2. Bundesliga: Die Stimmungslage bei Schalke, Werder, St. Pauli, Darmstadt & Nürnberg
Euphorie, Frust & Trotz: Das Stimmungsbarometer im Aufstiegs-Krimi
17.04.2022 | 23:19 Uhr
Noch vier Spieltage sind in der 2. Bundesliga zu absolvieren. Die ersten fünf Teams trennen nur sechs Zähler. Sky Sport schätzt die aktuelle Stimmungslage bei den Aufstiegskandidaten für Euch ein.
Der FC Schalke 04, Werder Bremen, FC St. Pauli, Darmstadt 98 und der 1. FC Nürnberg sind noch im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg. Die aktuelle Situation in der 2. Bundesliga.
FC Schalke 04
Die Königsblauen sind die Mannschaft der Stunde. Nach dem Trainerwechsel von Dimitrios Grammozis zu Mike Büskens haben die Knappen alle ihre fünf Partien gewonnen. Büskens hat Schalke von Rang sechs an die Tabellenspitze geführt. 56 Punkte stehen auf dem Konto, dazu die beste Tordifferenz aller Teams der Liga (+28).
Mit dem 5:2-Erfolg in Darmstadt hat S04 einen großen Schritt in Richtung Wiederaufstieg gemacht. Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde und Sturmpartner Marius Bülter sind zur richtigen Zeit in Topform, markierten in Darmstadt alle fünf Tore. Besonders die Effizienz, mit der Schalke bei den Lilien auftrat, war beeindruckend und könnte zum Trumpf im Liga-Schlussspurt werden.
"Wir sind allerdings nicht so in die Partie gekommen und haben viele Bälle von außen zugelassen. Wir haben dem Gegner die Möglichkeiten gegeben, die es braucht, um erfolgreich zu sein. Doch nach der Darmstädter Führung hat die Mannschaft gut reagiert, immer an sich geglaubt und das Spiel angenommen", meinte S04-Trainer Mike Büskens. Doch selbst eine verschlafene Anfangsphase konnten die Knappen schnell vergessen machen.
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Die Euphorie im Ruhrgebiet ist riesengroß. Schalke hat den Aufstieg in eigener Hand, spielt noch zu Hause gegen die direkten Kontrahenten Bremen und St. Pauli sowie in Nürnberg. Dazu steht noch die Auswärtspartie in Sandhausen an. "Die richtige Tugend ist nun, dass du in der Birne klar bleibst und dir nichts vormachst. Wir müssen Woche für Woche liefern, um da oben zu bleiben", drückte Sportdirektor Rouven Schröder bei Sky ein wenig auf die Euphoriebremse.
Dennoch: Schalke ist der Topfavorit auf den Aufstieg, dafür spricht neben der Qualität im Kader vor allem die aktuelle Form. Im Topspiel am kommenden Spieltag gegen Bremen (ab 13:30 Uhr live und exklusiv auf Sky) kann Königsblau mit einem Heimsieg schon für eine kleine Vorentscheidung sorgen. Einziger Wermutstropfen: Kapitän Danny Latza verletzte sich in Darmstadt am Sprunggelenk und musste vom Platz getragen werden. Die Diagnose steht noch aus.
SV Werder Bremen
Hinter Schalke hat Bremen die besten Aussichten auf den Sprung ins Oberhaus. Mit 54 Punkten (Tordifferenz: +15) belegen die Norddeutschen den zweiten Rang. Mit einem Sieg auf Schalke kann das Team von Trainer Ole Werner am kommenden Spieltag an die Tabellenspitze springen. Seit Werner das Zepter an der Weser übernommen hat, hat Werder nur eine von 15 Partien verloren und ist dabei von Rang zehn auf einen Aufstiegsrang geklettert.
Dennoch stockte es nach zuletzt drei 1:1-Unentschieden ein wenig im Werder-Getriebe. "Wir müssen nach wie vor unsere Ausgangsposition betrachten. Du gewinnst in dieser Liga kein Spiel im Vorbeigehen", machte SVW-Coach Werner nach dem 1:1 gegen Nürnberg deutlich. Werder verpasste gegen den Club einen Big Point im Aufstiegsrennen, konnte aber durch das Remis Rang zwei verteidigen und gleichzeitig Nürnberg auf Distanz halten.
Bremen zeigte dabei allerdings wie zuletzt häufiger zwei Gesichter. Einerseits spielerische Dominanz sowie viel Druck und Zug zum Tor in Durchgang zwei. In den ersten 45 Minuten enttäuschten die Norddeutschen hingegen. "Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu langsam gespielt, auch kein Tempo im letzten Drittel gefunden. Und dann bekommst du ein Gegentor und rennst der Musik wieder hinterher. Das ist dann der Grund, warum wir am Ende aktuell immer nur einen Punkt mitzunehmen und nicht alle drei", resümierte Leonardo Bittencourt am Sky Mikrofon.
Der Bremer Offensivakteur fügte hinzu: "Das wir immer wieder nach Rückständen zurückkommen, spricht natürlich für unsere Qualität. Aber die Qualität auch mal in Führung zu gehen, sollten wir uns jetzt schnell wieder aneignen, weil es das viel leichter macht, als ständig hinterher zu rennen." Zufriedenheit, was die derzeitige Form angeht, sieht anders aus.
Allerdings hat Werder nach dem Schalke-Spiel mit Kiel, Aue sowie Regensburg ein machbares Restprogramm. Bremen ist trotz kleinerer Rückschläge noch voll auf Aufstiegskurs. Allerdings muss bald ein Erfolgserlebnis her. "Wir müssen mal wieder drei Punkte holen. Das wird aber in der Liga gegen jeden Gegner schwer, nicht nur gegen Schalke", betonte Mitchell Weiser bei Sky.
FC St. Pauli
Nicht besonders gut dürfte die Stimmung aktuell auf St. Pauli sein. Die Kiezkicker holten nur zwei Punkte aus den vergangenen drei Partien und schwächeln im Saisonendspurt. Gerade das jüngste 1:1 beim SV Sandhausen war ein großer Rückschlag. "Am Ende hast du einen Punkt mehr auf dem Konto gefühlt sind es aber fünf weniger", sagte ein frustrierte FCP-Trainer Timo Schultz bei Sky.
Mit 53 Punkten (Tordifferenz: +15) sind die Hamburger auf dem Relegationsplatz und auf Tuchfühlung zu Schalke und Bremen, doch die Formkurve spricht gegen St. Pauli. Zu viele Unkonzentriertheiten und einfache Fehler schleichen sich in letzter Zeit immer wieder ins eigene Spiel ein. Zudem stimmt die Körpersprache nicht.
"Wir machen in der Schlussphase von Minute zu Minute weniger, spielen die Konter schlecht aus. Dann schlafen wir bei der Ecke und kriegen ein spätes Gegentor. Am Ende stehen wir da mit zwei verlorenen Punkten. Wir müssen einfach viel cleverer sein und so ein Ding auch mal dreckig gewinnen", regte sich Abwehrchef Philipp Ziereis nach dem Last-Minute-Ausgleich von Sandhausen am Sky Mikrofon auf.
St. Pauli hat sich durch die jüngsten Ergebnisse um eine deutlich bessere Ausgangslage gebracht. Die Hamburger treffen nun an den letzten vier Spieltagen auf drei direkte Konkurrenten. Mit Darmstadt, Nürnberg, Schalke sowie dem Saisonfinale gegen Fortuna Düsseldorf wartet das schwerste Restprogramm aller Aufstiegskandidaten.
"Wenn wir es packen wollen, müssen wir dann ein anderes Gesicht zeigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine Reaktion zeigen werden. Wir müssen als Team noch enger zusammenrücken. Wir haben die Chance, in die Bundesliga aufzusteigen. Diese sollten wir beim Schopf packen", blickte Stürmer Maximilian Dittgen bei Sky nach dem Rückschlag im Hardtwald voraus. Eine gewaltige Leistungssteigerung der Kiezkicker ist von Nöten, ansonsten wird St. Pauli in den Topduellen wenig anzumelden haben.
SV Darmstadt 98
Auch bei den Lilien dürfte die Stimmung derzeit nicht besonders gut sein. Drei der vergangenen vier Partien wurden verloren, alle Niederlagen (Bremen, Nürnberg, Schalke) setzte es in den direkten Aufstiegsduellen. Die Hessen rutschten dadurch von der Tabellenspitze auf die vier - mit 51 Punkten (Tordifferenz: +16) ist Darmstadt dennoch voll bei der Musik dabei.
Gegen die effizienten Schalker hatten die Lilien allerdings auch Pech, der Spielverlauf verlief unglücklich. Unmittelbar vor dem vorentscheidenden 2:4 durch Bülter (48.) machte Philipp Tietz das vermeintliche 3:3. Doch der Torjäger der Gastgeber stand beim Zuspiel minimal im Abseits. In der Vorwoche in Nürnberg hatte Darmstadt viele Chancen vergeben.
"Wir haben versucht, uns mit viel Herz und Engagement gegen die Niederlage zu stemmen. Unser Blick ist trotzdem nach vorne gerichtet. Wir werden uns schütteln und dann weiter stabil bleiben", reagierte SVD-Trainer Thorsten Lieberknecht nach dem Schalke-Spiel trotzig.
Auffällig: Mannschaft und Fans sind in Darmstadt eine Einheit. Der gesamte Verein ist trotz der Rückschläge heiß auf den Endspurt. "Ich kann auch beide Hände dafür ins Feuer legen, dass wir bis zum letzten Spieltag alles geben werden. Die Reaktion der Zuschauer nach Abpfiff war der Hammer. Jeder sieht, dass das einfach geile Fans sind. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen", lobte Angreifer Philipp Tietz die Unterstützung sowie den Zuspruch der Anhänger am Böllenfalltor.
Ein Schlüsselspiel wird das Duell am kommenden Spieltag am Millerntor. Dort könnten die Lilien zumindest auf den Relegationsrang springen, Mit Aue, Düsseldorf und Paderborn wäre das Restprogramm anschließend zudem durchaus machbar. "Wir sind mental stark genug und können mit Rückschlägen umgehen", erklärte Fabian Holland.
1. FC Nürnberg
Die schlechteste Ausgangslage des Spitzen-Quintetts haben die Franken. Mit 50 Punkten fehlen sechs Zähler nach ganz vorne und bereits drei auf den Relegationsrang. Dazu kommt die schwache Tordifferenz (+6), die bei Punktgleichheit den Unterschied machen würde. "Wir sind noch ein bisschen hintendran", machte Abwehrboss Florian Hübner am Sky Mikrofon klar.
Dennoch ist der Club noch nicht abzuschreiben. "Bei uns läuft es gerade richtig positiv. Wir wollten unbedingt auswärts etwas mitnehmen und das haben wir geschafft", freute sich FCN-Coach Robert Klauß nach dem 1:1 in Bremen. Aus den vergangenen acht Partien ging Nürnberg nur einmal als Verlierer vom Platz. Der Trend und die Formkurve sprechen für das Klauß-Team.
In Bremen trat der Club vor allem in der ersten Halbzeit mutig auf. "Da hatten wir einen guten Mix aus attackieren und tiefem Verteidigen. Richtig gute Umschaltmomente. Wenn wir das 2:0 nachlegen, läuft das Spiel anders. In der zweiten Halbzeit standen wir zu tief und sind nicht mehr hinten herausgekommen. Hinten raus mussten wir richtig leiden und kämpfen", so Klauß.
Zwar hätte Nürnberg mit einem Dreier sich eine Top-Ausgangsposition erarbeiten können, mit dem Zähler halten die Franken allerdings zumindest die Hoffnung auf den Aufstieg am Leben. "Einen Punkt in Bremen: Ich glaube, wir können zufrieden sein. Wir spielen noch gegen St. Pauli und Schalke, die beide vor uns stehen. Wir wollen da oben mitspielen und schauen dann, was am Ende dabei herauskommt", gab sich Nikola Dovedan bei Sky zuversichtlich.
In den direkten Aufstiegsduellen kann Nürnberg also aus eigener Kraft Boden gutmachen. Zudem stehen mit Sandhausen und Kiel noch zwei Gegner vor der Brust, die der Club auf dem Papier zumindest besiegen sollte. Daher ist die Stimmung bei den Franken positiv, Nürnberg mischt noch mit im Rennen um die Bundesliga.
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