Die Stimmen zum Topspiel zwischen BVB und Bayer Leverkusen
Terzic hadert mit "freiem Mann" - Bayer-Star spricht von "Wahnsinn"
22.04.2024 | 14:48 Uhr
Beim Spitzenspiel am 30. Spieltag trennen sich Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen 1:1. Josip Stanisic baute dabei mit einem Last-Minute-Tor Bayers Rekordserie aus. Die Stimmen zum Spiel.
Bayer-Mittelfeldregisseur Granit Xhaka* ...
… über die scheinbare Unbesiegbarkeit Leverkusens: "Für den Kopf ist das nicht ganz einfach, wenn man schon Meister ist. Aber wir haben eine eigene Challenge, ungeschlagen in dieser Saison zu bleiben. Das ist unser Ziel. Wir haben heute über 90 Minuten ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht - verdienter Punkt. Wir hätten vielleicht sogar drei holen können. Aber wir können gut damit leben, einen Punkt hier in Dortmund geholt zu haben."
… auf die Frage, ob er aufgrund des Rückstands irgendwann nervös geworden ist: "Überhaupt nicht. Es sin jetzt mittlerweile 45 Spiele, wo man eigentlich nicht wirklich nervös geworden ist. Das Tor von Dortmund kommt überraschend. Ich weiß nicht, ob Dortmund überhaupt eine Torchance hatte. Vielleicht in der ersten Halbzeit der eine Torschuss. Wir hatten ganz die Torchancen, kommen viel mehr in den Sechzehner und deswegen ist dieser Punkt heute überhaupt nicht gestohlen."
… über die nach wie vor vorhandene Spannung innerhalb der Leverkusener Mannschaft: "Wie ich gesagt habe, ist es nicht einfach. Aber wir haben eine eigene Challenge. So wie wir die ganze Saison auftreten, so sind wir auch heute aufgetreten. Sehr souverän, mit viel Leidenschaft, Mentalität. Kampf - aber auch super mit dem Ball. Wir haben Dortmund heute sehr hoch gepresst über 90 Minuten. Die Kräfte waren hier trotz des Spiels am Donnerstag. Jetzt wollen wir einfach nur weitermachen."
Bayer-Torschütze Josip Stanisic ...
… zu seinem Treffer zum Last-Minute-Ausgleich: "Unglaublich. Ich habe selbst nicht damit gerechnet. Aber als der Ball kam, habe ich gesehen, dass ich rankommen könnte, dann bin ich einfach hochgesprungen und habe versucht, den Ball aufs Tor zu köpfen. Als ich dann gesehen habe, dass der Ball drin war, war ich überwältigt, weil ich wusste, dass es das jetzt war - wir verlieren doch nicht. Ein sehr, sehr besonderes Tor. Ich schieße ja nicht so viele Tore, aber das heute war schon Wahnsinn."
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… zum Geheimnis der späten Leverkusener Tore: "Wir machen einfach weiter bis zum Schluss. Und wir denken auch gar nicht groß darüber nach, wenn wir mal hinten liegen. Das Spiel wird gespielt bis zum Schluss. Natürlich hätte es heute so weit sein können, dass wir verlieren. Es ist wie es ist. Es ist jetzt nicht so, dass wir irgendwas Besonderes machen. Wir glauben einfach daran bis zum Schluss. Natürlich ist es umso schöner, wenn es läuft und es ist ein bisschen Glück dabei. Aber wie sagt man so schön: Wenn's läuft, dann läuft's."
… auf die Frage, ob er ab und zu darüber nachdenkt, was in dieser Saison alles passiert ist: "Um ehrlich zu sagen: gar nicht. Wir haben so viele Spiele. Da passiert immer irgendwas. Ich glaube, es dauert auch einige Zeit nach der Saison, um zu realisieren, was wir dieses Jahr geschafft haben - nicht nur bei uns Spielern, sondern im gesamten Verein und auch bei den Fans. Dadurch, dass der Spielplan so eng getaktet ist, hat man gar keine Möglichkeit zu reflektieren. Das macht man am Ende der Saison."
… über einen möglichen Spannungsabfall im Team: "Bei uns ist ein Spannungsabfall sowieso nicht möglich. Wir sind heute hierhergekommen, um zu gewinnen. Das hat man auch gesehen. Natürlich hat ein bisschen was gefehlt. Vielleicht waren ein paar Beine auch müde, was auch ganz normal ist. Aber wie man sieht - auch die, die reingekommen sind -, wir geben immer alles. Und selbst beim 0:1 konnte man auch danach sehen, dass jeder den anderen pusht und dass wir nicht aufgeben. Dass in diesem Spiel am Ende auch noch so viel Feuer war, liegt auch daran, dass wir nie aufgegeben haben. Die ein oder andere Mannschaft wäre vielleicht zufrieden und würde sagen, dass es heute dann so weit wäre. Aber bei uns ist das nicht der Fall."
Bayer-Trainer Xabi Alonso ...
… über seine Glücksgefühle nach dem Last-Minute-Ausgleichstor: "Es fühlt sich sehr, sehr gut an - fast wie letzte Woche. Wir wollen nicht verlieren. Ich glaube, das wäre heute nicht verdient gewesen zu verlieren. Wir haben sehr gut gespielt. Und am Ende wieder ein Tor zu schießen, war sehr emotional. Dass wir dann auch in der Ecke mit unseren Fans zu feiern, das war ein besonderer Moment."
… angesprochen auf seine heisere Stimme: "Ich war sehr motiviert. Es ist immer etwas Besonderes, hier zu spielen. Nach dem großen Einsatz am Donnerstag, wollten wir wieder Gas geben. Ich habe meine Spieler gepusht, gut zu spielen mit einer guten Mentalität, mit einer guten Intensität - aber auch mit Qualitätsfußball. Wir haben sehr gut gespielt, ein bisschen gewechselt. Aber die erste Halbzeit war sehr gut. Für mich war es egal, dass wir das Tor kassiert haben. Wir wollten einfach weitermachen. Ich war sehr zufrieden mit der Leistung - und am Ende mit dem Ergebnis auch. Nicht zu verlieren, das ist schön."
… über die Tradition in Spanien, dass der Gegner im ersten Spiel nach Gewinn der Meisterschaft Spalier steht: "Ich weiß nicht, ob es diese Tradition in Deutschland gibt. In Spanien ist es jedenfalls so. Vielleicht ist es für die Zukunft eine gute Idee. Dortmund hat alles gegeben, um zu gewinnen. Für sie war es wichtig, aber egal ob wir schon Meister sind oder nicht, wir wollen gut spielen und bis zum letzten Moment mit einer guten Mentalität antreten."
… über das nicht gepfiffene Foul in der ersten Halbzeit von BVB-Kapitän Emre Can an Leverkusens Jeremie Frimpong: "Für mich ist es fast auf der Linie. Das ist die Entscheidung des Schiedsrichters. Er hat mir am Ende erklärt, dass sie es außerhalb des Strafraums gesehen haben. Es ist seine Entscheidung."
… auf die Frage, ob noch ein bisschen gefeiert in der Woche bis zum nächsten Spiel: "Wir warten auf die große Party. Wir haben noch große Ziele zu erreichen. Wir haben jetzt ein bisschen Pause. Die nächsten zwei Tage brauchen wir frei, um mal abzuschalten. Und dann kommen wir wieder für Stuttgart. Das ist immer sehr intensiv, gegen Stuttgart zu spielen. Ich mag es, wie sie spielen. Wir werden am nächsten Samstag ein gutes Spiel haben."
BVB-Torschütze Niclas Füllkrug ...
… zum bitteren Last-Minute-Remis: "Wir waren heute, wenn man das ganze Spiel betrachtet, schon die bessere Mannschaft und hätten es verdient zu gewinnen. Wir haben auch in einer guten Phase das Tor gemacht zum 1:0. Jetzt fühlt es sich natürlich gerade bescheiden an, wenn man so spät das entscheidende Gegentor bekommt - weil es auch einfach zu verhindern gewesen wäre. Wir waren eigentlich ziemlich sicher, wir haben wenig zugelassen. Dass wir denen noch einmal so einen Freistoß schenken, das macht mich ein bisschen fassungslos. Es ist schade, aber das passiert. Selbst danach können wir den Standard noch wegverteidigen. Aber das passiert leider auch nicht."
… über das Gegentor: "Ich war freier Mann. Ich weiß nicht, wer für Stanisic zugeteilt war. Egal wie, aber da muss der Ball geklärt sein. Da muss jeder an seinem Mann kleben. Jeder macht Fehler. Ich weiß jetzt auch nicht, wer zugeteilt war. Das ist einfach nur bitter, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben, weil wir es verdient hätten. Ich glaube auch, weil Leverkusen die Niederlage verdient hätte."
… zu seinem eigenen Spiel: "Man kann seine Leistung an unterschiedlichen Bedingungen bewerten. Ihr, die Journalisten, bewertet mich an Toren und Offensivaktionen. Man kann aber auch einen Stürmer daran bewerten, wie er für seine Mannschaft arbeitet, wie viele Zweikämpfe er führt, wie viele Bälle er behält, wie viele Freistöße er zieht. Ich bin heute wieder sehr viel angesprintet, war sehr fleißig. Dann wirst du am Ende mit einer großen Torchance belohnt. Und das war heute wieder der Fall - genauso wie gegen Atletico. Da ist im Moment mein Fokus drauf, dass ich die Bedingungen, an denen ich mich bewerte, sehr mannschaftsdienlich sind. Ich glaube, dass das hilft und das wichtig für die Mannschaft ist."
… über sein Tor: "Das war in dem Moment super, wieder vor der Süd. Genial wie Sabi (Marcel Sabitzer, Anm. Red.) mir den vorlegt. Aber jetzt gerade ist die Enttäuschung eher größer, als dass ich mich über das Tor freue."
BVB-Trainer Edin Terzic ...
… auf die Frage, ob er dem Fazit von Niclas Füllkrug zustimmt: "Ganz ehrlich: nicht ganz. Es war ein Spiel mit sehr wenig Torchancen. Ich glaube, dass es kein gutes Spiel war von beiden Seiten. Wir waren viel zu passiv, viel zu wenig Tempo im Spiel. Aber klar, wenn man am Ende kurz vor Schluss noch führt und so nah dran ist am Sieg, dann fühlt es sich natürlich so an, als ob wir näher dran waren. Aber von der Leistung her war es nicht das, was wir uns vorgestellt hatten."
… über das Gegentor: "Grundsätzlich war es eine sehr undurchsichtige Situation. Wir lassen da erst einen Freistoß zu, obwohl wir eigentlich schon geklärt hatten. Aus dem Freistoß entstehen zwei Eckbälle. Dann kommt der Ball am ersten Pfosten runter. Wir sind eigentlich nah dran. Er kommt in die Zone, wo wir unseren freien Mann haben. Sie kommen mit sehr viel Wucht. Der Ball kommt extrem gefährlich und scharf da rein. Wir versuchen alles. Es ist die Zone, wo wir uns auch wünschen, dass unser freier Spieler uns diesen Raum wegblockt. Das ist ein gut getretener Eckball, das ist auch nicht das erste Mal. Aber viel ärgerlicher war die Entstehung."
… über das nicht gepfiffene Foul in der ersten Halbzeit von BVB-Kapitän Emre Can an Leverkusens Jeremie Frimpong: "Es sieht aus wie ein Foul. Ob das jetzt drinnen oder draußen war, diese Frage kann ich nicht beantworten. Es ist ein klarer Kontakt. Da muss man sagen, da haben in der Situation Glück gehabt. Er verliert sogar den Schuh. Ich habe mich schon häufiger beschwert über Elfmeter, die wir nicht bekommen haben, deswegen gebe ich jetzt auch zu, dass es da in der Situation glücklich für uns war, wenn es innerhalb gewesen ist."
… auf die Frage, ob es eine gefühlte Niederlage ist: "Das sind definitiv zwei Punkte, die [wehtun]. Das Thema ist, dass wir es weggegeben haben. Das war jetzt das dritte Tor, was wir nach einem Standard kassiert haben in dieser Woche. Wir haben vor dem Spiel gesagt: Die Woche war bis jetzt sehr erfolgreich, aber wir kassieren gegen Gladbach ein Tor nach einer Standardsituation, jetzt gegen Atletico ein Tor durch eine Standardsituation. Jetzt geben wir die zwei Punkte durch eine Standardsituation weg. Dann ist mir das auch egal, was Stuttgart heute gemacht hat. Es geht darum, was wir heute gemacht haben. Und das hat mir überhaupt nicht gefallen."
… über die Sperren von Emre Can und Ian Maatsen für das kommende Spiel gegen RB Leipzig: "Das wird dafür sorgen, dass zwei andere Jungs auf dem Platz stehen für uns. Das ist eine Phase in der Saison, wo es natürlich auch häufiger Ausfallzeiten und Sperren geben wird wegen der fünften Gelben Karte. Beide Situationen waren berechtigt Gelb. Da werden wir dann nächste Woche die Lösung für finden müssen. Heute ärgern wir uns über die zwei vergebenen Punkte."
Daniel Siebert (Schiedsrichter der Partie Dortmund-Leverkusen) ...
... zum Foulspiel an Frimpong: "Schlussendlich ist es so, dass ich ein Foul übersehen habe. Das ist ganz deutlich, im Spiel hatte ich die Wahrnehmung leider nicht. Mein Blick ist immer Grimaldo gefolgt, da ich dachte, dass er der Passempfänger ist. Natürlich wurde es vom VAR überprüft. Es wurde auf dem Videoboard angezeigt: Vergehen ja, aber außerhalb. Daher war es nicht VAR-relevant und das Spiel ging weiter."
... zum genauen Zeitpunkt des Kontakts: "Wir haben alle gesehen, dass Frimpong mit dem Fuß auf der Linie steht. Der Kontakt, der Frimpong zum Fallen bringt, ist an der Achillessehne. Dieser Kontakt ist nach Ansicht der VAR-Bilder außerhalb. Wir haben keinen Beweis dafür, dass dieser Kontakt auf der Linie stattgefunden hat. Dann wäre ein Eingriff zurecht erfolgt. Die Bilder, die der VAR in Köln hatte, zeigen, dass der Fuß von Frimpong auf der Linie ist, aber der Tritt knapp außerhalb war. Daher sind ihm da die Hände gebunden."
... zur ursprünglichen Roten Karte gegen Boniface: "Ich habe es leider noch nicht gesehen, daher muss ich vorsichtig sein. Im Spiel war es so, dass es in meinem Rücken war. Ich bin ein wenig zu spät in die Situation, da das Spiel weiterlief. Der Assistent hat mir mitgeteilt, dass Boniface den Spieler gewürgt und zu Boden geschubst habe. Daher haben wir sofort von allein die Rote Karte ausgesprochen. Der VAR klickt sich da ein und checkt alle Roten Karten. Er hat gesehen, dass Boniface eigentlich nicht viel gemacht hat. Wenn einer die Hand am Hals von Schlotterbeck hatte, war es Xhaka. Dementsprechend wurde ich rausgeschickt, habe mir die Szene in Ruhe angeguckt. Ich habe die Rote Karte an Boniface zurückgenommen, da ihm nichts vorzuwerfen war. Xhaka ist für mich eine Gelbe Karte, da es eine Unsportlichkeit, aber keine Tätigkeit war."
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