Kolumbianer vor richtungsweisender Rückrunde
26.01.2019 | 17:46 Uhr
James Rodriguez steht vor einer richtungsweisenden Rückrunde. Dabei lag ihm 2014 noch die gesamte Fußball-Welt zu Füßen.
Es ist ein Rätsel. James Rodriguez bringt alle Fähigkeiten mit, die ein Spielmacher benötigt. Er ist leichtfüßig, ballfertig, technisch beschlagen und besitzt die Gabe, das Schwierige ganz einfach aussehen zu lassen. Trotz dieser herausragenden Eigenschaften verhalten sich mit dem FC Bayern und Real Madrid zwei der größten europäischen Vereine zögerlich, wenn es um seine Zukunft geht.
Noch gehört James auf dem Papier den Königlichen, aber: Der FC Bayern hat nach Ende der Leihe im Sommer eine Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro. Ob diese aber auch gezogen wird, ist fraglich. Und das war nach seiner starken Debüt-Saison nicht vorherzusehen.
Mit sieben Toren sowie elf Vorlagen hatte er großen Anteil am Gewinn der Meisterschaft und setzte ein Ausrufezeichen nach dem anderen. Übrig geblieben sind ein halbes Jahr später viele Fragezeichen.
Bleibt er beim FC Bayern? Kehrt er zu Real Madrid zurück? Wagt er einen Neuanfang bei Juventus Turin? Oder wechselt er doch in die Premier League zum FC Arsenal oder Tottenham Hotspur? James Rodriguez steht mit 27 Jahren vor der schwierigsten Entscheidung seiner Karriere.
Dabei lag ihm 2014 noch die gesamte Fußball-Welt zu Füßen. Der Kolumbianer brillierte bei der WM in Brasilien, schoss Traumtore und gewann mit insgesamt sechs Treffern den Goldenen Schuh. Ein Star war geboren.
Anschließend erfüllte er sich mit dem Wechsel zu Real Madrid seinen großen Traum. Mit einer Ablöse von 75 Millionen Euro stieg er zum viertteuersten Spieler der Welt auf. Das Ziel war klar: Bei den Königlichen sollte James zu einer Weltmarke geformt werden. Nicht umsonst erhielt er das Trikot mit der Rückennummer zehn und trat damit in die Fußstapfen der Weltfußballer Luis Figo und Zinedine Zidane.
Seine erste Saison endete mit jeweils 13 Liga-Toren und Vorlagen vielversprechend. Doch mit seinen magischen Auftritten bei der WM weckte er astronomische Erwartungen, die er nie erfüllen konnte. Auch, weil sein Körper nicht mitspielte.
Nach einem Mittelfußbruch im Februar 2015 warfen ihn anschließend immer wieder Muskelverletzungen aus der Bahn und erschwerten ihm auch den Start, als Zidane das Traineramt übernahm.
Unter dem Franzosen war James das, was Isco derzeit bei Santiago Solari ist. Ein Statist. Der Edel-Techniker erhielt wenig Spielzeit, was sich auch auf seine Statistiken auswirkte. 2015/16 kam er nur noch auf 15 Scorerpunkte (sieben Tore, acht Vorlagen), 2016/17 waren es 14 (acht Tore, sechs Vorlagen). Sein Stern am großen Fußball-Himmel begann nach und nach zu verblassen.
Für den Ballkünstler kam die Ausleihe nach München daher einer Befreiung gleich. Endlich sprühte er wieder vor Spielfreude, das Ziehen der Kaufoption schien nur noch Formsache zu sein - bis zur Ankunft von Niko Kovac. Der Kroate gab ihm zu Saisonbeginn zunächst kaum Einsatzzeiten, dann setzte ihn Mitte November ein Außenbandanriss im Knie außer Gefecht.
Beim 3:1 gegen Hoffenheim feierte James zwar als Einwechselspieler für die letzten zwölf Minuten sein Comeback, doch er will mehr. Und er muss mehr liefern. Schließlich spielt er "um seine Zukunft", wie es Kovac vor dem Rückrunden-Start klar und deutlich formulierte.
Eigentlich dürfte es um die Zukunft von James keine Fragezeichen geben. Ein Spieler mit seinen Qualitäten ist für jedes europäische Top-Team ein Gewinn. Im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool bietet sich ihm die große Chance, das unter Beweis zu stellen, denn Thomas Müller wird in beiden Spielen rot-gesperrt fehlen.
Spätestens dann kann James seinen Stern wieder zum Leuchten bringen und die vielen Fragen durch ein großes Ausrufezeichen ersetzen.