Deutschland - Frankreich. Länderspiel.
RheinEnergieStadion.
DFB-Team bleibt auch im 21. Spiel in Folge ohne Niederlage
15.11.2017 | 11:45 Uhr
Joker Lars Stindl hat zum Abschluss eines grandiosen Länderspieljahres die stolze Serie der deutschen Fußball-Weltmeister gerettet.
Mit einem Rechtsschuss bewahrte der Mönchengladbacher die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw beim 2:2 (0:1) im WM-Härtetest gegen Frankreich vor der ersten Niederlage nach 20 Spielen.
Damit blieb das DFB-Team im Länderspiel-Klassiker auch in seinem 21. Länderspiel in Folge ungeschlagen.
In der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gab es insgesamt nur zwei längere: Von Oktober 1978 bis Dezember 1980 blieb die Nationalmannschaft in 23 Begegnungen in Folge ohne Niederlage, von Juni 1996 bis Februar 1998 waren es 22.
Seine bisher letzte Niederlage hat der Weltmeister im EM-Halbfinale 2016 gegen Gastgeber Frankreich kassiert (0:2).
Beim Comeback des WM-Helden Mario Götze hatte Alexandre Lacazette (33./71.) zweimal für die technisch exzellenten Gäste in Köln getroffen. Die Weltmeister hingegen spielten lange statisch, zögerlich und mit wenig Esprit - bis Werner das 1:1 erzielte (56.). Toni Kroos setzte einen Freistoß an die Unterkante der Querlatte (70.), Sekunden später fiel das 1:2. Stindl konterte in der dritten Minute der Nachspielzeit.
"Das Ergebnis geht in Ordnung. In der zweiten Halbzeit haben wir herausragend gespielt und bekommen dann das 1:2. Den Ausgleich haben wir uns noch verdient", sagte Kapitän Sami Khedira in der ARD: "Die Erkenntnis war sehr positiv, weil wir trotz zweier Rückstände Moral bewiesen haben."
Auch Bundestrainer Joachim Löw zog ein positives Fazit. "Zunächst bin ich mit beiden Tests gegen England und Frankreich sehr zufrieden. Das waren zwei Tests auf allerhöchstem Niveau. Heute haben wir uns in der zweiten Halbzeit frei gespielt, nachdem in der ersten Hälfte nicht alles so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben", sagte er in der ARD. Und weiter: "Es kann immer mal passieren, dass man zur Pause zurückliegt. Wir wollten in der zweiten Hälfte mehr Druck nach vorne ausüben und haben dann auch unsere Chancen bekommen."
Positiv in Erinnerung bleiben wird Götzes Rückkehr. Der Siegtorschütze im WM-Finale 2014 wurde nach gut einer Stunde für Ilkay Gündogan eingewechselt, der Dortmunder absolvierte somit sein erstes Länderspiel seit einem Jahr. Lange hatte er wegen einer Stoffwechselerkrankung gefehlt.
Löw hatte beim 0:0 in England am Freitag das Blitzartige im Umschaltspiel vermisst. Er verschrieb seiner Mannschaft, das schleunigst "wieder einzuschleifen", um in Russland Gegner der Weltklasse ins Wanken bringen zu können. Für ein Startelf-Comeback Götzes sah der Bundestrainer die Zeit noch nicht gekommen, wohl aber für einen weiteren Test des Frankreich-Kenners Kevin Trapp (Paris Saint-Germain) im Tor. Joshua Kimmich war erstmals seit Mitte 2016 nicht dabei, der Münchner erhielt eine Pause und wurde von Emre Can vertreten.
Das deutsche Spiel sollten wieder Kroos und Kapitän Sami Khedira aufziehen, die Löw in London geschont hatte. Das wirkte sich anfangs positiv aus, mit sehr hoch stehenden Außenverteidigern wählten die Weltmeister den Weg nach vorne - Özil hätte beinahe das 1:0 erzielt (3.).
Besonders Kroos tauchte danach lange ab. Das gefällige Spiel der technisch exzellenten Franzosen, unter anderem angetrieben von Bayerns Münchens Rekordeinkauf Corentin Tolisso, war auf das Supertalent Kylian Mbappe zugeschnitten. Mats Hummels spitzelte dem 180-Millionen-Mann im letzten Moment den Ball vom Fuß (12.). Einen ersten Schuss von Lacazette entschärfte Trapp (19.) ebenso entschlossen wie später gegen Mbappe (32.).
Im deutschen Spiel war das Zentrum dicht, auch weil Gündogan weit in die Mitte zog und somit die rechte Angriffsseite entblößte. In der Spitze bei Werner kamen die Bälle meist erst gar nicht an. Frankreich zwang die deutsche Mannschaft mit Pressing und klugem Verschieben zu etlichen Quer- und Rückpässen, der von Löw energisch eingeforderte Überfallfußball blieb zunächst aus. Den spielten eher die Gäste, wie nach einem pfeilschnellen Konter über Anthony Martial (28.). Sekunden zuvor war auf der Gegenseite eine Volleyabnahme von Mesut Özil geblockt worden.
Nach einer Traum-Kombination mit kleinteiligen Direktpässen über vier Stationen spiegelte sich die französische Überlegenheit auch auf der Anzeigetafel. Löw wirkte nachdenklich, seine Mannschaft wurde kaum noch gefährlich, bis Werner von Özil wunderbar steil geschickt wurde und Torhüter Steve Mandanda tunnelte. Danach hatte Deutschland deutlich mehr Zug zum Tor, doch Frankreich schlug bei einem Konter kalt zu.
Löw entlässt seine Nationalspieler nun in eine viermonatige Phase ohne Länderspiele, mit einem klaren Auftrag: Jeder muss mehr tun, alles geben, um auf höchstmöglichem körperlichen und mentalen Niveau in die unmittelbare WM-Vorbereitung starten zu können. Diese beginnt mit den Generalproben gegen Spanien (23. März in Düsseldorf) und Brasilien (27. März in Berlin).