Krise statt Karneval: Das 1:2 gegen Union Berlin hat die Situation beim 1. FC Köln dramatisch verschärft. Statt dem erhofften Aufwärtstrend gab es den Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz. Aus den Reihen des Effzeh hallt es nun ordentlich Selbstkritik.
Kölns Innenverteidiger Rafael Czichos fand im Sky Interview deutliche Worte und kritisierte die Mannschaft scharf: "Ich glaube, wir müssen uns nicht wundern, wenn wir die Gegentore selber so einleiten oder verteidigen - das ist einfach schlecht. So holst du niemals einen Punkt in der Bundesliga."
Einen Aufwärtstrend sehe der 30-Jährige nicht. Die gruseligen Zahlen spiegeln sich auch in der Statistik wider: Mit der Pleite gegen Union stellte der FC seine negative Vereins-Bestmarke aus zwei Spielzeiten ein, seit nunmehr 18 Spielen wartet der 1. FC Köln auf einen Sieg in der Bundesliga. Seit 19 Partien sind die Kölner auch ohne Weiße Weste, das gab es zuletzt 1974. Das zehnte Heimspiel in Folge ohne Sieg macht das negative Triple perfekt.
Gekämpft haben die Kölner bis zum Schluss. In den letzten Sekunden der Nachspielzeit hatte der Effzeh mit dem Pfostentreffer von Elvis Rexhbecaj sogar den 2:2-Ausgleich auf dem Fuß, doch es sollte einfach nicht sein.
ZUM DURCHKLICKEN: Die Karnevalstrikots des 1. FC Köln
Auch die lautstarke Unterstützung der FC-Fans, die außerhalb des Stadions mit einer großen Box Gesänge abspielten, sowie die Karnevalstrikots der Kölner brachten nicht den nötigen Push. Am Ende stand der Effzeh abermals mit leeren Händen da.
Köln offensiv "zu ungeduldig und zu ungenau"
"Ich glaube, wir haben bis zum Schluss alles probiert. Aber auch nach vorne sind wir einfach - wie in den letzten Wochen - viel zu ungeduldig und viel zu ungenau", so die knallharte Analyse von Czichos.
Zudem lässt die Leistung in der Defensive zu wünschen übrig: "Der Ball wird verlängert, und dann ist das so ein Gestochere zwischen uns [mit Marius Wolf, Anm. d. Red.]. Und wie so häufig fällt der Ball dann zum Stürmer, er [Taiwo Awoniyi, Anm. d. Red.] macht ihn auch direkt rein", beschrieb der Innenverteidiger den ersten Gegentreffer. "Das ist Bundesliga: Jeder Fehler wird direkt bestraft."
Auch Cheftrainer Markus Gisdol quittierte bei Sky: "Unser Abwehrverhalten ist in den entscheidenden Momenten einfach nachlässig. Das erste Tor, das wir bekommen, trägt nicht gerade dazu bei, dass du Selbstvertrauen entwickelst", sagte der 51-Jährige. "Wir machen uns das Leben selbst schwer."
Gisdol fordert lautstarke Kommunikation auf dem Platz
Doch was fehlt den Kölnern? In erster Linie das Selbstvertrauen, so Gisdol. Auch die Kommunikation auf dem Platz missfiel dem Schwaben: "Wir sind viel zu leise auf dem Platz. Andere Mannschaften feuern sich an, wehren sich dagegen. Da muss ich meine Mannschaft in die Verantwortung bringen. Es war mir heute viel zu ruhig. Wir müssen viel lauter und aktiver sein", fordert der Cheftrainer.
Eine kleine Hoffnung liegt auf der Rückkehr von Kapitän Jonas Hector (Nackenverletzung). "Er ist unser unumstrittener Führungsspieler", betonte Gisdol. "Er war heute auch in der Halbzeit in der Kabine, er war vor dem Spiel in der Kabine und spricht diese Dinge genau mit mir dann an. Das ist gut."
Klare Ansage von Gisdol
Doch bis Hector wieder auf dem Platz lautstarke Kommandos geben kann, muss der Effzeh sich auf die kommenden Aufgaben fokussieren. "Du musst klar bleiben, du musst arbeiten und du musst die einzelnen Punkte holen", so die Ansage von Gisdol. In der aktuellen Situation der Kölner sei jeder einzelne Punkt wichtig. "Und wir hätten heute einen Punkt machen können, wenn nicht müssen."
Czichos: "... sonst gewinnen wir kein einziges Spiel"
Das große Aufbäumen gegen Union Berlin blieb jedoch aus. "Ich glaube, man hat es auch eben in den Gesichtern gesehen von den Jungs", erzählte Czichos und gibt die Marschroute für die kommenden Spiele vor: "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter Gas zu geben. Und wir müssen diese Fehler abstellen, sonst gewinnen wir kein einziges Spiel dieses Jahr."
Und nächsten Samstag bei Borussia Dortmund (ab 14:00 Uhr live bei Sky) wird die Aufgabe nicht einfacher für die Kölner, ihre lang ersehnte Trendwende einzuleiten.