Ex-Schalke-Juwel startet durch - jetzt auch bei Flick?
16.03.2023 | 19:25 Uhr
Vor weniger als einem Jahr lief Malick Thiaw noch in der 2. Bundesliga auf - heute ist er auf der ganz großen Bühne angekommen. Der Ex-Schalker hat den Durchbruch bei Milan geschafft und scheint zu noch Höherem berufen. Für Hansi Flick könnte er das fehlende Puzzleteil sein.
Debüt in der Champions League, gesetzter Stammspieler und gefeierter Fan-Liebling: Für Malick Thiaw könnte es derzeit wohl nicht besser laufen. Der 21-Jährige kommt nach einem holprigen Start bei AC Milan immer mehr in Fahrt und ist aus der Abwehrreihe der Rossoneri aktuell kaum noch wegzudenken.
Der 14. Februar vor gut einem Monat markierte dabei so etwas wie den Startschuss für Thiaws überschallartigen Formanstieg. Stefano Pioli, Coach der Associazione Calcio aus Mailand, bewies an jenem Tag ein goldenes Händchen und schickte den jungen Abwehrmann im Champions-League-Hinspiel des Achtelfinals gegen Tottenham erstmals auf den Rasen in diesem Wettbewerb. In der Hinrunde war Thiaw noch kein Teil des Königsklassen-Kaders Milans. In der Serie A kam er im Vorjahr als Dauerreservist zudem auf nur drei Startelfeinsätze.
Für den Innenverteidiger bot sich also eine einmalige Gelegenheit - und Thiaw wusste sie zu nutzen. Über 90 Minuten hinweg ließ er den Spurs-Stars Harry Kane und Heung-Min Son nicht den Hauch einer Chance. "Er hat ein tolles Spiel gemacht", schwärmte auch Pioli.
Der 1,94 Meter große Abwehr-Hüne gewann 78 Prozent seiner Zweikämpfe, leitete das 1:0 punktgenau mit einem langen Ball ein und wurde von den Tifosi im Anschluss völlig zurecht zum Spieler des Spiels gekürt. Die Gazzetta dello Sport holte sogar ganz groß aus: "Das San Siro hat eine neue Legende und die kommt aus Deutschland."
In allen fünf darauffolgenden Spielen vertraute Pioli seinem Abwehrjuwel weiter von Beginn an, so auch beim Rückspiel gegen Tottenham. Wieder einmal beendete man die Partie ohne Gegentor. Die AC zog damit ins Viertelfinale ein. Auch dank des deutschen Stabilisators, der von den eigenen Fans in den Stadien und sozialen Medien derzeit Woche für Woche für seine Auftritte gefeiert wird.
Thiaw hat es geschafft. Ihm ist mit 21 Jahren nicht nur der Sprung in die erste Elf eines Top-Klubs, sondern auch auf die ganz große Fußballbühne der Königsklasse gelungen. Diese ohnehin phänomenale Entwicklung ist noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass er vor weniger als einem Jahr noch in der 2. Bundesliga auflief.
Dort war er bei Schalke 04 zu einem großen Teil mitverantwortlich dafür, dass der direkte königsblaue Wiederaufstieg gelang. Schon in der Abstiegssaison 2020/21 zuvor sorgte er als 19-Jähriger im Profi-Team der Knappen mit insgesamt 19 Bundesliga-Einsätzen als Youngster für Aufsehen. Das große Potential Thiaws, der mit 14 Jahren in die Knappenschmiede gekommen war, war schon damals offenkundig. Im Sommer wagte er den Schritt nach Italien. Die Rossoneri überwiesen sieben Millionen Euro nach Gelsenkirchen - der Deal scheint sich für Milan dieser Tage bereits auszuzahlen.
Thiaws aufsehenerregender Formanstieg bei der AC blieb sicherlich auch nicht unbeobachtet von Bundestrainer Hansi Flick. Der ist etwas mehr als ein Jahr vor der Heim-EM angesichts der jüngst immer wieder wackelnden Defensive ja ohnehin dringend auf der Suche nach langfristiger Stabilität in der Abwehr: "In der Defensive müssen wir uns verbessern", betonte der 58-jährige Bundescoach zuletzt.
Mit Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Antonio Rüdiger stehen Flick auf dem Papier zwar namhafte Verteidiger zur Verfügung, doch sie alle wussten bislang zu selten oder zumindest nicht konstant genug zu überzeugen. U-21-Nationalspieler Thiaw bringt Attribute mit, die die DFB-Abwehr bereichern könnten. So ist er trotz seiner Körpergröße dynamisch und temporeich. Er ist technisch versiert, äußerst spielintelligent und weiß, den eigenen Aufbau mit dem Ball am Fuß zu lenken. Damit würde er perfekt zu Flicks grundsätzlich offensiv ausgelegter Spielidee passen.
Schon in der bald anstehenden Länderspielpause könnte er deshalb erstmals in die Nationalmannschaft berufen werden. Am kommenden Freitag (17.03.) wird der DFB-Kader für die Testspiele gegen die Auswahl von Peru (25. März) und Belgien (28. März) bekanntgegeben. Flick kündigte bereits an, einige Neulinge zu nominieren.
Durchstarter Malick Thiaw könnte einer davon sein und womöglich zwei Extratermine in seinen Kalender eintragen. Die Chancen für eine Nominierung stehen alles andere schlecht. Was ihm bei Milan in den vergangenen Wochen bereits gelang, würde vom Ex-Schalker dann auch im DFB-Team gefordert sein: Das vorhandene Potential auf die nächsthöhere Ebene transferieren. Das Abwehrjuwel scheint bereit für diesen großen Schritt.
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