Leroy Sane und Pascal Groß drängen auf Platz in der Startelf des DFB-Teams
11 aus 13: Sane und Groß machen Druck
09.06.2024 | 11:06 Uhr
Nach der dürftigen Generalprobe haben die Nationalspieler noch einmal Abwechslung bei ihren Familien gesucht. Julian Nagelsmann aber muss einige Sorgen mit in das freie Wochenende nehmen.
Toni Kroos tankte Kraft bei seiner Familie in Madrid, Ilkay Gündogan entspannte in Barcelona. Nach der mauen EM-Generalprobe ließen die Nationalspieler noch einmal die Seele baumeln, nur Julian Nagelsmann stürzte sich beim Heimatbesuch in die Arbeit. Die leidige Torwartdiskussion um den wiederholt schwer patzenden Manuel Neuer erstickte der Bundestrainer zwar im Keim, nach dem glücklichen Last-Minute-Erfolg gegen Griechenland muss sich Nagelsmann aber mit weiteren Problemfeldern beschäftigen.
ZUM DURCHKLICKEN: Die Noten der DFB-Stars gegen Griechenland
Das äußerst holprige 2:1 (0:1) brachte Nagelsmann auch in Bezug auf seine EM-Startelf noch einmal ins Grübeln. Diese, betonte der 36-Jährige, sei "nicht in Stein gemeißelt". Für die Anfangsformation gegen Schottland am Freitag kämen 13 Feldspieler infrage. Leroy Sane und der strahlende Siegtorschütze Pascal Groß hatten sich beim "Sieg für die Psyche" nach ihren Einwechslungen mit Nachdruck empfohlen.
Heikle DFB-Fragen
Bevor Nagelsmann seine Spieler am Montag in Herzogenaurach versammelt und am Nachmittag vor 4000 Zuschauern im Adi-Dassler-Stadion öffentlich trainiert wird, musste er sich mit heiklen Fragen auseinandersetzen. Ist der augenscheinlich nicht vollständig fitte Kapitän Gündogan unantastbar? Warum traten die alten Probleme bei der Konterabsicherung wieder auf? Und wäre Marc-Andre ter Stegen nicht doch die bessere Nummer eins?
Auf eine Debatte um Neuer ließ sich Nagelsmann aber erst gar nicht ein. "Ich lasse keine Diskussion aufkommen", stellte er klar: "Er hat mein Vertrauen." Basta! Dabei patzte der 38-Jährige beim Gegentreffer von Giorgos Masouras (34.) folgenschwer. "Ich hätte ihn besser wegbringen müssen", räumte Neuer vor dem freien Wochenende am Tegernsee nach dem harmlosen Schuss von Christos Tzolis ein.
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"Zauberer" ausgebremst
Es war aber nicht nur die missglückte Abwehraktion des Weltmeisters von 2014, die die Zuschauer nach einer unerklärlich fahrigen und fehlerhaften ersten Halbzeit in Mönchengladbach pfeifen ließ. Es fehlte die Frische, es mangelte an Tempo und Ideen. Robert Andrich verkörperte die Orientierungslosigkeit, Florian Wirtz erwischte ebenso wie der andere Zauberfuß Jamal Musiala einen schwachen Tag.
Gündogan nannte den Auftritt "träge". Solch eine erste Halbzeit "ohne Intensität" dürfe sich die Mannschaft "nicht erlauben". Schon gar nicht gegen Schottland. Vier Trainingstage bleiben Nagelsmann noch.
Der Coach war bemüht, die positiven Seiten nach dem Warnschuss hervorzuheben. "Am Ende war der Sieg wichtig, um die Fans mitzunehmen. Ein spätes Tor tut immer gut. Da kann man in Leverkusen nachfragen", sagte Nagelsmann nach dem Ausgleich von Kai Havertz (56.) und dem sehenswerten Treffer von Groß (89.).
Druck von der Bank
Der späte Schuss ins Glück dokumentierte den Willen der Mannschaft. Zudem gab es wie schon gegen die Ukraine (0:0) positive Impulse von der Bank. Neben Groß überzeugten auch Sane und David Raum nach ihren Einwechslungen. "Das liegt an der Akzeptanz der Rolle. Wenn du die Rolle akzeptierst, dann kannst du das Spiel bereichern", erklärte Nagelsmann, der seinem Team attestierte, "den Job erfüllt" zu haben.
Für Euphorie besteht allerdings kein Anlass. Es sei zwar der "Glaube da, dass wir Großes erreichen können", versicherte der Bundestrainer. Er verwies aber auch auf die "hohe Leistungsdichte" beim Turnier. Die Vorrundengruppe mit Schottland, Ungarn und der Schweiz birgt Gefahren. "Wenn wir dreimal 2:1 gewinnen, dann würde ich das jetzt unterschreiben", sagte Nagelsmann, der nun in jedem Training und jedem Spiel "die Abläufe verbessern" will.
Gündogan stellte einen "Lernprozess" fest. Die Sinne, ist er sicher, seien nun "geschärft". Kroos wollte derweil die Generalprobe nicht überbewerten und analysierte gewohnt unaufgeregt: "Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden - aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden."
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