Schumacher: McLarens Wetterfrosch ist Schuld am Norris-Drama
04.10.2021 | 12:14 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal blickt er auf das Drama von Sotschi, analysiert den WM-Kampf, McLaren, Mick Schumacher und erklärt was bei Regen mit den Formel-1-Autos passiert.
Ein wahnsinnig interessantes Rennen in Sotschi liegt hinter uns. Es hat gezeigt, dass sich die Top-Teams immer schwerer tun, an McLaren vorbeizukommen. Der Traditionsrennstall ist definitiv vorne angekommen, auch wenn Teamchef Andi Seidl gerne kleine Brötchen bäckt. Lando Norris hätte am Sonntag gewinnen können. Dass er den Sieg nicht nach Hause fahren konnte ist natürlich schade für ihn.
Der Fehler lag da beim Wetterfrosch von McLaren. Teamchef Seidl hat am Sky Mikro gesagt, dass sie von leichtem Regen ausgegangen seien und man Norris deshalb draußen gelassen habe. Da kann der Fahrer dann nichts für. Hätte er gegen sein Team entschieden, dann wäre es wahrscheinlich anders ausgegangen, aber ihm fehlten halt die Informationen, die das Team hat. Doch seine Crew hatte einfach die falschen Informationen.
Ich hätte ihn eine Runde nach Hamilton reingeholt, um zumindest den zweiten Platz nach Hause zu fahren. Doch da hat man sich anscheinend dagegen entschieden. Schon eine leicht feuchte Strecke macht es für die Fahrer jedoch deutlich schwieriger zu fahren. Ein paar Spritzer machen nichts aus. Ist es jedoch flächendeckend feucht, dann verlieren die Slicks jede Haftung, das ist dann wie auf Seife.
Das kann man mit einer normalen Autofahrt gar nicht vergleichen. Bei zu viel Wasser sind die Formel-1-Autos einfach unfahrbar, weil sofort Aquaplaning entsteht.
Trotz des ärgerlichen Ausgangs für Norris, ist es für uns Zuschauer aber natürlich superspannend, dass am Ende doch Hamilton und Verstappen auf dem Podium standen. Das beste Rennen fuhr meiner Meinung nach aber Sergio Perez. Der arme Kerl hatte aber einen miesen Boxenstopp, sonst wäre er auch aufs Podest gefahren. Doch dort landete stattdessen Carlos Sainz, Perez fuhr nur als Neunter ins Ziel.
Lewis konnte dagegen kurz vor Schluss noch auf Platz eins fahren und seinen 100. Sieg in der Formel 1 holen. Glückwunsch dazu! Lewis ist aktuell der kompletteste Rennfahrer im Feld. Er hat eine große Erfahrung und arbeitet mit dem Team eng zusammen. Immer, wenn es im Qualifying oder im Rennen drauf ankommt, kann er seine Performance fehlerfrei abrufen.
Zwei Jahre hat er nach dieser Saison noch Vertrag bei Mercedes. Wie viele Siege er währenddessen holen kann, liegt auch daran, wie stark das Auto nächstes Jahr ist. Die Überlegenheit ist zwar da, aber nicht mehr so, wie es früher war. Dementsprechend fällt auch auf, dass Mercedes hin und wieder Fehler macht. Sei es strategisch oder Hamilton selbst, der in Ungarn nicht in die Box kommt oder jetzt im Qualifying von Sotschi nicht erkennt, dass er die Reifen wechseln muss.
Diese Fehler tragen dazu bei, dass der WM-Kampf spannend bleibt. Und jetzt kommen ein paar Red-Bull-Strecken. Wenn man Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Sonntag zugehört hat, dann waren sie dort schon sehr zerknirscht, dass Max noch auf P2 fahren konnte, weshalb es für Mercedes besser gewesen wäre, wenn es nicht geregnet hätte. Dann wäre Hamilton zwar nur Zweiter geworden, der Abstand zu Verstappen wäre aber größer geblieben.
Das war Glück für Red Bull. Doch die hatten ehrlich gesagt schon so viel Pech in dieser Saison. Hätten sie das nicht gehabt, wären sie weit vorne. Deshalb haben sie sich hier mal das Glück verdient. Zudem muss Hamilton demnächst wohl nochmal den Motor wechseln. Das würde bedeuten, dass er - wie Max an diesem Wochenende - auch einmal von weiter hinten starten müsste.
In zwei Wochen geht es in die Türkei. Bis jetzt war es immer so, dass Mercedes die Nase leicht vorne hatte, aber Red Bull ist grundsätzlich überall nähergekommen. Das wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit dem neuen Motor ist Verstappen vielleicht sogar im Vorteil. In der Türkei bieten sich schon viele Überholmöglichkeiten. Es ist eine schöne, schwierige Strecke. Manche Scheitelpunkte sind nicht einzusehen. Das wird ein spannendes Rennen. In der Türkei war die Formel 1 immer sehr willkommen.
Abschließend noch zu Mick: Er war bärenstark im Qualifying, lieferte dort eine Mega-Performance im Verhältnis zum Teamkollegen und hätte fast Q2 erreicht. Er hat das Qualifying-Duell gegen Nikita Mazepin schon jetzt für dieses Jahr gewonnen.
Im Rennen hat er beim Start Pech gehabt, dann aber aufgeholt und überholt. Schade ist der technische Defekt am Ende. Aber trotzdem war das für ihn ein super Wochenende. Es läuft gut.
Der Abstand zu Nikita ist groß. Wenn in der kommenden Saison das Haas-Auto besser wird, dann wird es auch einfacher zu fahren sein. Nikita ist zeitweise schnell, kommt aber aktuell mit den wechselnden Bedingungen noch nicht so klar. Für Haas und für Mick wäre es wünschenswert, wenn sein Teamkollege und er sich annähern würden.
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