Wieso BVB-Star Waldemar Anton trotz der Krise ein Leader werden kann
Waldemar Anton und Borussia Dortmund - das passt einfach noch nicht.
19.02.2025 | 13:07 Uhr
Waldemar Anton, um den im Sommer auch Bayer Leverkusen intensiv geworben hat, läuft seiner Topform aus der vergangenen Saison hinterher - wie so viele Stars aktuell bei den Schwarzgelben. Wieso er trotzdem ein Leitwolf für die Zukunft sein kann.
Von Patrick Berger & Fabian Schreiner
Hat sich Waldemar Anton verwechselt?
Bayer-Boss Fernando Carro hatte am Samstag bei Sky 90 Extra bestätigt, dass auch Leverkusen den Innenverteidiger unbedingt verpflichten wollte. Neben der Werkself waren nach Sky Infos unter anderem auch Liverpool und Atletico Madrid am 28 Jahre alten Abwehrstar interessiert.
Leverkusens Doublesieger-Trainer Xabi Alonso hat mehrfach intensiv mit dem Nationalspieler gesprochen, der Spanier wollte Anton unbedingt als Nachfolger von Jonathan Tah holen, der sich im vergangenen Sommer mit dem FC Bayern mündlich einig war.
Am Ende entschied sich Anton allerdings für den BVB, da ihn die Verantwortlichen überzeugen konnten und im gebürtigen Usbeken - ebenso wie bei Serhou Guirassy und Pascal Groß - eine klare Säule für die Zukunft gesehen haben. "Waldemar ist ein erstklassiger Innenverteidiger und eine echte Verstärkung für uns. Er ist taktisch gut geschult, robust, kopfballstark und sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine eine absolute Führungsfigur, die positiv nach innen wirkt und immer nach dem maximal möglichen Erfolg strebt", hatte sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in der offiziellen Pressemitteilung beim 22,5 Millionen Euro teuren Wechsel zitieren lassen.
Zu Saisonbeginn war Anton noch gesetzt
In der vergangenen Saison hatte Anton als Kapitän des VfB Stuttgart noch maßgeblichen Anteil an der Vizemeisterschaft und dem Einzug in die Champions League. Der siebenmalige Nationalspieler ging voran - auf und neben dem Platz. In der Kabine hatte sein Wort als Leitwolf Gewicht. In Dortmund ist vom Stuttgarter Anton aber derzeit nur wenig zu sehen. Doch der Reihe nach.
Zu Saisonbeginn war Anton unter Nuri Sahin noch gesetzt. Der Ex-Borussen-Coach hat den Abwehrmann nach Sky Infos sehr geschätzt, weil er ihn grundsätzlich als potentiellen Leader gesehen hat. Anton stand in den ersten sieben Bundesligaspielen jeweils über die kompletten 90 Minuten auf dem Platz.
Doch dann kam das Verletzungspech: Erst stoppten ihn Oberschenkelprobleme, danach ein Muskelfaserriss. Beim Restart gegen Leverkusen fehlte er zudem wegen einer Grippe.
Was bisher noch nicht bekannt war: Sowohl beim 1:2 in Bologna - ein rabenschwarzer Abend für Anton und den gesamten BVB - und dem 2:2 gegen Bremen biss der Ex-Stuttgarter auf die Zähne und spielte mit einem Muskelfaserriss. Er wollte seine Teamkollegen in dieser schweren Phase nicht im Stich lassen und zog durch.
Für den ehrgeizigen und ambitionierten Profi waren die Verletzungen eine neue Situation, hatte der frühere Hannoveraner doch zuvor noch nie in seiner Karriere mit dieser Thematik zu kämpfen gehabt.
Anton versteckt sich nicht
Antons Tiefpunkt: Das unglückliche Eigentor beim 1:2 gegen Ex-Klub Stuttgart beim Debüt von Niko Kovac. Es passte irgendwie ins Bild.
Doch Anton ist keiner, der sich versteckt. Im Gegenteil! Er stellte sich auch in diesem schwierigen Moment nach der Niederlage gegen seinen Ex-Klub, von dessen Anhängern er ausgepfiffen wurde, den Medien - und war damit einer der wenigen Dortmunder Profis, die hinterher in der Mixed Zone den Journalisten Rede und Antwort standen. Auch in solchen Momenten will Anton Verantwortung übernehmen und sich nicht wegducken. Beim 0:2 eine Woche später in Bochum tauchten alle Stars ab.
Trotz der dürftigen Leistungen, können sich Antons Werte durchaus sehen lassen. Mit 66,50 Prozent gewonnener Zweikämpfe führt er das interne BVB-Ranking vor Nico Schlotterbeck (60,81 Prozent) und Emre Can (59,38 Prozent) an. 93,65 Prozent seiner Pässe landen beim Mitspieler - nur Niklas Süle hat eine bessere Dortmunder Quote (94,19 Prozent). 1481 Mal war Anton in dieser Bundesliga-Saison am Ball. Das sind die drittmeisten Ballkontakte aller BVB-Stars.
Beim überraschend deutlichen 3:0-Erfolg in Lissabon und bei der anschließenden Bochum-Blamage blieb Anton nun allerdings 90 Minuten auf der Bank, sogar Rückkehrer Süle wurde ihm vorgezogen. "Das hat nichts mit dem unglücklichen Eigentor zu tun, sondern Schlotti kam wieder und auf der Seite hat man dann einen klaren Linksfuß. Das ist schon ein Vorteil", hatte Kovac vor dem Spiel in Bochum erklärt.
Neben Schlotterbeck ist Kapitän Can aktuell gesetzt. "Emre macht es im Moment richtig gut, da freue ich mich sehr darüber. Wir lassen es erst mal so, wie es in Lissabon war."
Blickt man auf die verkorkste Krisen-Saison in Dortmund, wäre ein Wechsel nach Leverkusen möglicherweise die bessere Alternative für Anton gewesen. Doch der Defensivspezialist will sich durchkämpfen. Er ist nicht nach Dortmund gekommen, um zu klagen. Beim BVB glaubt man weiterhin, dass Anton eine wichtige Rolle einnehmen kann.
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