprühen trotz ihrer überwiegenden Reservistenrollen positive Energie.
Team-Chemie bei Argentinien stimmt
Dass Argentinien mehr als nur Messi ist, wusste Guardiola bereits vor der WM, wie Alvarez in einer Anekdote verriet: "An einem meiner ersten Tage in Manchester unterhielten sich die portugiesischen Spieler, Rodri und Pep über die WM und die Favoriten. Sie nannten Portugal, Frankreich und Brasilien. Pep hat dann auf mich gezeigt und mir gesagt, dass Argentinien ein sehr gutes Team hat und er viel von uns hält."
Dabei starteten die Himmelblauen denkbar schlecht ins Turnier und hatten nach der völlig überraschenden 1:2-Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien viel Druck auf dem Kessel. "Es hat uns geholfen, stärker zu werden und als Mannschaft zu wachsen", meinte Messi rückblickend nach dem Finaleinzug. Schon direkt nach der Partie gegen Saudi-Arabien rief der Kapitän persönlich dazu auf, gemeinsam den Schalter umzulegen. Das gelang eindrucksvoll gegen Mexiko und Polen.
Argentinien agiert abgezockt, lässt sich auch nicht von Rückschlägen - wie in der jeweiligen Schlussphase in der K.o.-Runde gegen Australien und den Niederlanden - aus der Bahn werfen. "Jedes Spiel war nach der Niederlage zum Auftakt ein Finale für uns und wir gaben alle gewonnen. Wir haben eine intelligente und schlaue Mannschaft. Wir wissen, wie man leidet und können ein Spiel lesen. Wir wissen einfach, was wir zu tun haben. Ich hoffe, dass wir das auch im Finale umsetzen können. Wir wissen, was wir draufhaben", blickte Messi bereits auf das Endspiel voraus.
Der große Zusammenhalt im Team, die Begeisterung und Leidenschaft der großen Fan-Base, Shootingstar Alvarez sowie Superstar Messi lassen in Argentinien jeden Fußballbegeisterten vom dritten Stern träumen. Egal ob der Endspiel-Gegner nun Frankreich oder Marokko heißt. Eins steht bereits fest: Das Lusail-Stadion wird am Sonntag wieder fest in himmelblauen Farben sein.
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