Didi Hamann Kolumne Sky Experte über FCB, Thomas Tuchel, Hoeneß und Alonso
Tuchel-Nachfolge: Lasst es Sebastian Hoeneß machen!
21.02.2024 | 20:32 Uhr
Didi Hamann blickt in seiner Kolumne auf die Probleme während Thomas Tuchels Arbeit als Trainer des FC Bayern und erklärt, wer sein Favorit als Nachfolger auf der Bank des Rekordmeisters wäre.
Ich verfolge die Arbeit von Thomas Tuchel in München schon seit einem Jahr, deshalb überrascht mich die Entscheidung nicht, ab dem Sommer getrennte Wege zu gehen. Ich habe schon vor den Niederlagen in Leverkusen, Rom und Bochum gesagt, dass Tuchel und der FC Bayern ein Missverständnis ist. Es hat aus mehreren Gründen nicht gepasst.
Wenn ein Trainer neu in einem Verein ist, sollten innerhalb von vier Wochen entweder die Ergebnisse oder das Spiel besser werden. Beides war bei Tuchel nicht der Fall.
Er hat einige zweifelhafte Aussagen getätigt, zum Beispiel er sei "schockverliebt in die Mannschaft", und nach dem Pokal-Aus gegen Freiburg im April 2023 wusste er nicht, warum seine Mannschaft verloren hatte.
Zu wem hätte Tuchel denn gehen sollen?
Man muss die Sache aber von zwei Seiten betrachten: Die Vereinsführung, die ihn im vergangenen Winter geholt hatte, war im Sommer weg. Als Trainer brauchst du aber jemanden, mit dem du dich austauschen kannst. Dir muss auch mal jemand sagen: "Thomas, diese Aussage geht so nicht, das kannst du nicht machen." Ich glaube, er hatte nicht das Gefühl, dass er sich bei Bayern auf Augenhöhe austauschen konnte. Wenn Tuchel ein Problem hatte, zu wem hätte er denn gehen sollen?
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Nach dem Aus von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn saß Tuchel plötzlich im Transfer-Gremium, was gar nicht seine Aufgabe ist. Als er im Sommer im Trainingslager am Tegernsee gefragt wurde, ob er den neuen Sportdirektor Christoph Freund schon kenne, sagte er "nein".
Er hat vielleicht gedacht: "Jetzt ziehe ich mein Ding durch"
Ich glaube, dass Tuchel sich damals gedacht hat: "Ich kümmere mich um Dinge, die eigentlich gar nicht meine Aufgabe sind, und ihr seid nicht einmal in der Lage, mich vorher über diese Personalie zu informieren." Dadurch war schon vor der Saison ein Bruch vorhanden und Tuchel hat sich vielleicht gesagt: "Jetzt ziehe ich mein Ding durch. Wenn es funktioniert, wunderbar, wenn nicht, dann gehe ich wieder."
So sind für mich auch Aussagen zu erklären, wie die, dass er keinen Sechser hat, obwohl für diese Position zwei Nationalspieler im Kader sind. Dadurch hat er sich mit mehreren Spielern überworfen. Bei Chelsea mit einem 35-Mann-Kader konnte er so agieren, aber bei einem Kader von 18 Mann braucht ein Trainer jeden einzelnen Spieler.
Führungsschwäche hat zur Situation beigetragen
Beim FC Bayern ticken die Uhren anders. Nach dem Spiel gegen Schalke hat CEO Jan-Christian Dreesen gesagt: "Müller muss immer spielen." So eine Aussage kannte Tuchel aus England oder Frankreich nicht. In anderen Ländern gibt es das nicht, dass ein Vorstandsvorsitzender sich über die Aufstellung äußert.
Mit Dreesen führt ein Finanzmann den Vorstand an, was es beim FC Bayern vorher noch nie gegeben hat. Es fehlt die sportliche Kompetenz in der Chefetage und der neue Sportdirektor musste sich erst einmal einfinden. Die Führungsschwäche in den vergangenen Monaten hat zur aktuellen Situation beigetragen. Auch darüber müssen sich die Bayern Gedanken machen.
Vielleicht gibt die Entscheidung der Mannschaft jetzt einen Impuls, weil sie weiß, dass Tuchel im Sommer weg ist. Momentan beruht viel auf dem Prinzip Hoffnung.
Wer will Tuchels Nachfolge antreten?
Was Tuchels Nachfolger angeht, glaube ich, dass es jetzt relativ einfach wäre, einen Trainer bis zum Saisonende zu bekommen. Ob ein Louis van Gaal, Arsene Wenger oder sogar ein Jose Mourinho - viele würden sich die Finger lecken nach der Chance, das Viertelfinale, Halbfinale oder das Endspiel der Champions League zu erreichen oder sie sogar zu gewinnen. Ich glaube, dafür würden sie sogar zu Fuß nach München gehen.
Für eine langfristige Lösung ab dem Sommer stellt sich die Frage: Wer will es machen?
Ich glaube, dass Alonso in Leverkusen bleibt
Umso mehr ich darüber nachdenke, desto weniger Argumente finde ich, warum Xabi Alonso nach München wechseln sollte. Er hat in Leverkusen einen super Kader und wenn er bleibt, dann könnte ich mir vorstellen, dass die Mannschaft mehr oder weniger zusammenbleibt.
Liverpool wäre eine Option für ihn, aber auf Jürgen Klopp zu folgen, birgt Gefahren. Liverpool als Erfahrung hatte er jahrelang als Spieler, er muss dort nicht unbedingt hin. Ich hatte die Ehre, mit ihm bei den Reds zusammenzuspielen und ihn kennenzulernen. Er ist ein wunderbarer und hochanständiger Mensch. Er wird nicht vergessen, dass er den Leverkusenern auch zu Dank verpflichtet ist, weil er dort die Chance bekommen hat, als Trainer zu arbeiten. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass er noch mindestens ein Jahr in Leverkusen bleibt.
Der FC Bayern muss wieder menscheln
Ein Zinedine Zidane will anscheinend nirgendwo arbeiten, wo er die Sprache nicht spricht. Ich würde fast dazu tendieren zu sagen: Lasst es Sebastian Hoeneß machen! Die menschliche Komponente ist in den letzten Monaten oder vielleicht sogar Jahren verloren gegangen. Der Verein muss wieder menscheln, wie man in Bayern sagt, und zwar auf allen Ebenen. Hoeneß könnte dazu beitragen.
Über die Transferplanungen wurde auch viel diskutiert, aber der FC Bayern verfügt über eine herausragende Mannschaft. Natürlich hätten sie ein, zwei Spieler mehr holen können, aber der Kader ist top! Der Trainer muss die Jungs nur ins Laufen bringen, doch das hat Tuchel nicht geschafft.
Kimmich würde ein Wechsel ins Ausland guttun
Joshua Kimmich hatte zuletzt unter ihm keinen einfachen Stand. Ich glaube, dass Kimmich ein Tapetenwechsel vielleicht ganz guttun würde. Für ihn wäre es vielleicht die letzte Möglichkeit, noch einmal zu einem großen Verein ins Ausland zu gehen.
Wenn Max Eberl seine Arbeit aufnimmt, muss er mit Kimmich sprechen. Wenn er bleiben möchte, dann muss ihm mal jemand sagen, was er von ihm verlangt. Das ist meiner Meinung nach in den vergangenen Monaten nicht passiert. Dass Kimmich zuletzt nicht sein Potenzial abgerufen hat, war wahrscheinlich auch der Gesamtsituation geschuldet.
Allererste Chancen aufs Weiterkommen gegen Lazio
Gegen Lazio hat Bayern trotz der Hinspiel-Niederlage immer noch allererste Chancen aufs Weiterkommen in der Champions League.
Wenn du als Bayern-Führung nach dem 0:1 in Rom und den beiden Niederlagen in der Bundesliga sagst, du willst mit Tuchel weitermachen, dann musst du es durchziehen. Ob das richtig ist, werden die nächsten Wochen zeigen.
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