Weil Bundestrainer Julian Nagelsmann, der die Hälfte seiner 24 Spiele nicht gewinnen konnte (sechs Pleiten), einmal mehr zu viel probierte - und die Mannschaft damit in ein taktisches Chaos stürzte.
Warum nur beorderte Nagelsmann neun Monate vor der Weltmeisterschaft Joshua Kimmich wieder ins Mittelfeldzentrum? Das Modell mit dem Bayern-Star als Rechtsverteidiger funktionierte doch zuletzt - gerade bei der Heim-EM - recht ordentlich. Nagelsmann wusste ja auch schon vor dem Spiel, dass sein Kapitän "der beste Rechtsverteidiger" im Kader ist. Trotzdem rückte er von dem Plan ab.
Kimmich ließ sich gegen den Weltranglisten-52. oft als zentraler Mittelfeldspieler aktiv in den Dreier-Aufbau einbinden, Neuling Nnamdi Collins musste dadurch in einem fraglichen Gebilde extrem hoch stehen - und hatte so seine Probleme mit Feyenoord-Talent Leo Sauer. Der 21-Jährige zahlte Lehrgeld. An dem zuletzt starken Frankfurter lag es aber gewiss nicht, dass die deutsche Mannschaft verlor.
Abwehrbosse als Unsicherheitsfaktoren
Das Chaos im deutschen Spiel war vorprogrammiert. Das Zentrum war mit den drei Mittelfeldspielern Stiller, Goretzka und Kimmich zu sehr beladen. Vorne standen sich zudem Gnabry und Co. auf den Füßen.
Für das Spiel mit dem Ball hatte Nagelsmann mehrere Ideen, mal war es die Vierer- mal die Dreierkette, damit überforderte er die Mannschaft offensichtlich. Für das Spiel nach hinten gab es kaum Absicherung. Zu allem Überfluss präsentierten sich die Abwehrbosse Antonio Rüdiger, den an beiden Gegentoren eine Mitschuld trifft, und Jonathan Tah als Unsicherheitsfaktoren.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die DFB-Stars haben alle Grundtugenden vermissen lassen. Nagelsmann hat zu Recht die fehlende Emotionalität kritisiert. Kein Wille, keine Leidenschaft, kein Mut - so ist es unmöglich, ein Fußballspiel zu gewinnen.
Wirtz-Szene passt ins Gesamtbild
Dass sich Superstar Florian Wirtz nach einem leichtfertigen Ballverlust auch noch von Duda und Skriniar provozieren ließ, anstatt energisch dem Ball hinterherzujagen, passte in das Gesamtbild eines aus deutscher Sicht desaströsen Fußballabends.
Vom WM-Titel ist das DFB-Team noch meilenweit entfernt. Das hat der schwere Rückfall in Bratislava zweifelsohne gezeigt.
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