Pokal-Fieber in Köln: Lemgos Underdogs wollen wieder "Große ärgern"
14.04.2023 | 15:58 Uhr
Vier Teams, ein Ziel: Das Final Four um den DHB-Pokal (live auf Sky und SC Magdeburg vs. TBV Lemgo Lippe im kostenlosen Livestream) verspricht Hochspannung. Lemgo hofft auf den nächsten Coup vor vielen eigenen Fans, auch Magdeburg und Flensburg freuen sich auf den Premieren-Ort Köln. Ein Team kriselt.
Es war der 3. Juni 2021 in Hamburg. Trotz eines Sieben-Tore-Rückstands zur Halbzeit gewann der TBV Lemgo Lippe ein denkwürdiges Halbfinale im DHB-Pokal gegen den großen Favoriten THW Kiel. Einen Tag später besiegte die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann im Endspiel die MT Melsungen und Lemgo feierte zum vierten Mal DHB-Pokalsieg.
"Wir haben die Mentalität, dass wir nie aufgeben, dass wir immer weitermachen", sagt Kehrmann vor dem erstmals in Köln ausgetragenen REWE Final4 zu Sky. Das Motto des TBV-Coaches: "Mit einem guten Gefühl hinfahren, Spaß haben." Und vom Pokalsieg träumen.
"Wir haben viele Typen in der Mannschaft, die solche K.o.-Spiele können, wie Gedeon zum Beispiel Gedeon Guardiola", glaubt auch Lukas Hutecek, der erst nach dem Pokalsieg vor zwei Jahren nach Lemgo wechselte, an eine Wiederholung des Triumphes von vor zwei Jahren. Auch sein Teamkollege Lukas Zerbe ist optimistisch.
"Wir haben gezeigt, dass wir Große ärgern und schlagen können", meint der Rechtsaußen. In Kiel, gegen Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen hat Lemgo in der laufenden Bundesligasaison gewonnen. Im Pokal-Viertelfinale gewannen die Lipper beim VfL Gummersbach.
Underdog Lemgo, zum dritten Mal in Folge beim Final4 dabei und das einzige Team aus NRW, hofft in Köln auf einen Heimvorteil. Vom Lipperland bis an den Rhein sind es nur etwas mehr als 200 Kilometer.
Knapp 20.000 Fans sollen die Lanxess Arena an beiden Tagen in einen bebenden Handball-Tempel verwandeln.
Nach dem ersten Halbfinale am Samstag zwischen der SG Flensburg-Handewitt und den Rhein-Neckar Löwen (ab 16.10 Uhr live auf Sky) trifft der TBV auf keinen geringeren als den deutschen Meister SC Magdeburg (19.00 Uhr live Sky und im kostenlosen Livestream) um das zweite Ticket für das Endspiel am Sonntag (15.40 Uhr live auf Sky).
Die favorisierten Magdeburger mit ihrem Superstar Gisli Kristjansson wollen dagegenhalten. Schon nach der Auslosung hatte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt angekündigt, dass sich "halb Magdeburg auf den Weg nach Köln machen" werde.
Die rauschenden Handball-Feste in Köln kennt Flensburgs Johannes Golla bislang nur aus dem Fernsehen. Umso größer ist die Vorfreude des Nationalmannschaftskapitäns auf die "Dom-Premiere" des Final Four um den DHB-Pokal.
"Die riesige Arena, die in vier Fanlager aufgeteilt sein wird, der Jubel in den Ecken. Und dann dieser riesige Titel - den schreibt man sich gerne in die Biografie", sagte der Anführer der SG Flensburg-Handewitt vor dem Pokal-Showdown. Erstmals seit knapp 30 Jahren wird die Endrunde am Wochenende nicht mehr in Hamburg, sondern in Köln ausgetragen.
Bei den Flensburgern ist längst das Pokal-Fieber ausgebrochen. Der bislang letzte Pokalsieg liegt bereits acht Jahre zurück - das Kartenkontingent der SG-Fans war schnell vergriffen.
2014 feierte der Verein mit dem Triumph in der Champions League den größten Erfolg seiner Geschichte - und die Chancen auf den nächsten Titel stehen zumindest auf dem Papier gut: Seit 21 Pflichtspielen ist die SG ungeschlagen. Die Löwen hingegen verabschiedeten sich zuletzt nach vier Niederlagen in Folge aus dem Titelrennen der Bundesliga. Trainer Sebastian Hinze spricht von einer "Krise".
Dass mit Titelverteidiger und Rekordsieger THW Kiel sowie Bundesliga-Spitzenreiter Füchse Berlin zwei absolute Top-Teams fehlen, trübt die Stimmung der Veranstalter keineswegs. "Dieser Wettbewerb wird sehr ernst genommen. Es wollen alle Teams dabei sein. Das ist eines unserer Erfolgsrezepte", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.
Die Handball Bundesliga (HBL) hat sich mit dem Standortwechsel von der Elbe an den Rhein, wo seit mehr als einem Jahrzehnt auch das Finalturnier der Königsklasse ausgetragen wird, nicht nur Freunde gemacht. Die Arena vollzumachen, war kein Selbstläufer.
"In Hamburg sind wir in vielen Bereichen allerdings an unsere Grenzen gestoßen", erklärte Bohmann in der Handballwoche und ergänzte: "Wir werden Hamburg vermissen und gehen definitiv mit einem weinenden Auge aus dieser fantastischen Stadt. Für uns war es aber an der Zeit, weiterzuziehen."
Mit der proppenvollen Arena sollen in knapp 40 Ländern ähnliche Fernsehbilder wie bei deutschen WM- und EM-Spielen in Köln verbreitet werden.
Der Rahmen, so viel ist sicher, wird stimmen.
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