FC Bayern München: Wie reagiert Thomas Tuchel auf den Choupo-Moting-Ausfall?
Bayern und die Stürmer-Krux: Wer ersetzt Choupo-Moting?
11.04.2023 | 10:40 Uhr
Bayerns Befürchtungen haben sich schmerzlich bestätigt: Eric Maxim Choupo-Moting fehlt beim Champions-League-Kracher gegen ManCity. Ein herber Ausfall für den Rekordmeister. Thomas Tuchel steht damit vor einer altbekannten Münchner Stürmer-Krux.
Das Glück scheint dieser Tage nicht aufseiten des FC Bayern zu stehen. Musste man vor einer Woche nach dem unglücklichen Pokal-Aus gegen Freiburg die Triple-Träume frühzeitig begraben, erreichte die Verantwortlichen am Montag die Nachricht, dass Eric-Maxim Choupo-Moting aufgrund von Kniegelenksproblemen nicht gegen Manchester City (11. April, ab 21.00 Uhr im Liveticker auf skysport.de) dabei sein kann.
Die Münchner dürften ihren Knipser im Champions League-Duell schmerzlich vermissen. Trainer Thomas Tuchel steht nun vor einer kniffligen Stürmer-Entscheidung, die den Rekordmeister nicht zum ersten Mal in dieser Saison belastet.
Keine Choupo-Alternative bei Bayern
Choupo-Moting, gesetzt und neben dem jungen Mathys Tel die einzige echte Neun im Kader der Bayern, verpasste in dieser Spielzeit verletzungsbedingt bereits neun Spiele. Immer dann, wenn er fehlte, tat sich der aktuelle Ligaprimus sichtlich schwer.
Bayern ist angewiesen auf seinen wettbewerbsübergreifend besten Torschützen (17 Treffer). Ohne ihn entblößt sich die Offensive zu oft als harmlos und ineffizient. Auch in der jüngsten Ligapartie gegen den SC Freiburg wurde das deutlich. Mit Serge Gnabry in der Spitze drang Bayern zwar immer wieder tief in die Freiburger Defensive ein, die Chancenverwertung jedoch ließ so manchen Fan verzweifeln.
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Am Ende musste in Abwesenheit des kamerunischen Nationalspielers ein Distanzhammer von Innenverteidiger Matthijs de Ligt her. Die Probleme ohne Choupo-Moting als Vollstrecker waren einmal mehr offenkundig.
Bayern mit Handicap
Seine physische Präsenz und Torriecher machen den 1,91 Meter großen Mittelstürmer für Bayern zur unersetzlichen Offensiv-Waffe. Ausgerechnet gegen defensiv kompakte Citizens kann Tuchel auf diese nun nicht zurückgreifen. Bayern hat ein Handicap, zumal den Skyblues aus Manchester mit Erling Haaland genau jener physisch robuste Torgarant zur Verfügung steht, der bei Bayern vermisst wird. Nach überstandener Leistenverletzung traf der Norweger gegen Southampton zuletzt gleich doppelt, darunter ein sehenswertes Fallrückzieher-Traumtor.
Tuchel muss umdisponieren und sich gegen formstarke Citizens etwas einfallen lassen. Vorgänger Julian Nagelsmann hat es in der Vergangenheit unter anderem in der Konstellation Sadio Mane und Thomas Müller als Doppel- oder aber mit Gnabry, Müller und Mane als alleinige Spitze probiert. Nie schien die Offensive vollends miteinander zu harmonieren. Es fehlte der Fixpunkt, jene feste Anspielstation a la Choupo.
Müller als Spitze? Wer beginnt als Linksverteidiger?
Dafür könnte gegen City nun Müller herhalten. Sky Reporter Torben Hoffmann erwartet ihn als alleinige Spitze. Auch Gnabry als Mittelstürmer könnte - wie zuletzt gegen Freiburg - ein denkbares Szenario sein. Hinter Müller werden Leroy Sane, Jamal Musiala und Kingsley Coman erwartet. Kimmich und Goretzka dürften die Doppel-Sechs bilden.
Im Vorfeld der Partie ließ Tuchel auf der Pressekonferenz am Montagabend offen, wie er Choupo-Moting ersetzen wird: "Es spricht nichts dagegen, dass Gnabry auf der Neun spielt. Er hat nicht die physische Präsenz wie Choupo, das wird uns morgen fehlen. Dafür kann er gut dribbeln und hat die Geschwindigkeit. Sadio kann auch auf der Neun spielen, Müller natürlich auch."
Tuchel fügte an: "Der Konkurrenzkampf ist groß. Meine Startelf steht im Großen und Ganzen, es gibt noch zwei Fragen, die wir klären müssen." Neben der Stürmer- steht auch in der Abwehrkette noch eine Personal-Entscheidung aus. Im Verbund um Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt könnte sowohl Alphonso Davies als auch Ex-Citizen Joao Cancelo als Linksverteidiger beginnen. Beide sind offensiv ausgerichtet und bringen viel Tempo mit, Davies könnte die Nase für die Startelf womöglich etwas vorn haben.
Im 4-2-3-1 stünde Tuchel in dieser Konstellation ein flexibles Offensivspiel zur Verfügung. Vor allem Müller ist bekannt dafür, seine Position während des Spiels frei zu interpretieren und sich immer wieder auch auf dem Flügel oder der Acht aufzuhalten. Bayern ist in dieser Hinsicht für City und Coach Pep Guardiola schwer berechenbar.
Matthäus hofft auf Müller, Gnabry & Co. - Brazzo selbstbewusst
So schmerzlich die Abwesenheit von Choupo-Moting also auch ist, hat man auf dem Papier dennoch die nötige offensive Qualität, um Citys Abwehr vor Probleme zu stellen. Das betont auch Sky Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne "So sehe ich das": "Choupo-Moting hat seine Sache bisher sehr ordentlich gemacht und viele wichtige Tore erzielt. Jetzt fehlt aber eine richtige Nummer neun im Hinspiel und das kann ein Nachteil sein. Und trotzdem haben die Bayern alle Chancen aufs Halbfinale, da bin ich mir sicher. Vielleicht platzt der Knoten bei Mane, oder Sane ist etwas schärfer in seinen Aktionen als noch in Freiburg. Und auch Müller, Gnabry, Coman sind für Tore immer zu haben."
Guardiola lässt auch in dieser Saison wieder ein aggressives Pressing spielen. Eine Gelegenheit für Tuchel und seine Elf, die eigene Spielidee ohne Choupo-Moting anzupassen und mit dem hohen Tempo von Sane, Musiala und Coman vor allem auf Konter und schnelles Umschaltspiel zu setzen.
"Sie sind breiter aufgestellt in der vorderen Reihe. Es wird Momente geben, in denen wir tief verteidigen und leiden werden. Dann wollen wir aber auch Momente haben, in denen wir City bespielen und ihnen wehtun. Das Talent und die Qualität im Kader haben wir", hob Tuchel auf der PK hervor. "Wir wissen, was wir können und haben Selbstvertrauen. Jeder ist top motiviert", betonte auch Hasan Salihamidzic unmittelbar vor dem Abflug nach England nachdrücklich. "Mutig sein", lautete der Appell des 46-Jährigen.
Inwiefern und mit wem Tuchel den Ausfall seines Stürmers kompensiert, wird sich spätestens eine Stunde vor Anpfiff bei Bekanntgabe der Startelf zeigen. Schon jetzt scheint dabei klar, dass die Stürmer-Position für Bayern zum maßgeblichen Faktor gegen City werden könnte.
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